Mecidiye-Orden [مجیدی نشانی - Nişanı Mecîdî] (1852). 1. Modell (nicht brillantiert - 1852-1867), Set der 1. Klasse, Anfertigung der Osmanischen Münze
THE OTTOMAN COLLECTION TEIL 5
TÜRKEI, TÜRKEI, OSMANISCHES REICH (BIS 1923)
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RR II
Im Verlauf seiner vorsichtig am westlichen Europa - vor allem an Frankreich und Großbritannien - orientierten und auf die Modernisierung des Osmanischen Reiches ausgerichteten Regierung sah Sultan Abdülmecid I. (1823-1861, reg. seit 1839) die Notwendigkeit zur Schaffung eines mehrklassigen Verdienstordens nach europäischem Vorbild.
So wurde wohl in der ersten Hälfte des Jahres 1852 (das genaue Datum ist leider nicht bekannt) der nach ihm selbst benannte, nach dem Vorbild des französischen Kaiserlichen Ordens der Ehrenlegion [Ordre impérial de la Légion d'honneur] fünfklassige (erste bis fünfte Klasse) Mecidiye-Orden [نشان مجیدی - Nişan-ı Mecidi] für zivile und militärische Verdienste gestiftet. Die sehr detaillierten Statuten des Ordens datieren vom 29. August 1852 [13 Zilkade AH 1268], was oft als Stiftungsdatum des Ordens genannt wird.
Laut Schulze (In SZ0 S. 1120) waren deren erstem Titel zufolge Obergrenzen für Verleihungen an osmanische Bürger festgelegt: 50 in der ersten Klasse, 150 in der zweiten, 800 in der dritten, 3.000 in der vierten und 6.000 in der fünften Klasse. Verleihungen an Ausländer waren nicht limitiert.
Der zweite Titel legte die Gestalt der Insignien und ihre Trageweise fest. So zeigten die nicht brillantierten (!) Dekorationen im für die 1. bis 4. Klasse goldfarbenen und für die 5. Klasse silberfarbenen (!) Medaillon-Feld (1. Modell) die Tughra Sultan Abdülmecids I. (unverändert auch unter seinen Nachfolgern), umgeben von einem rot emaillierten Medaillon-Ring mit den Begriffen "Hamiyyet" [Hingabe], "Gayret" [Eifer], "Sadâkat" [Treue] und "sene 1268" [Jahr AD 1852], das Jahr der Stiftung des Ordens.
Die Statuten legten laut Schulze auch fest, daß die Insignien von unterschiedlicher Größe waren, und daß die Dekorationen der 1. und 2. Klasse beide aus einer Halsdekoration und einem Bruststern bestanden, die sich nur durch ihre Größe unterschieden (1. Modell). In dieser Gestalt wurden die Insignien auch während und nach dem Krim-Krieg von 1853 bis 1856 verliehen. Angefertigt wurden die Insignien prinzipiell von der Osmanischen Münze [Darphâne-i Âmire] in Konstantinopel.
Ebenfalls laut Schulze (in SZ1 S. 506) ordnete Sultan Abdülaziz (1830-1876, reg. seit 1861) im Verlauf seines Besuches der Weltausstellung in Paris 1867 an, daß künftig die (immer noch nicht brillantierten!) Dekorationen aller Klassen von gleicher Größe sein und sich nur durch ihre Trageweise unterscheiden sollten. In diesem Zusammenhang erfolgte auch die Änderung des Medaillon-Feldes der 5. Klasse von Silber auf Gold. Auch die Bruststerne sollten künftig das gleiche Format haben. Des weiteren wurde angeordnet, daß die Dekoration der 1. Klasse zukünftig am Schulterband zu tragen sei, und nicht mehr wie bisher, am Halsband. (2. Modell, 1. Ausgabe).
Ab einem unbekannten Zeitpunkt, wohl in den frühen 1870er Jahren, erfolgte dann die Ausgabe brillantierter Dekorationen und Bruststerne (2. Modell, 2. Ausgabe). Die Gestaltung der Insignien änderte sich dann bis auf minimale fertigungstechnische Unterschiede bis zum Ende der Verleihungen im Jahre 1922 nicht mehr. Allerdings ist festzustellen, daß ab Ende des 19. Jahrhunderts wieder Unterschiede im Durchmesser der Insignien aller Klassen festzustellen ist, ohne daß hieraus eine bestimmte Regelmäßigkeit abzuleiten wäre und ohne daß eine diesbezügliche Anordnung bekannt ist.
Die erste Klasse konnte in einer besonderen Ausführung "in Brillanten" also besetzt mit Diamanten in Altschliff verliehen werden. Ob auch Insignien der zweiten und der dritten Klasse "in Brillanten" verliehen wurden, oder ob es sich bei im Markt vorkommenden solchen Exemplaren um solche der ersten Klasse in der Trageweise der beiden anderen handelt, darüber gibt es bisher keine Erkenntnisse.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurden ähnlich wie bei der Imtyaz- und der Liyakat-Medaille (dort jedoch in Form gekreuzter Säbel europäischer Art) gekreuzte sog. Scimitare [kılıç], auch als "Mamluken-Säbel" bezeichnet, für die Insignien des Mecidiye-Ordens eingeführt, wenn dieser für außerordentliche Tapferkeit im Gefecht verliehen wurde. Anders als bei den Medaillen waren die Scimitare direkt auf den Insignien durch das Medaillon hindurch angebracht. Allerdings wurden hierfür weder die Statuten erweitert, noch ist bisher eine diesbezügliche osmanische Verordnung aufgetaucht. Auch während des Krieges erfolgte die deutliche Mehrheit der Verleihungen sowohl an Osmanen als auch an Ausländer ohne gekreuzte Säbel, was auch ihr relativ seltenes Vorkommen (zumindest der zweifelsfrei originalen Stücke!) auf dem Sammlermarkt erklärt.
Zudem konnten die vierte und die fünfte Klasse sowohl während des Ersten Weltkrieges als auch während des darauf folgenden Türkischen Befreiungskrieges (1919-1923) mit Bandspangen mit folgenden Bezeichnungen in altosmanischer Schrift verliehen werden: Çanakkale" (für die Dardanellen), "Kafkasya" [Kaukasus], "Sina" [Sinai], "Kutul-Amare" [Belagerung von Kut], "Filistin" [Palästina], "Sakarya" [Sakarya], "Romanya" [Rumänien], "Galiçya" [Galizien], "Trablusgarb" [Tripolitanien-Libyen], "Gazze" [Gaza] und "Kanal" [Suez-Kanal].