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Naves in Nummis – Schiffe auf Münzen

18. November 2024


Viele der Münzstätten liegen an Meeren oder Flüssen, da lag das Bild des Schiffes auf Münzen eigentlich nicht weit. So sind bereits in der Antike, als sich die Münzstätten rund um das Mittelmeer befanden, wie Frösche an einem Teich, Schiffe auf Prägungen dargestellt worden. Eine der frühesten Darstellungen dieser Art stammt aus der phönizischen Stadt Sidon (Losnr. 2110). Die Vorderseite zeigt eine Galeere über Wellen. Die phönizischen Städte gelten als Heimat großer Seefahrer, die über Zypern, bis nach Sizilien und Spanien Kolonien gründeten und durch die Straße von Gibraltar bis in den Golf von Guinea fuhren. Aufgrund dieser Verbindung sollte Sidon schon bald zu einer der führenden Städte gehören.

Losnummer 2110: Phoenicia. Sidon. Baalshallim II., 401-366 v. Chr. Doppelschekel. Gutes sehr schön. Schätzung: 1.000,00 Euro

In der Zeit der Münzherstellung stellten die Phönizier für die Perser die Flotte. Die Abhängigkeit vom persischen Großkönig wird auf der Rückseite deutlich, dort steht dieser im Wagen, der König von Sidon dahinter auf dem Boden.

Nachdem Alexander der Große sein Reich erobert hatte, brachen nach seinem Tod im Jahr 323 v. Chr. die Diadochenkämpe aus. Einer der Akteure, Demetrios Poliorketes (der Städtebelagerer), zeigte auf seinen Münzen die Siegesgöttin Nike auf dem Vorderteil eines Schiffes, der Prora (Losnr. 2060 und 2061).

  

Losnummer 2060: Königreich Macedonia. Demetrios Poliorketes, 306-283 v. Chr. Hemidrachme, 298/295 v. Chr., Tarsos. Dunkle Tönung, sehr schön. Schätzung: 75,00 Euro

Losnummer 2061: Königreich Macedonia. Demetrios Poliorketes, 306-283 v. Chr. Hemidrachme, 298/295 v. Chr., Tarsos. Leichte Tönung, sehr schön. Schätzung: 75,00 Euro

Unten ist der Rammsporn zu erkennen, mit dem feindliche Schiffe am besten auf der Längsseite getroffen wurden. Die Rückseite stellt den Gott Poseidon dar und verbindet Demetrios somit mit dem Beherrscher der Meere. Die Darstellung des Vorderteils des Schiffes wurde stilgebend. Die meisten römisch-republikanischen Bronzemünzen zeigten die Prora, auf einigen wenigen Denaren wurden ganze Galeeren dargestellt.

Losnummer 2139: Römische Republik. Denar, 109/108 v. Chr., Rom. Feine Tönung, sehr schön. Schätzung: 60,00 Euro

oder auf den berühmten Legionsdenaren Marc Antons (Losnr. 2158).

Losnummer 2158: Marcus Antonius, † 30 v. Chr., Denar, 32/31 v. Chr., Patras. Dunkle Tönung, kl. Punze auf dem Avers, kl. Kratzer auf dem Revers, sehr schön. Schätzung: 75,00 Euro

Aber auch in Griechenland wurde die Prora auf Münzen gesetzt. Dies ist bei Leukas in Arkananien der Fall (Losnr. 2064).

Losnummer 2064: Acarnania. Leukas. Stater, 167/100 v. Chr. Übliche Prägeschwächen, sehr schön/vorzüglich. Schätzung: 400,00 Euro

Dort ist sie auf der Rückseite zusammen mit dem Magistratsnamen zu sehen. Die Vorderseite zeigt ebenfalls ein nautisches Attribut, denn die Artemisstatue hält ein Aphlaston, somit den künstlerisch gestalteten Aufsatz des Hinterstevens, in der Hand.

In der römischen Kaiserzeit trat die Prora als Attribut der Getreidepersonifikation Annona oder der Siegesgöttin Victoria Navalis häufig auf. Im Vollbild dagegen kamen Schiffe nur unter wenigen Kaisern vor, so unter dem Reisekaiser Hadrian (Losnr. 2208),

Losnummer 2208: Römische Kaiserzeit. Hadrianus, 117-138. Denar, 121/123, Rom. Feine Tönung, Schrötlingsrisse, sehr schön. Schätzung: 75,00 Euro

unter der Familiendynastie der Severer bei Septimius Severus (Losnr. 2255),

Losnummer 2255: Römische Kaiserzeit. Septimius Severus, 193-211. Denar, 204/206, Rom. Selten. Sehr schön. Schätzung: 400,00 Euro

bei seinem Sohn Caracalla (Losnr. 2257)

Losnummer 2257: Römische Kaiserzeit. Antoninus III. Caracalla, 198-217.Denar, 201/206, Rom. Selten. Feine Tönung, Schrötlingsrisse, sehr schön. Schätzung: 50,00 Euro

und bei Elagabal (Losnr. 2264)

Losnummer 2264: Römische Kaiserzeit. Antoninus IV. Elagabal, 218-222. Denar, 218/219, Antiochia. Leichte Verfärbungen, sehr schön. Schätzung: 60,00 Euro

sowie unter dem Begründer des Gallischen Sonderreiches Postumus (Losnr. 2289 und 2299).

Losnummer 2289: Römische Kaiserzeit. Postumus, 260-268. Antoninian, 260, Colonia, 3. Emission; Leichte Prägeschwächen, sehr schön. Schätzung: 25,00 Euro

Losnummer 2299: Römische Kaiserzeit. Postumus, 260-268. B-Abschlag von den Stempeln des Aureus, 268, Colonia. Von größter Seltenheit. Dunkle Tönung, leichte Verfärbungen, Schrötlingsrisse, min. korrodiert,  fast sehr schön. Schätzung: 1.000,00 Euro

In der Neuzeit traten Schiffsmotive ebenfalls häufig in Münzstätten auf, die einen Bezug zum Meer hatten. Jetzt wurden natürlich keine Galeeren mehr dargestellt, die Schiffstypen hatten sich gewandelt. Dies gilt vor allem für die englischen Küstenstädte, die Ende des 18. Jh. Token mit Schiffsmotiven produzierten. Zu dieser Reihe gehören Southampton (Losnr. 2514),

Losnummer 2514: Irland. Stadt Southampton. Shilling Token o.J. Selten. Winz. Kratzer, vorzüglich. Schätzung: 100,00 Euro

Portsmouth (Losnr. 2512)

Losnummer 2512: Irland. Stadt Portsmouth. 1/2 Penny Token 1797. Winz. Schrötlingsfehler, vorzüglich. Schätzung: 100,00 Euro

und Maldon (Losnr. 2502),

Losnummer 2502: Irland. Essex. Stadt Maldon. 1/2 Penny Token, o.J. Vorzüglich. Schätzung: 75,00 Euro

alle in Essex, genauso wie Newcastle in Northumberland (Losnr. 82), Brighton in Susse oder auch das schottische Dundee (Losnr. 2496).

Losnummer 2496: Irland. Angusshire. Stadt Dundee. 1/2 Penny Token 1796. Fast Stempelglanz. Schätzung: 125,00 Euro

Es sind vor allem Lastkähne oder Hafenansichten, die dort verwendet wurden. Diese Geldersatzmarken kamen während des Handelskrieges mit dem revolutionären Frankreich auf, wenige Jahre bevor Napoléon das Importverbot für englische Waren durch seine Eroberungen 1806 in eine Kontinentalsperre gegen England ausweiten konnte.

Ebenfalls ein Schiff, diesmal einen Dreimaster, als Motiv wählten einige Jahre zuvor 1766 Amerikaner, um William Pitt für den Neustart des Handels zu danken (Losnr. 2952).

Losnummer 2952: USA. Early American Tokens.1/2 Penny Token 1766. Selten. Sehr schön. Schätzung: 125,00 Euro

Pitt hatte im Unterhaus Großbritanniens energisch gegen die Stempelsteuer für die amerikanischen Kolonien argumentiert, die dort als eine der ersten direkten Steuern im Jahr 1765 für Unruhe und Handelssanktionen gesorgt hatte. Pitt konnte als neuer Premierminister Großbritanniens die Steuer wieder aufheben. Darauf spielt der amerikanische Token an.

Bei der spanischen Belagerung Gibraltars 1783 wurde die britische Exklave natürlich auch von See aus beschossen. Diese Situation ist auf einer Medaille dargestellt, auf der die Festung von verschiedenen Schiffstypen unter Feuer genommen wird (Losnr. 2494).

Losnummer 2494: Gibraltar. Britische Kolonie. George III., 1760-1820. Bronzemedaille 1783, unsigniert, auf die Belagerung von Gibraltar. Vorzüglich-Stempelglanz. Schätzung: 75,00 Euro

Die Rückseite zeigt den Untergang von der Royal George 1782 während der Reparatur in Spithead. Sie war eigentlich für den Entsatz Gibraltars vorgesehen.

Einen auf See fahrenden Dreimaster wählte die Batavische Republik zum Wappen (Losnr. 2697).

Losnummer 2697: Batavische Republik. Holland. 1 Gulden 1802, Enkhuizen. Sehr schön-vorzüglich. Schätzung: 200,00 Euro

Dies verwundert nicht, waren doch die Niederländer eine der großen Seefahrernationen der Neuzeit. Die vom revolutionären Frankreich unterstützte Republik hatte jedoch keinen langen Bestand, Napoléon wandelte sie 1806 in das Königtum Holland um und übergab den Thron seinem Bruder. Erst 1813 erlangten die Niederländer ihre Unabhängigkeit zurück.

Der Token aus Colombo in Sri Lanka stammt aus der Zeit der Britischen Kronkolonie (Losnr. 2938).

Losnummer 2938: Sri Lanka. Ceylon. Stadt Colombo. Black Vulcanite Token (25 Cents) o. J. (1872). Winz. Randfehler, vorzüglich-Stempelglanz. Schätzung: 100,00 Euro

Er ist in England hergestellt worden. Hier wird ein Katamaran dargestellt. Es ist der Token einer Mühle und galt für die Ernte eines Zentners Kaffee zum stark reduzierten Preis von 25 Cent. Die Anfangsbuchstaben der Vornamen der Besitzer der Mühle sind auf der Rückseite als Monogramm zu sehen. Das Schiff steht hier wohl für die Lage der Mühle am Ufer eines Kanals.

Die nach dem ersten Weltkrieg freie Stadt Danzig prägte eigene Münzen. Auf dem 5 Gulden-Stück wurde eine Kogge dargestellt (Losnr. 4773).

Losnummer 4773: Danzig. 5 Gulden 1935. Sehr schön-vorzüglich. Schätzung: 200,00 Euro 

Diese wurde im Prägejahr 1935 natürlich nicht mehr verwendet, sondern erinnert an die große Zeit Danzigs in der Hanse. Die im 14. Jahrhundert wichtigsten Handelsschiffe waren Koggen mit den Türmen für Bogenschützen an Bug und Heck.

Allen Schiffsdarstellungen ist eigen, dass sie auf die Seefahrt und den Handel verweisen. Der Zusammenhang der beiden ist uns in den letzten Jahren nur allzu bewusst geworden, als der Suezkanal im März 2021 von dem Containerschiff „Ever Given“ blockiert war bzw. nun die Huthi-Rebellen im Jemen die Schiffe beschießen, sodass viele Reeder den langen Umweg um das Kap der Guten Hoffnung vorziehen, Lieferungen sich damit aber drastisch verzögern und verteuern. Als der Suezkanal ab dem Sechstagekrieg gegen Israel 1967 von den Ägyptern insgesamt acht Jahre gesperrt wurde, musste in Europa das Benzin rationiert werden. Es wird deutlich, wie wichtig freie Seefahrt für den weltweiten Handel von Gütern ist. Dies wird uns durch die über jahrhundertealte Darstellung von Schiffen auf Münzen und Medaillen noch bewusster.

Eine andere Interpretation wird dem sog. Reisetaler Augusts des Jüngeren nachgesagt (Losnummer 3605).

Losnummer 3605: Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. August der Jüngere, 1635-1666. Reichstaler o.J., Zellerfeld. Dunkle Patina, sehr schön. Schätzung: 500,00 Euro

Hier steht der nachdenkliche Reisende vor dem Schiff als bildlicher Ausdruck seines Mottos „Alles mit Bedacht“.  Das Schiff steht hier nun für eine Reise, wenn auch keine reale.