Orientalische Münzen (7.-21. Jahrhundert)
Die arabische Münzgeschichte beginnt mit der Nachahmung byzantinischer und sasanidischer Typen, da die Eroberer der zuvor von Byzanz beherrschten Gebiete bis zur Zeit Mohammeds noch keine eigene Münzprägung kannten. Neben der teilweise recht freien Interpretation ihrer Vorbilder, wurde auf den arabischen Prägungen auch der herrschende Kalif dargestellt.
Abassiden. Harun-al-Raschid, 786-809. Dinar, 808/9. Zuschlag: 240 Euro.
Um 696/698 ordnete der Umayyaden-Kalif Abd al-Malik (685-705) das orientalische Münzwesen neu. Als Standardgoldmünze wurde anstelle des Solidus der Dinar (abgeleitet vom lat. denarius) mit einem Normgewicht von 4,25 g eingeführt. Im Silber löste der 2,86 g schwere Dirham (abgeleitet von gr. Drachme) die sasanidische Drachme ab und im Kupfer wurde als orientalische Kleinmünze für den lokalen Geldverkehr der Fals (abgeleitet vom lat. Follis) geprägt.
Artuqiden in Hisn Kayfa und Amid. Dirhem, 1160/1. Zuschlag: 600 Euro.
Durch das Bilderverbot im Islam zeigen die orientalischen Münzen seit den Umayyaden in der Regel nur Schriftinformationen in einer genau festgelegten Abfolge von Koransprüchen, sowie der Angabe von Prägeort, Prägejahr und (seit 786/787 auf den Silbermünzen) des Kalifen. Das Prägejahr wird dabei in der islamischen Zeitrechnung nach dem Jahr der Hidschra (AH = 16. Juli 622), also der Flucht des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina, angegeben. Aufgrund der islamischen Zählung nach Mondjahren mit 336 Tagen lässt sich das entsprechende christliche Jahr am besten nach der Formel (AH - 3,03%) + 622 = AD berechnen. Aufgrund dieser umfangreichen Informationen sind die islamischen Münzen ein hervorragendes Datierungsmittel in archäologischen Zusammenhängen und wichtige Zeugnisse der Geschichte. Mit der Ausdifferenzierung des arabischen Reiches im 9./10. Jahrhundert in eigene Herrscherdynastien ergibt sich eine Vielzahl möglicher Sammelgebiete vom Mittelalter bis in die Neuzeit und von Europa über Nordafrika bis nach Asien. Man denke in diesem Zusammenhang nur einmal an die orientalischen Münzen des Hafsiden-Reiches in Tunesien (1229-1574), des Kalifats von Córdoba (929-1031), des Osmanischen Reiches (von ca. 1299-1923), sowie der Mongolen, Seldschuken und Zengiden.
Osmanisches Reich. Muhammad V., 1909-1918. Goldprägung, Konstantinopel. Zuschlag: 3.000 Euro.
Zu den orientalischen Münzen gehören aber auch die Prägungen des bedeutenden Kushan-Reiches in Zentralasien und Nordindien vom 1.-3. Jahrhundert n. Chr. Die Nachfolger der Indo-Griechen und Indo-Skythen entfalteten u. a. eine umfangreiche Goldprägung, die noch heute vom Wohlstand der Herrscher zeugt. Spätestens seit König Vima Kadphises (um 90-100) ist das vereinheitlichte orientalische Münzbild der Kushan-Gepräge leicht zu erkennen: Auf der Vorderseite ist der stehende Herrscher neben einem rauchenden Altar dargestellt, während sich auf der Rückseite das Bild einer in der Regel iranischen Gottheit befindet. Neben den Goldprägungen (Stater) gibt es noch Bronze- und Kupfermünzen (Aes und Drachmen) für den alltäglichen Zahlungsverkehr.
Wenngleich die fremde Schrift der orientalischen Münzen auf den Anfänger zunächst abschreckend wirken mag, so lassen sich aufgrund des hohen Organisationsgrades der orientalischen Münzprägung und mit etwas Übung in der oftmals gut bebilderten Literatur recht schnell Sammelerfolge erzielen.
Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der orientalischen Münzprägung.