Militärischer Orden vom heiligen Ludwig [Ordre Militaire de Saint Louis]. 3. Modell (Regierungszeit König Ludwigs XVIII. und Karls X. - 1814-1830), 2. Ausgabe (Kreuzarm-Spitzen mit Küglechen - ab 1815), Kleinod zum Großkreuz, 78,1 x 67,0 mm, Ausführu
EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
FRANKREICH, KÖNIGREICH FRANKREICH (RESTAURATION - 1814/15-1830)
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RRR II
Extrem seltenes Kleinod, das aufgrund der mutmaßlichen Goldpunzierung in der letzten Dekade der Restauration zwischen 1819 und 1830 hergestellt und verliehen worden sein dürfte, in einem für sein Alter von nahezu 200 Jahren geradezu außerordentlichen Zustand. Laut Mazas (in MZS Band III S. 276 ff. und S. 319 f.) wurden zwischen 1814 und 1830 insgesamt 116 Großkreuze des Ordens verliehen, wovon 65 auf den Zeitraum zwischen 1820 und 1830 (einschließlich) entfielen. Der Königliche und Militärische Orden vom heiligen Ludwig wurde mit Edikt König Ludwigs XIV. (1638-1715, reg. seit 1643) vom 5. April 1693 als dreiklassiger (Großkreuz, Kommandeur und Ritter) Orden für Militärverdienste gestiftet. Er ist somit der älteste mehrklassige Verdienstorden und Vorbild für zahlreiche spätere europaweite Ordensstiftungen, bis hin zur Ehrenlegion Napoleons I. (1769-1821, Kaiser von 1804 bis 1814/15). Er beinhaltete in Anlehnung an die Ritterorden noch gewisse religiöse Aspekte (so war er ausschließlich Katholiken vorbehalten), war aber dennoch Ausdruck eines sich entwickelnden modernen Staatswesens. Nachdem im Verlauf der französischen Revolution alle königlichen Orden abgeschafft worden waren, wurde mit Dekret vom 1. Januar 1791 das Ritterkreuz des Ordens unter der Bezeichnung "Militär-Ehrenzeichen" [décoration militaire] beibehalten, um jedoch bereits mit Dekret vom 15. Oktober 1792 ebenfalls zu verschwinden. Während des Exils wurde der Orden mehrfach an exilierte königstreue Offiziere verliehen. Nachdem König Ludwig XVIII. (1755-1824, reg. seit 1814/15) feierlich am 3. Mai 1814 in Paris eingezogen und das Ordenssystem des Ancien Régime wieder in Kraft gesetzt worden war, kam es zu einer Reihe von Verleihungen des Ordens vom hl. Ludwig an Offiziere, die ihm während des Exils treu geblieben waren. Da jedoch die alten Werkzeuge zur Herstellung der Ordensinsignien während der Revolution fast vollständig zerstört worden waren und die Anfertigung neuer Werkzeuge einiger Zeit bedurfte, wurden besonders für die ersten Verleihungen Ritterkreuze in massivem Goldguss hergestellt. Diese Stücke sind aufgrund der nur sehr kurzen Anfertigungszeit besonders selten, denn ca. im Herbst 1814 standen die neuen Werkzeuge zur Verfügung. Unmittelbar infolge der Julirevolution von 1830 wurde der Orden unter König Louis-Philippe (1773-1850, reg. von 1830 bis 1848) zusammen mit allen anderen königlichen Orden (außer der Ehrenlegion) abgeschafft. Jedoch war es den Inhabern erlaubt, die Insignien weiter zu tragen, die Bourbonen-Lilien zwischen den Kreuzarmen allerdings waren zu entfernen.