Ordensinsignien. Kreuz der Ordensritter, 62,6 x 40,8 mm, mutmaßlich französische Anfertigung wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, Gold, Perlmutt, 14,0 g, die Perlmutt-Fassungen tlw. verbogen, Malteserkreuz im Avers-Zentrum und stilisie
EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
SOUVERÄNER MALTESER RITTERORDEN, SOUVERÄNER MALTESER RITTERORDEN, INTERNATIONALE FORM
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RRRR III
Trotz der tragebedingten Einschränkungen in der Erhaltung ein Exemplar von äußerster Seltenheit, und angesichts des Alters von wohl über 250 Jahren in einem ordentlichen Zustand. Nicht einmal in der bedeutenden und berühmten Sammlung von Dr. Antonio Spada (in OG2 S. 19 ff.) war ein Exemplar in einer ähnlichen Fertigungsweise mit Perlmutt-Armen bekannt.
Die große Formen- und Gestaltungsvielfalt der Ordensinsignien des 16. bis 18. Jahrhunderts erklärt sich einerseits aus dem Umstand, daß es nur sehr allgemein gehaltene, durch die Generalkapitel festgelegte Vorschriften über die Gestaltung der Ordensinsignien gab, und andererseits diese auch nicht vom Orden vergeben, sondern vom Kandidaten selbst beschafft und durch individuelle Vorgaben im Rahmen der bestehenden Vorschriften angefertigt wurden. In Rahmen der Investitur (vom lateinischen "vestire" [bekleiden]) wurden (und werden bis heute) zwar auch die Ordensinsignien im Rahmen einer liturgischen Feier in einer Kirche überreicht. Zentrales Element diese Feier war und ist, daß dem Kandidaten der schwarze Ordensmantel mit dem aufgenähten weißen Malteserkreuz umgelegt wurde (und wird), er also "angekleidet" [investiert] wird. Diese Art der Aufnahme, die allen katholischen Orden und klösterlichen Gemeinschaften bis zum heutigen Tag gemeinsam ist, verweist also auf den ordensgeistlichen Charakter des Malteserordens.
Alle bei Spada (in OG2 S. 19 ff.) abgebildeten Ritterkreuze mit Krone aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigen, wie das hier angebotene Exemplar, auf den stilisierten Kronen-Überhöhungen auf dem mittleren Kronenbügel eine größere oder kleinere Blüte.
Diese Blüte kann als besonderes heraldisches Stilmittel interpretiert werden, das der Krone hinzugefügt wurde, damit ein gewisser (heraldischer) Unterschied zu einer normalen Königskrone (besonders der französischen, spanischen und portugiesischen) hergestellt werden konnte. Die Ordensritter waren ja über ganz Europa verteilt und trugen dort auch ständig ihre Ordenskreuze. Besonders in Frankreich war man jedoch im 18. Jahrhundert besonders empfindlich, was die Verwendung royaler Symbole (wie z. B. der Königskrone) im heraldischen und phaleristischen Bereich betraf. In diesem Fall hätte die Überhöhung eines Ordenskreuzes mit einer "einfachen" Königskrone (ohne die aufgelegte Blüte) dahingehend interpretiert werden können, daß es sich bei dem betreffenden Ordenskreuz um dasjenige eines königlichen Ordens gehandelt hätte. Schon aus diplomatischen Gründen war man im Orden selbst, trotz Wahrung aller Souveränitäts-Ansprüche, auf Rücksichtnahme gegenüber den "Empfindlichkeiten" der betreffenden Souveräne bedacht.
Die Art und Qualität der Anfertigung dieses Kreuzes weist in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Allerdings ist mit Sicherheit davon auszugehen, daß das Kreuz nicht vor 1742 angefertigt worden sein kann. Als der aus Portugal stammende Manuel Pinto de Fonseca (1681-1773) am 18. Januar 1741 in Valletta zum 61. Großmeister des Malteserordens gewählt wurde, bestand formal noch die seit 1530 bestehende Lehensabhängigkeit von der spanischen Krone. Noch 1741 ließ Fonseca Scudi-Münzen mit seinem Portrait auf dem Avers und seinem Wappen auf dem Revers prägen, überhöht von einer spanischen Herzogskrone, kombiniert mit dem Großmeisterhut.
Im Verlauf des Jahres 1742 gelang es ihm, trotz heftiger Proteste seitens König Philips V. von Spanien (1683-1746, reg. seit 1700) und dessen Sohn König Carlos VII./V. (1716-1788, von 1734 bis 1759 König von Neapel und Sizilien, ab 1759 als Carlos III. König von Spanien), sich von der spanischen Oberherrschaft endgültig zu lösen und die uneingeschränkte Souveränität über Malta zu gewinnen. Als äußeres Zeichen dafür verfügte er umgehend die Aufnahme einer Königskrone als Zeichen der vollen Souveränität als Überhöhung sowohl im Ordens- als auch in seinem persönlichen Großmeister-Wappen. Noch im gleichen Jahr ließ Pinto 4 Zecchini-Münzen prägen, deren Wappen auf dem Revers eine solche Königskrone zeigten. Später kommt auf Münzen die Königskrone über dem Wappen auch in Kombination mit dem Großmeisterhut vor. Die Krone scheint auch zu Pintos Zeit als Realie geschaffen worden zu sein, man kennt sie jedoch nur von Großmeisterportraits.
Im gleichen Jahr, also 1742, scheint das Generalkapitel auch beschlossen zu haben, daß künftig das von den Ordensrittern getragene Ordenskreuz eine solche Königskrone als Überhöhung aufzuweisen hätte, in Frankreich, Spanien und Portugal jedoch wohl aus diplomatischen Gründen mit der bereits oben erläuterten gestalterischen Einschränkung.