Münzen der Kreuzfahrer (ca. 1095-1523)
Wohl kaum ein Ereignis hat die Welt des Mittelalters zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert derart sozial und kulturell beeinflusst, wie die Kreuzzüge und die damit verbundenen christlichen Staatenbildungen in Palästina und dem Mittelmeerraum.
Jerusalem. Dinar nach fatimidischem Typ. 1187-1250, Akko. Zuschlag: 650 Euro.
Im Jahre 1095 rief Papst Urban II. (1088-1099) im französischen Clermont zur Befreiung des Heiligen Landes aus der Hand der Muslime auf und löste damit die Kreuzzugswelle des Hochmittelalters aus. Der ständige Bedarf an Nachschub löste rege Handelsaktivitäten mit den Kreuzfahrerstaaten aus, von denen in erster Linie die italienischen Städterepubliken Venedig, Florenz und Genua als Kreuzfahrer profitierten. Selbstverständlich blieb auch die Münzprägung nicht unbeeinflusst von den militärischen Auseinandersetzungen.
Johanniter auf Rhodos. Helion de Villeneuve, 1319-1346. Gigliato. Zuschlag: 700 Euro.
Die Kreuzfahrernumismatik umfasst alle Prägungen des sogenannten „Lateinischen Orients“ - also der vier Kreuzfahrerstaaten in Palästina und Syrien: das Königreich Jerusalem, das Fürstentum Antiochia sowie die Grafschaften Edessa und Tripolis. Hinzu kommen die christlichen Staatengründungen in der Ägäis nach der Eroberung des Byzantinischen Reiches durch die Kreuzfahrer (1204) und die Prägungen des Johanniter-Ordens auf Rhodos. In den Münzbildern und Umschriften der Kreuzfahrer treffen europäische, islamische und byzantinische Gestaltungselemente aufeinander und gehen eine einzigartige Verbindung ein. Geprägt wurden Gold-, Silber- und Kupfermünzen.
Zypern. Jakob II., 1460-1473. Groschen. Zuschlag: 2.200 Euro
Zwischen dem Ersten und Zweiten Kreuzzug (1099-1146) wurden anscheinend nur Kupfermünzen nach byzantinischem Vorbild in Antiochia und Edessa geprägt. Danach begann bei den Kreuzfahrern eine Phase der Silbermünzprägung (ca. 1150-1250) nach europäischem Vorbild (Denare). Einprägsame Münzbilder des Königreichs Jerusalem sind beispielsweise der „Davidsturm“ Balduins III. (1143-1163) und die „Grabeskirche“ unter Amalrich IV. (1163-1174). Die vermutlich seit den 1140er Jahren geprägten Goldmünzen der Kreuzfahrer sind untergewichtige Nachahmungen arabischer Dinare mit fehlerhaften Legenden. Im Jahre 1251 verbot Papst Innozenz IV. (1243-1254) diese unchristlichen Prägungen der Münzen, die fortan ein Kreuz im Münzbild zeigten und Umschriften mit christlichem Inhalt besaßen - freilich weiterhin in arabischer Schrift.
Tauchen Sie in die Münzgeschichte einer bewegten Epoche ein und erleben Sie mit den Kreuzfahrern den mittelalterlichen Kulturaustausch zwischen Orient und Okzident im Münzbild!
Einführungsliteratur
- Malloy, A. G. / Preston, I. F. / Seltman, A. J.: Coins of the Crusader States, 2. Auflage, New York 2004.
- Metcalf, D. M.: Coinage of the Crusades and the Latin East in the Ashmolean Museum Oxford, 2. Auflage, London 1995.
- Schlumberger, G. L.: Numismatique de l’Orient latin, Paris 1878-1822.
- Stumpf, G.: Der Kreuzzug Kaiser Barbarossas. Münzschätze seiner Zeit, München 1991.