Christian, 1603-1655. Kipper-24 Kreuzer (Sechsbätzner) o. J. (1621), Erlangen. 4,53 g. Slg. Wilm. -; Slg. Kraaz -; Wintz/Deuerlein -.
DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
BRANDENBURG IN FRANKEN, BRANDENBURG-BAYREUTH, MARKGRAFSCHAFT
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Kipper-24 Kreuzer (Sechsbätzner) o. J. (1621), Erlangen. 4,53 g. Münzmeister Hans Rentzsch und Jonas Rüdel. Mit Adler auf der Vorderseite und ovalem Löwenschild (umher astronomische Zeichen) sowie das Zeichen r die Münzstättenangabe E und die geteilte Stempelschneidersignatur H - R auf der Rückseite.
Slg. Wilm. -; Slg. Kraaz -; Wintz/Deuerlein -.
Von größter Seltenheit. Sehr schön
Exemplar der Auktion Dr. Busso Peus Nachf. 375, Frankfurt/Main 2003, Nr. 2890.
In einem Schreiben vom 26. April 1621 wenden sich Hans Rentzsch aus Gräfenthal und der vormalige Schreiber und Musterschreiber des in Bayreuth stationierten Militärs, Jonas Rüdel, an Markgraf Christian, in Erlangen eine Prägestätte aufbauen und führen zu dürfen. Dem Fürsten waren die Beiden schon als Betreiber der Münzstätte in Kulmbach bekannt und dürften dato als zuverlässige Geschäftspartner gegolten haben, da sie den wöchentlich fälligen Schlagschatz für diese Anfang März 1621 eröffnete Prägestätte stets entrichtet hatten. Offenbar teilten sich fortan beide Kompagnons arbeitsteilig die Führung der Münzstätten. Der eine war für Erlangen zuständig, der andere für Kulmbach, den Ertrag aus beiden Einrichtungen wurde geteilt. Für den 29. Mai 1621 sind Rentzsch als Erlanger Münzmeister und Rüdel als Leiter der Kulmbacher Münze historisch verbürgt. Hans Rentzsch ist in den Akten bis Anfang Februar 1622 als Erlanger Münzmeister bezeugt. In den Monaten zuvor hatte er die Leitung weiterer Münzstätten teils realisiert, teils projektiert. Im oberpfälzischen Amberg trat er zunächst im August 1621 mit seinem Kompagnon Rüdel als Darlehnsgeber für den dortigen Münzmeister Nikolaus Fischer in Erscheinung (Götz, Oberpfalz S. 75), um dann am 5. November des Jahres, wiederum gemeinsam mit Rüdel, die Amberger Münze von Fischer durch Kauf zu erwerben (Götz S. 80) und sie schließlich gegen Ende des Jahres 1621 wieder an Fischer zu verkaufen (Götz S. 81). Rentzsch erhielt im Dezember ebenfalls eine markgräfliche Erlaubnis für die Errichtung einer Prägestätte in Neustadt an der Aisch, zahlte hier den Schlagschatz für den 3. bis 26. Januar und gründete im Januar 1622 wohl auch in Baiersdorf die Kippermünzstätte, die er ebenfalls nur kurzzeitig geführt haben dürfte (siehe Anmerkung zu Nr. 3465) Die kurzzeitigen Projekte dürften sich für Rentzsch als Verlustgeschäfte erwiesen haben. Im Gegensatz zur Kulmbacher Prägestätte brachte auch die Münze zu Erlangen keinen Gewinn. Nachdem Hans Rentzsch im Laufe des vorherigen Halbjahres immer mehr Schulden angehäuft, auch bei seinem Partner Jonas Rüdel und bei Silberlieferanten unerfüllte Zahlungsverpflichtungen hatte und schließlich den am 7. Februar fälligen Schlagschatz für Erlangen nicht entrichten konnte, entfernte er sich irgendwann im Laufe der ersten Februarhälfte aus der Markgrafschaft Bayreuth, um hierher nie wieder zurück zu kehren und seine Machenschaften andernorts fortzusetzen. Von Mitte Februar bis Anfang Mai 1622 betrieb Jonas Rüdel die Münzstätte Erlangen als Alleinverantwortlicher.
Hans Rentzsch signierte die unter seiner Ägide in Erlangen geprägten Münzen mit seinen Initialen H und R. Das auf markgräflich-bayreuthischen Kippermünzen auftretende Zeichen des aufgehenden Halbmonds wurde von Carl Friedrich Gebert für Erlangen reklamiert, da dieses Zeichen auch auf das Kippermünzen aus der kurzen Zeit des zweiköpfigen Münzstättenkonsortiums Rentzsch und Rüdel in der Kippermünzstätte Amberg vorkommt (vgl. Götz Nr. 77-80). Diese Beobachtung schien eingängig und fand in der Literatur breite Aufnahme, so auch in dem Werk von Wintz und Deuerlein (vgl. Wintz/Deuerlein S. 385-387, Nr. 227-236) bis hin zum Repertorium aus dem Jahre 2004 (Repertorium S. 47). Nachdem bereits Helmut Kahnt im Jahre 2001 die Vermutung geäußert hatte, dass die mit dem Zeichen „Halbmond“ signierten Stücke nach Wunsiedel gehören könnten (Münzen und Papiergeld 2001, S. 57-58), konnte diese Vermutung Gerhard Schön in seiner Dissertation aus dem Jahre 2008 manifestieren. Da uns seine Darstellung überzeugt, finden Sie die mit dem Zeichen des Halbmondes signierten Münzen im unserem Katalog unter der Münzstätte Wunsiedel, Nr. 3546-3557.