Silbermedaille o. J. (um 1700), Slg. Erlanger 2247 (dort in Zinn); Slg. Goppel -.
DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
NÜRNBERG, STADT
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Slg. Erlanger 2247 (dort in Zinn); Slg. Goppel -.
Von großer Seltenheit. Attraktives Exemplar mit feiner Patina, vorzüglich-Stempelglanz
Diese Medaille verdeutlicht zwei Prinzipien der alchemistischen Lehre: Einerseits handelt es sich dabei um die Vorstellung, daß aus dem Urstoff (Materia Prima) durch Transmutation andere Stoffe entstehen können. Bis ins 18. Jahrhundert herrschte diese Annahme auch für Metalle vor. Die Vorderseite des vorliegenden Stückes zeigt in diesem Sinne die Verwandlung von Quecksilber, das in der Alchemie als Mercurius bezeichnet wird, zu Silber, das mit dem Mond bzw. der Diana gleichgesetzt wird. Entsprechend ist die Verbrennung des römischen Gottes Merkur und die daraus entstehende Luna-Diana, hier mit der Mondsichel sowie dem Köcher als Attribut der römischen Jagdgöttin, dargestellt; dazu die lateinische Legende NON FVI, QVOD ERAM; NVNC SVM, DVM MORIOR ("Ich bin nicht gewesen, was ich war; nun bin ich's, indem ich sterbe.")
Die Rückseite verdeutlicht andererseits das Prinzip der dualen Gegensätze, die aus dem Urstoff, der Materia Prima, entspringen: oben - unten, gut - böse etc. In der Alchemie werden diese Kontrapunkte durch Sulfur und Mercurius dargestellt, die auch als männlich und weiblich verstanden werden. Es kommt allerdings ein drittes Element hinzu, das Sal bzw. Salz. Bezüglich des Verhältnisses der drei zueinander stehen unterschiedliche Meinungen nebeneinander; manchmal wird das Sal als Vermittler zwischen Sulfur und Mercurius angesehen, manchmal auch Mercurius als Bindeglied zwischen Sulfur und Sal. Letzteres steht sicherlich im Zusammenhang mit der Funktion seines Namensgebers, dem Gott Merkur, als Götterbote, der zwischen Olymp und Hades vermittelt bzw. in seiner Eigenschaft als Psychopompos ("Seelenführer"), der die Seelen vom Diesseits in die Unterwelt geleitete. Die vorliegende Medaillenrückseite scheint eben diesen Gegensatz abzubilden: Jupiter auf dem Adler steht stellvertretend für die Oberwelt resp. den Olymp resp. den Sulfur, der geflügelte Pluto für die Unterwelt bzw. das Sal sowie Merkur unmißverständlich für Mercurius. Jupiter und Pluto versuchen den entschwindenden Merkur festzuhalten, wie auch die Legende verdeutlicht: SIC CAPIVNT TECHNIS PROFVGVM ME SANGVINE IVNCTI ("So fesseln mich, [weil ich] vor den Künsten floh, meine Blutsverwandten" [wörtl. "die durch Blut Verbundenen"]). Die Umschrift weist außerdem auf die Flüchtigkeit und Wandelbarkeit sowohl des Götterboten als auch des Quecksilbers (siehe Vorderseite der Medaille) hin und betont die Einheit der Materia Prima, die nur durch das geschlossene Zusammenhalten aller drei Bestandteile bestehen kann.
Vergl. zu den Theorien der Alchemie Gebelein, H. Alchemie, München 1991, S. 64-72.