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Stadt. Einseitige Bronzegußplakette o. J. (um 1580), Weber 709,2.

EUROPÄISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
BELGIEN, ANTWERPEN

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Losnummer 4001




Schätzpreis: 6.000,00 €
Zuschlag: 6.500,00 €


Stadt.
Einseitige Bronzegußplakette o. J. (um 1580), unsigniert, auf die Vertreibung von Terlon aus der Zitadelle durch de Boers im Jahre 1577. Im Hintergrund Kastell mit Häusern und Kanonen von Festungsmauern und Wassergraben umgeben, aus dem Tor stürmen Truppen, im Vordergrund Kampfszene, darüber in Wolken thronende Justitia mit Waage und Schwert, umher Flechtbandrahmung. 179 mm; 384,28 g.
Weber 709,2.

Von großer Seltenheit. Attraktiver, zeitgenössischer Guß von guter Qualität. Gelocht, sehr schön

Erworben 1986 bei Maison Franceschi, Brüssel.

Nach unseren Recherchen konnten wir lediglich ein weiteres Auktionsvorkommen für ein Exemplar mit etwas geringerem Durchmesser finden, welches im Mai 1911 bei Schulman in Amsterdam versteigert wurde (dort Losnummer 1300). 

Dieses äußerst seltene Stück stammt aus einer Reihe von insgesamt sechs Plaketten, welche die Begebenheiten der Augusttage von 1577 in Antwerpen darstellen. Diese wurden durch die Stichfolge der Brüder Wierix nach Marten de Vos illustriert, wobei sich der Medailleur eng an die Vorlagen der Stiche hielt (vgl. Weber S. 23f. Abb. 41a-g und S. 36). 

Die Antwerpener Zitadelle, in den Jahren 1567 bis 1572 durch einen enormen Aufwand von 1.400.000 Thalern erbaut, war einer wechselhaften Geschichte unterworfen und häufig Schauplatz von blutigen Auseinandersetzungen, vor allem während der sog. Spanischen Furie im Jahr 1576. Meuternde spanische Truppen, die aufgrund des spanischen Staatsbankrotts nicht von Felipe II entlohnt worden waren, zogen plündernd umher und fielen im November 1576 in Antwerpen ein. Die Meuterer richteten ein grausames Blutbad an, das ein negatives Licht auf die spanischen Habsburger warf und das beschädigte Ansehen Felipes II weiter verschlechterte. Als Folge forderten die niederländischen Provinzen im Rahmen der Genter Pazifikation den Abzug der Spanier aus den Niederlanden. Erst im August des Folgejahres war es den Antwerpenern durch die Zahlung des noch ausstehenden Soldes möglich, die spanischen Truppen zur Räumung der Zitadelle zu bewegen. Daraufhin besetzten die Antwerpener Stände die Zitadelle mit eigenen, teils wallonischen, teils deutschen Söldnern, die unter dem Oberbefehl der Herren Terlon und de Boers standen. Die enge Beziehung Terlons mit Johann von Österreich ließ de Boers vermuten, daß sich ein weiterer Aufstand anbahnen könnte. Um nicht erneut den Verlust über die Kontrolle der Zitadelle zu riskieren, vertrieb de Boers Terlon und seine wallonischen Truppen aus der Zitadelle. In einer zeitgenössischen Chronik lautet es: "Dazumale waren im Castell oder Schlosse zu Antwerpen von den Ständen verordnete Oberste / der eyn von Terlon / der ander von Boers genannt. Als aber diser vermuten mochte / daß der ander mit Johann de Austria / dieweil sie beyderseits an eynander viel Brieffe schrieben / etwas verdeckte Händel vorhette / name er in gefangen / und vertriebe seine Kriegsleuthe am ersten tage deß Augstmonats auß der Vestunge." (Sleidanus, Johannes: Ordentliche Beschreibung und Verzeichniß / allerley fürnemer Haendel, Straßburg 1587, S. 394).