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Orden pour le mérite, verliehen am 30. Juni 1918 an Oberst Udo von Fischer (1868‒1938). Ordenskreuz, wohl Anfertigung der Firma Wagner in Berlin vom Frühjahr 1918, Silber vergoldet und emailliert, 27,4 g (mit Sprungring!), auf dem Revers im Zentrum o

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
DEUTSCHE STAATEN, PREUSSEN, KÖNIGREICH (1701-1918)

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Losnummer 7064




Schätzpreis: 10.000,00 €
Zuschlag: 14.000,00 €


Erratum : Adler rechts unten weist den typischen senkrechten Strich auf.

Orden pour le mérite, verliehen am 30. Juni 1918 an Oberst Udo von Fischer (1868‒1938). Ordenskreuz, wohl Anfertigung der Firma Wagner in Berlin vom Frühjahr 1918, Silber vergoldet und emailliert, 27,4 g (mit Sprungring!), auf dem Revers im Zentrum oberflächlicher, nahezu unsichtbarer Emaille-Chip, auf dem Rand des unteren Kreuzarms Silberpunze "938", auf dem unteren Bogen des Sprungrings Silberpunze "800", am originalen alten, getragenen Halsband im originalen alten, etwas beschädigten und alt reparierten Verleihungsetui. Zusammen mit Miniatur, Buntmetall vergoldet und emailliert, an Bandschleife mit Trageknopf, darauf die Bezeichnung "DEUTSCHER OFFIZER VEREIN / BERLIN", und Verleihungsurkunde, datiert Berlin am 30. Juni 1918, mit Drucksiegel der Kön. Pr. Generalordenscommission und Unterschrift "Kanitz", ohne Rückblatt, doppelt gefaltet.

Dazu Urkunden-Teilnachlaß von Fischers, bestehend aus den Ausweisen zum Eisernen Kreuz II. Klasse und Eisernen Kreuz I. Klasse, den Patenten zum Premierlieutenant, Hauptmann, Major, Obertsleutnant, und Oberst (tlw. nur das Vorderblatt), davon drei mit der Originalunterschrift Wilhelms II. einer Abschrift der Beförderung zum Generalmajor, Personal-Bogen und -Berichten, Auszügen aus der Kriegsrangliste, einer eigenhändig erstellten Dienstlaufbahn-Auflistung, Pensions-Begründung und einer zusammengehefteten Sammlung von Dokumenten (meist Telegramme) zur Dienstlaufbahn vom 02.08.1914 bis zum 04.11.1920. Insgesamt ca. 33 ein- und mehrseitige Dokumente in unterschiedlichen Zuständen.

Weiter zwei Photographien von Fischers in Generals-Uniform, Erkennungsmarke (sog. "Hundemarke" als Oberst und Kommandeur der 231. Inf.Brig.) und ein Petschaft aus Achat mit dem Jerusalemkreuz in der protestantischen Ausführung.



39 Stück., II

Wir halten dieses Exemplar trotz fehlender Ritzmarke oder Herstellerpunze aufgrund der firmentypischen Merkmale für eine Anfertigung der Firma Wagner in Berlin aus dem Frühjahr 1918. Hierbei ist besonders die Silberpunze "800" zu nennen, die, wie bei gekennzeichneten Wagner-Stücken auch, auf dem unteren Bogen des Sprungrings und nicht wie bei Sprungringen anderer Hersteller am Ende des Drahtes angebracht ist.

Ottomar Udo Adalbert (von) Fischer wurde am 7. August 1868 als zweiter Sohn des preußischen Hauptmanns (und späteren Generals der Infanterie) Emil (ab 1882 "von") Fischer (1831‒1912) und dessen Ehefrau Marion Sarah, geb. Barfield (1831‒1913) in Schleswig geboren.

Nach seiner Ausbildung im Kadettenkorps wurde von Fischer 1887 als Secondelieutenant an das 5. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 94 "Großherzog von Sachsen" überwiesen. Seit 1894 Premierlieutenant, absolvierte er von 1996 bis 1899 die Kriegsakademie. 1901 zum Hauptmann befördert kam er zum Großen Generalstab, von dort 1902 in den Generalstab des XIV. Armee-Korps nach Karlsruhe. Von 1904 bis 1906 Kompaniechef, wurde er 1907 zum Major befördert und 1913 zum Oberstleutnant. Mit diesem Dienstgrad zog er im August 1914 ins Feld und übernahm verschiedene Regiments-Kommandos. Mit diesen hat er an den Schlachten und Gefechten von Metz-Conflans, an der Combres-Höhe, in der Champagne und bei Verdun teilgenommen, in deren Verlauf er zweimal verwundet wurde. 1916 zum Oberst befördert, erkrankte er an einer Herzmuskelschwäche. Im Sommer 1917 übernahm er die 231. Infanterie-Brigade, mit der er an den Stellungskämpfen vor Reims, an der Durchbruchsschlacht von Saint-Quentin-La Fère und an der Schlacht bei Soissons und Reims teilnahm. Im Verlauf letzterer erwarb er den Pour le mérite.

In der Begründung des Antrages zur Verleihung führt von Fischers Divisions-Kommandeur Generalmajor Bernhard von Hülsen (1865‒1950) aus: "Oberst v. Fischer hat als Kdr. der 231. Inf.Brig. bei Beginn der Offensive am 27. Mai den Angriff des Detachements Goerne auf die Bergnasen zwischen Vauslers und St. Victor-Ferme geleitet, dessen Gelingen von entscheidendem Einfluß auf die Erstürmung der schwierigen Höhenstellungen des Winterberges und des Chemin des Dames war. Nach Einsetzen der Division in vorderster Linie . . . gelang es der Infanterie dank seiner besonnenen und umsichtigen Führung, mit dem I.R.444 bei Mt St.Père und 443 bei Glandes in unaufhaltsamem Vormarsch noch am Abend des 30. Mai als erste der am Angriff beteiligten die Marne zu erreichen und damit einen tiefen Keil in die fdl. Linie zu treiben. Am 31. Mai erstürmte unter seiner Leitung als Brig.Kdr. das Rgt. 442 die Höhe 204 und damit die Schlüsselstellung des Feindes bei Château-Thierry. Am 1. Juni wurde die zäh verteidigte Stadt von den Regimentern 442 und 443 genommen. Diese Erfolge sind in erster Linie der hervorragenden Führung dieses bewährten Brig.Kdrs. zu verdanken, den ich schon wegen seiner hohen Verdienste in der Offensive von St. Quintin bis Montdidier zu einem allerhöchsten Gnadenerweis eingegeben haben, den ich hiermit erneut erbitte." (nach Möller in MPM Band I, S. 311).

Am 30. Juni 1918 entsprach Wilhelm II. der Eingabe mit Allerhöchster Kabinettsordre und verlieh Oberst von Fischer als 599. Ritter den Orden pour le mérite.

Nach dem Waffen-Stillstand von Compiègne am 11. November 1918 führte dieser seine Brigade zurück ins Deutsche Reich, worauf ein kurzfristiges Regimentskommando und das Kommando der Infanterie-Schießschule in Wünsdorf folgten. 1920 in die Reichswehr übernommen wurde er als Kommandeur des Truppenübungsplatzes Zossen im Juni 1920 zum Generalmajor befördert, worauf er im November desselben Jahres seinen Abschied nahm.

Am 14. Dezember 1938 verstarb er in Blankenburg im Harz.

Im Laufe seiner militärischen Karriere erhielt von Fischer folgende Auszeichnungen:
17.12.1892 Sachsen-Weimar: Goldene Jubiläumsmedaille zur Goldenen Hochzeit;
22.03.1897 Preußen: Zentenarmedaille;
20.01.1907 Preußen: Roter Adler-Orden IV. Klasse;
18.08.1898 Sachsen-Weimar: Orden der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken 2. Abteilung;
24.04.1004 Baden: Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz II. Klasse mit Eichenlaub;
10.09.1910 Preußen: Kronen-Orden III. Klasse;
08.06.1911 Sachsen: Albrechts-Orden, Ritterkreuz 1. Klasse mit Krone;
13.09.1911 Preußen: Roter Adler-Orden IV. Klasse mit Krone;
04.06.1912 Preußen: Dienstauszeichnung für Offiziere für 25 Jahre;
04.06.1912 Sächsische Herzogtümer: Sachsen-Ernestinischer Hausorden Komtur II. Klasse;
06.10.1914 Preußen: Eisernes Kreuz 1914 II. Klasse;
08.01.1915 Anhalt: Friedrichskreuz;
02.05.1915 Preußen: Eisernes Kreuz 1914 I. Klasse;
30.11.1916 Preußen: Kronen-Orden II. Klasse mit Schwertern;
19.06.1918 Hamburg: Hanseatenkreuz;
30.06.1918 Preußen: Orden pour le mérite;
1918 Preußen: Schwarzes Verwundeten-Abzeichen;
nach 1934 Deutsches Reich: Ehrenkreuz des Weltkrieges für Frontkämpfer.