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Auszeichnungs- und Urkunden-Nachlaß des Generals Jean Pierre Joseph Bruguière, Comte [Graf] Bruyère (1772‒1813). Bestehend aus:1) Ehrenlegion [Légion d'honneur] 2. Modell (mit Krone – 1806–1814/1815), 2. Ausgabe (Laubkrone mit fünf Bügeln, ohne Kügel

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
FRANKREICH, (ERSTES) FRANZÖSISCHES KAISERREICH (1804-1814/15)

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Losnummer 7230




Schätzpreis: 15.000,00 €
Mindestgebot: 12.000,00 €


Auszeichnungs- und Urkunden-Nachlaß des Generals Jean Pierre Joseph Bruguière, Comte [Graf] Bruyère (1772‒1813). Bestehend aus:
1) Ehrenlegion [Légion d'honneur] 2. Modell (mit Krone – 1806–1814/1815), 2. Ausgabe (Laubkrone mit fünf Bügeln, ohne Kügelchen an den Spitzen – ca. 1806–1809), Offiziers-Dekoration [Officier], Ausführung mit kleinem Kopf nach rechts, Gold emailliert, Medaillon etwas eingedrückt, min. Absplitterungen in der weißen Emaille der Armspitzen, am kanneliertem Bandring, am originalen alten, tlw. etwas ausgebleichten Brustband mit Bandschleife; Revers der Dekoration nicht sichtbar. (Erhaltung: II.) BWK2 531; ZK2 755.
2) Orden der Eisernen Krone [Ordine della Corona di Ferro – Ordre de la Couronne de Fer], Ritter-Dekoration [Cavaliere – Chevalier], Ausführung mit dem bekrönten Kopf nach links, Silber, wohl tlw. vergoldet, Abplatzungen in der hell- und dunkelblauen Emaille, starke Silber-Patina, am originalen alten Kombinations-Band der Ehrenlegion, des Ordens der Eisernen Krone und des hessischen Haus- und Verdienstordens, mit aufgelegter Schleife; Revers der Dekoration nicht sichtbar. (Erhaltung: III.) BWK2 624; ZK2 1205.
3) Großherzogtum Hessen(-Darmstadt): Großherzoglicher Haus- und Verdienst-Orden, 1. Modell (1807‒1831), ab 1831 als "Ludewigs-Orden" bezeichnet, Bruststern zum Großkreuz und zum Kommandeur 1. Klasse (sic!), Silber-Laan- und -Pailletten-Stickerei, Seiden-Stickerei, deutliche Tragespuren; Revers des Bruststerns nicht sichtbar. (Erhaltung: III.) BWK2 100; OEK20 767 var.
4) Miniaturen-Barett, Gold, mit aufgelegten Miniatur-Dekorationen der drei vorgenannten Orden, Gold, bzw. Silber emailliert, am Kombinations-Band der drei genannten Orden; Revers des Baretts nicht sichtbar. (Erhaltung: II.)
Alle vier Exemplare zusammen auf schwarzem altem Samt montiert im ovalen Bilderrahmen, ca. 48 x 43 cm, unter Glas.

5) Adels-Diplom über die Erhebung Bruyères zum Baron des Kaiserreichs, Pergament, 47,5 x 63,5 cm, handschriftlich in Tinte ausgefertigt, feinst kalligraphisch illuminiert, mit polychromer Darstellung des Wappens, datiert Bordeaux am 2. August 1808, mit Originalunterschriften von Napoleon I. und dem Erzkanzler des Reiches (Jean-Jacques Régis de) Cambacérès (1753‒1824), mit beigefügtem separatem großen Majestäts-Siegel in Wachs, Durchmesser ca. 12,2 cm und originalem Metall-Köcher für Urkunde und Siegel.

6) Portrait des Generals in schwarz-weiß, in Uniform, mit den drei angelegten, hier angebotenen Ordensinsignien, im ovalen Goldrahmen, ca. 32,5 x 26,5 cm, unter Glas.

Angeboten mit sehr umfangreichen photokopiertem Dokumentations-Material (insgesamt 18 Blätter) über Persönlichkeit und militärische Karriere Bruyères.



7 Stück., II

Außerordentliche Gruppe der originalen Orden eines im Verlaufe der Freiheitskriege gefallenen bedeutenden französischen Reiter-Generals, mit der originalen, von Kaiser Napoleon eigenhändig unterzeichneten Adelstands-Erhebung zum Baron, mit umfangreicher Dokumentation.

Jean Pierre Joseph Bruguière, später genannt Bruyère, wurde am 26. Februar (nach anderen Angaben am 22. Juni) 1772 in Sommières (im heutigen Département Gard in Südwest-Frankreich) als Sohn des Major-Chirurgen Jean Justin Bruguière (gest. 1804) und dessen Ehefrau Marguerite, geb. Niel geboren.

Ab 1786 in der Ausbildung zum Chirurgen im Krankenhaus von Bastia auf Korsika, war er ab Juni 1793 als Chirurg in der französischen Italien-Armee tätig. 1795 wurde er zum Leutnant befördert, 1797 zum Hauptmann bei den Husaren, 1800 zum Eskadrons-Chef, 1803 zum Major und 1805 zum Oberst im 23. Regiment der Jäger zu Pferde. Seine Ernennung zum Brigade-General erfolgte 1806 und zum Divisions-General 1809. Im Verlauf seiner Karriere diente er mehrmals in der Italien-Armee, von 1806 bis 1807 in der Großen Armee in Preußen und Polen, 1809 bis 1811 in der Großen Armee in Deutschland, 1812 in der Großen Armee in Rußland und 1813 in der Großen Armee in Sachsen. Mehrmals war er Adjutant des Marschalls Louis-Alexandre Berthier, Fürst von Neuenburg und Valangin und Fürst von Wagram (1753‒1815). Neben vielen weiteren nahm er an der Einnahme von Cremona (1796), an der Attacke auf Vicenza (1805) und an den Schlachten und Gefechte von Marengo (1800), Jena (1806), Preußisch-Eylau (1807), Wagram und Essling (jeweils 1809), Mohilow, Ostrowno, Smolensk und an der Moskowa (jeweils 1812), Bautzen, Würschen und Reichenbach (jeweils 1813) teil, im Verlauf derer er insgesamt viermal verwundet wurde.

Am 15. November 1809 heiratete er im italienischen Savona Joséphine Thérèse "Virginie" Berthier, eine Nichte von Marschall Berthier. Mit ihr hatte er einen Sohn, Alexandre (1813‒1879), der jedoch erst nach dem Tod seines Vaters das Licht der Welt erblickte.

Mit Datum vom 17. März 1808 wurde er von Kaiser Napoleon I. (1769‒1821, reg. von 1804 bis 1814/15) in den Adelsstand unter dem Namen Baron Bruyère erhoben; der Patent-Brief datiert vom 2. August 1808. Mit kaiserlichem Dekret vom 23. August 1812 erfolgte seine Erhebung zum Grafen [Comte] Bruyère. Aufgrund seines Todes im Juni 1813 unterblieb die Ausstellung des Patent-Briefes dieser Erhebung.

Am 25. März 1804 erfolgte seine Aufnahme als Legionär in die Ehrenlegion, am 11. Juli 1807 seine Promotion zum Offizier der Ehrenlegion und mit Datum vom 14. Juni 1809 zum Kommandanten der Ehrenlegion (ohne Kommandeurskreuz, da dieses erst 1815 eingeführt wurde). Am 25. Juli 1807 wurde ihm die Ritter-Dekoration des Ordens der Eisernen Krone verliehen.

Im Dezember 1810 wurde ihm von Großherzog Lud(e)wig I. von Hessen(-Darmstadt) (1753‒1830, reg. als Landgraf seit 1790 und als Großherzog seit 1806) die 2. Klasse bzw. das Kommandeurskreuz 1. Klasse des großherzoglichen Haus- und Verdienst-Ordens (erst ab 1831 als "Ludewigs-Orden" bezeichnet) verliehen, das er ihm mit persönlichem Schreiben vom 13. Januar 1811 übersandte. Es handelt sich hierbei nach Gottschalk (in GS1 S. 326) um die 17. Verleihung dieser Klasse.

Im Verlauf der Schlacht bei Reichenbach und Markersdorf (in der Oberen Lausitz) zwischen den Franzosen unter Napoleon und den Russen unter General Herzog Eugen von Württemberg (1788‒1857) am 22. Mai 1813, die für die russische Seite siegreich ausging, wurde General Graf Bruyère bei Reichenbach zunächst durch eine Gewehrkugel ins linke Knie getroffen, danach zertrümmerte eine zweite sein rechtes Bein. Nach dem nahen Görlitz verbracht, wurden ihm beide Beine amputiert. Dort verstarb er nur wenige Tage nach den Amputationen am Morgen des 5. Juni 1813. Über seinen Begräbnisort ist nichts bekannt, aber er dürfte wohl in Görlitz bestattet worden sein. Sein Name ist auf der Ost-Seite des Arc de Triomphe auf der Place de l'Étoile in Paris verewigt.