Felipe II., 1556-1598. Vergoldete Bronzegußmedaille o. J. (1560), v. Loon I, S. 288; Attwood 1084; Börner -; Betts 12.
EUROPÄISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
SPANIEN, KÖNIGREICH
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Vergoldete Bronzegußmedaille o. J. (1560), nach G. Poggini, auf den blühenden Handel zwischen Spanien und den Kolonien. Geharnischtes Brustbild l.//Eine weibliche Person geht l. auf drei spanische Schiffe zu und hält ihnen einen Globus entgegen, hinter ihr ein Lama und mehrere Personen in exotischen Gewändern. 38,27 mm; 16,94 g.
v. Loon I, S. 288; Attwood 1084; Börner -; Betts 12.
Zeitgenössischer Guß. Fast vorzüglich
C. Wyllys Betts brachte die vorliegende undatierte Medaille mit der Übergabe der portugiesischen Besitztümer in Übersee an die spanische Krone 1581 in Zusammenhang. Als Heinrich I. von Portugal ohne männlichen Nachkommen 1580 gestorben war, ging die Herrschaft über dieses Königreich per Testament an Felipe II. über, die er im Folgejahr antrat. Diese Zuweisung konnte Philip Attwood a. a. O. korrigieren, da mehrere Briefe Pogginis erhalten sind, die die Herstellung der Medaille im Jahre 1560 belegen. Sie steht also im Kontext mit der Kolonialisierung der Neuen Welt durch die Spanier und der Nutzung der so gewonnenen Ressourcen aus Übersee. Der Handel blühte besonders in den 1550er Jahren auf und war bis 1560 fest etabliert. In den überlieferten Briefen Pogginis ist die Entstehungsgeschichte der Medaille genau erklärt. Die Legende RELIQVVM DATVRA ("Sie wird den Rest bereitstellen, übergeben") stammte von Gonzalo Pérez, einem spanischen Minister, der die weibliche Person als India bzw. Personifikation der überseeischen Gebiete verstand. Gianpaolo Poggini hingegen interpretierte sie allgemeiner als Fortuna oder als Verkörperung der Providentia, der (glücklichen) Vorsehung. In Pérez' Auffassung bot sich die Neue Welt Spanien also von selbst an, was vom gewachsenen Selbstbewusstsein der spanischen Kolonialherren zeugte.
Bei genauer Betrachtung dieser und der vorherigen Medaille fallen kleine Unterschiede auf: Das vorliegende vergoldete Exemplar entbehrt der Medailleurssignatur und weist einen inneren Perlkreis auf der Vorderseite auf, während auf dem anderen Stück Reste eines Fadenreifs und der Signatur im Armabschnitt erkennbar sind. Bei ersterem handelt es sich laut Attwood um eine (zeitgenössische) niederländische Kopie von Pogginis Medaille. So verwundert es auch nicht, dass diese Version statt der des florentinischen Medailleurs bei v. Loon I, S. 288 abgebildet ist.