(Osmanische) Kriegs-Medaille [Harp Madalyası] (sog. "Eiserner Halbmond" oder "Gallipoli-Star"). Osmanische Originalausgabe, Aluminium, tlw. lackiert, an Nadel. BWK4 136; EL S. 456 f.; ER S. 324 ff; ERM S. 88, Nr. 1.
DIE SAMMLUNG PETER GROCH - TEIL 3
Mittelmächte und Verbündete / Kontrollierte Territorien , TÜRKEI, OSMANISCHES REICH (BIS 1923)
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II
Schon kurz nach Eintritt des Osmanischen Reiches in den Ersten Weltkrieg durch die Kriegserklärung an die Triple Entente (Großbritannien, Frankreich und das Russische Reich) beschäftigte sich der mächtige osmanische Kriegsminister Damad İsmail Enver (1881-1922), seit 1913 "Enver Pascha" mit der Schaffung einer weiteren Kriegsauszeichnung für Tapferkeit. Diese sollte rangmäßig unterhalb der Große Goldenen und Silbernen Imtiyaz-Medaillen für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue (mit Säbeln) und der Goldenen und Silbernen Liyakat-Medaillen für Tapferkeit und Treue (mit Säbeln) angesiedelt sein.
Erste Entwürfe, die jedoch nicht verwirklich wurden, sahen eine ovale, tragbare Medaille vor. Statt dessen wurde dem Entwurf eine Steckdekoration (nach Vorbild des preußischen Eisernen Kreuzes I. Klasse) in Form eines fünfstrahligen Sterns mit Tughra Sultan Mehmeds V. Reschad (1844-1918, reg. seit 1909) und der Jahreszahl "1333" [AD 1915] der Vorzug gegeben.
So wurde mit Ferman Sultan Mehmeds V. Reschad vom 16 Şubat AR 1330 [14 Rebiülahir AH 1333 - 1. März 1915] die einklassige Kriegs-Medaille [Harp Madalyası] gestiftet. Inoffizielle Bezeichnungen der Auszeichnungen lauteten bei den Türken auch "Muharebe Madalyasι" [Kampf-Medaille] oder "Çanakkale Madalyasι" [Gallipoli-Medaille], bei den Deutschen und Österreichern "Eiserner Halbmond" und bei den Briten "Gallipoli Star" [Gallipoli-Stern], "Gallipoli Medal" [Gallipoli-Medaille] oder "Iron Crescent" [Eiserner Halbmond].
Ergänzungsbestimmungen datieren vom 21 Temmuz AR 1331 [21 Ramazan AH 1333 - 3. August 1915], vom 3 Eylül AR 1331 [7 Zilkade AH 1333 - 16. September 1915] und vom 17 Eylül AR 1331 [21 Zilkade AH 1333 - 30. September 1915].
Obwohl prinzipiell eine Steckdekoration, wurde auch ein Brustband, rot mit zwei weißen Seitenstreifen eingeführt, an dem die Dekoration getragen werden konnte. Mit Regierungs-Dekret Nr. 800 vom 24 Nisan AR 1337 [24. April 1921] wurde bestimmt, daß die Große Goldene und Silberne Imtiyaz-Medaillen für außerordentlichen Mut, Tapferkeit und Treue (mit Säbeln), die Goldene und Silberne Liyakat-Medaillen für Tapferkeit und Treue (mit Säbeln) und die Osmanische Kriegs-Medaille [Harp Madalyası] auch für Tapferkeit im sog. "Türkischen Befreiungskrieg" von 1919 bis 1923 verliehen werden konnten.
Im Verlaufe des Ersten Weltkrieges und des darauffolgenden Türkischen Befreiungskrieges von 1919 bis 1923 wurden weitere, zusätzliche Bandspangen mit folgenden Bezeichnungen in alt-osmanischer Schrift eingeführt, die zusammen mit der Dekoration am Band getragen wurden: "Çanakkale" (für die Dardanellen), "Kafkasya [Kaukasus]" "Sina [Sinai]" "Kut-ul-Amare [Belagerung von Kut]" "Filistin [Palestina]" "Sakarya [Sakarya]" "Romanya [Rumänien]" "Galiçya [Galizien]" "Trablusgarb [Tripolitanien-Libyen]" "Gazze [Gaza]" und "Kanal [Suez-Kanal]".
Die (Osmanische) Kriegs-Medaille wurde während des Ersten Weltkriegs auch an zahlreiche deutsche und österreichische Soldaten verliehen. Aufgrund der sehr einfachen Gestaltung der Original-Dekorationen aus rot lackiertem Aluminium oder Zink mit horizontaler Broschierung, wurden von zahlreichen deutschen und österreichischen Herstellern "gefälligere" Ausführungen, mit vertikaler und horizontaler Broschierung, hergestellt und angeboten.
Als deutsche Hersteller sind bisher bekannt: Godet, P. Meybauer, Fr. Sedlatzek, J. H. Werner, Joh. Wagner & Sohn, Alfred Werner & Söhne, alle in Berlin, Steinhauer & Lück in Lüdenscheid, sowie die bisher nicht identifizierten deutschen Firmen B.B.&Co. und BECO. Von den österreichischen Herstellern kennt man die Brüder Steiner, die Brüder Schneider und die Firma Rothe, jeweils in Wien. Diese Anfertigungen waren von sehr unterschiedlicher Qualität, teilweise in Silber angefertigt, mit roter Emaille, teilweise mit ausgesägter durchbrochener Tughra. Österreichische Anfertigungen auf Basis von Buntmetall oder Bronze können mit einem kleinen Stern zur Kennzeichnung des unedlen Metalls punziert sein. Diese deutschen bzw. österreichischen Anfertigungen scheinen auch in Konstantinopel verkauft worden zu sein.
Unter ihnen sind auch Exemplare in Übergröße bekannt, sog. "Ausführungen für Generäle" (was bisher jedoch nicht bewiesen werden konnte), sowie Ausführungen der Wiener Firma Brüder Schneider mit weißer Emaille in den Strahlenfeldern mit einem rot emaillierten Halbmond, die zuweilen als "Eiserner Halbmond des Roten Halbmonds" bezeichnet werden, wofür es aber ebenfalls keinerlei Beweise gibt. Von dieser Firma sind auch Exemplare mit einem umlaufenden Lorbeerkranz bekannt. Alle diese "Sonderformen" sind von großer Seltenheit.
Sehr ausführlich wird die Geschichte der Entstehung der Auszeichnung bei Erman (In ERM) und bei Eldem (in EL S. 420 ff.) beschrieben.