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Großherzoglicher Hausorden der Treue. 2. Modell (seit 1803), Bruststern (5. Ausführung) „mit Brillanten", Anfertigung der Firma C. F. Zimmermann in Pforzheim vom Sommer 1910, 84,1 x 84,5 mm, Gesamtgewicht 106,0 g, Sternkorpus Pl

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
BADEN, GROSSHERZOGTUM BADEN (1806-1918)

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Losnummer 1053




Schätzpreis: 15.000,00 €
Zuschlag: 24.000,00 €


Großherzoglicher Hausorden der Treue. 2. Modell (seit 1803), Bruststern (5. Ausführung) „mit Brillanten" Anfertigung der Firma C. F. Zimmermann in Pforzheim vom Sommer 1910, 84,1 x 84,5 mm, Gesamtgewicht 106,0 g, Sternkorpus Platin, auf dem Revers goldplattiert, Auflagen 750/000 Gold, teils emailliert, Emaille-Malerei, der Korpus besetzt, tlw. à jour, mit insgesamt ca. 304 kleinen Diamanten in Altschliff und Diamant-Rosen, die Kreuzarm-Spitzen mit acht Diamanten in Altschliff, der Medaillon-Ring mit ca. 42 von ursprünglich 44 (zwei fehlen) Diamant-Rosen und die fünf Monogramme mit zusammen ca. 46 Diamant-Rosen, also insgesamt besetzt mit 400 von ursprünglich 402 Diamanten in Altschliff und Diamant-Rosen, auf Echtheit geprüft (!), die vier Monogramme auf dem Revers jeweils doppelt verschraubt, das Medaillon um 45° gegen den Uhrzeigersinn verdreht, an Nadel. Zusammen mit altem zerknittertern und etwas beschädigten Couvert mit alter handschriftlicher Aufschrift „Fidelitas-Stern / in Brillanten / S. K. H. dem Großherzog gehörig. / S. Akten Orden, Anschaffung / № 1561 vom 11. Juli 1920. / Angekauft von Schmidt-Staub (950 Mark) / (Schreiben der Gen. Intendanz der Gr. Civilliste / v. 7.7.1910 № 6827 in den Akten Anschaffung v. Orden)."


Von allergrößter Seltenheit. Nur fünf Exemplare bekannt. II

Einwandfreies Originalexemplar in bis auf die zwei fehlenden Diamant-Rosen hervorragender Anfertigungs-Qualität.

Gemäß der Aufschrift des beigefügten Couverts wurde dieser Bruststern im Sommer 1910 angefertigt, seine Anschaffung ist in Akten „Orden, Anschaffung" unter der Nr. 1561 vom 11. Juli 1910 vermerkt, das diesbezügliche Schreiben der General-Intendanz der Großherzoglichen Civilliste datiert demzufolge vom 7. Juli 1910, und ist in derselben Akte unter Nr. 6827 abgelegt. Die Rechnung der Firma C. F. Zimmermann in Pforzheim für „1 Fidelitasgarnitur mit Brillanten und Rubinen / Brillanten in Platina gefasst" über 9.200,00 Mark und datiert vom 23. August 1910, ist bei Volle (in VL2 S. 136 - GLA Karlsruhe, 60/1163) abgebildet. Diese Angaben zusammengenommen belegen, daß dieser Bruststern zwar von der Großherzoglich Badischen Ordenskanzlei in Karlsruhe angeschafft wurde, dann aber mit der Civilliste Großherzog Friedrichs II. (1857-1928, reg. von 1907 bis 1918) verrechnet wurde, da Ordensinsignien in Brillanten nicht verliehen wurden, sondern als persönliches Geschenk des Großherzogs vergeben wurden. Für wen dieser Bruststern ursprünglich bestimmt war, und warum er nicht vergeben wurde, konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden.

Der Käufer des Bruststerns war laut Angaben auf dem Couvert G. Schmidt-Staub, ein Juwelier in Pforzheim, der u. a. auch Juwelen an das großherzogliche Haus lieferte, u. a. ein Diadem für Großherzogin Hilda von Baden, geb. Prinzessin von Nassau (1864-1952). Die Firma existierte unter dem Namen Schmidt-Staub GmbH & Co. KG noch bis in die 1980er Jahre.

Laut Volle (in VL2 S. 103 ff.) wurden zwischen 1896 bis 1907 nur vier Bruststerne in Brillanten vergeben (1896, zweimal 1901 und 1907), wiewohl Ordenskreuze in Brillanten wohl mit „normalen" Bruststernen schon vorher (seit 1815) mindestens dreimal vergeben worden waren. Ob Fürst Otto von Bismarck (1815-1898, deutscher Reichskanzler von 1871 bis 1898) im Jahre 1871 „nur" ein Kleinod „in Brillanten" an der Goldenen Kette oder dazu auch einen Bruststern „in Brillanten" erhalten hat, konnte leider nicht festgestellt werden, da Arndt und Müller-Wusterwitz (in ARN S. 170) hierzu keine Angaben machen.

Klenau (in GK2 S. II-33, Nr. 627) und Klingbeil und Thies (in KB1 S. 35, Nr. 63) bilden einen sehr ähnlichen Bruststern ab, den beide der Firma C. F. Bosch in Pforzheim als Hersteller zuschreiben. Das dort jeweils abgebildete Exemplar unterscheidet sich auf dem Avers von dem hier angebotenen lediglich in der Flinkierung des Medaillon-Feldes und in der Emaille-Malerei der Berge im Medaillon sowie in der dort korrekten Position des Medaillons.

Der einklassige Hausorden wurde am 17. Juni 1715 durch Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach (1679-1738, reg. seit 1709) gestiftet. 1716 wurde der Ordensstern geschaffen. 1803 wurde der Orden unter Karl Friedrich (1728-1811, reg. seit 1738 als Markgraf, seit 1803 als Kurfürst und ab 1806 als Großherzog) vom Kurfürstentum übernommen, und zwar zunächst zweiklassig (Großkreuz und Kommandeur). 1806 wurde er wiederum vom Großherzogtum übernommen, ab 1808 formal dreiklassig (Ritterkreuz, das nie ausgegeben wurde), ab 1809 wieder einklassig. 1902 wurde von Großherzog Friedrich I. (1826-1907, reg. seit 1856 als Großherzog) aus Anlaß seines 50-jährigen Regierungsjubiläums das Prinzessinenkreuz gestiftet. Seit dem Ende des Großherzogtums im Jahre 1918 existiert der Orden als Hausorden weiter.