Leopold I., 1657-1705. Silbermedaille o. J. (um 1705), Slg. Horsky -; Slg. Julius 657 (dort als Klischees Vs. und Rs. einzeln); Slg. Montenuovo -; Wellenheim 7367 (dort in Zinn).
HABSBURGISCHE ERBLANDE-ÖSTERREICH
RÖMISCH-DEUTSCHES REICH
Zurück zur Listenansicht
Silbermedaille o. J. (um 1705), von J. R. Engelhardt, auf seine Verdienste und seinen Tod. Kaiser Leopold steht v. v. mit Schwert, hinter ihm auseinander stiebende Reiter, unten die Signatur JE//Hand aus Wolken hält gekröntes Herz, im Hintergrund Stadtansicht. 46,86 mm; 21,18 g.
Slg. Horsky -; Slg. Julius 657 (dort als Klischees Vs. und Rs. einzeln); Slg. Montenuovo -; Wellenheim 7367 (dort in Zinn).
In Silber sehr selten. Sehr schön +
Die vorliegende, sehr seltene Medaille findet sich unseres Wissens nur in der Slg. Wellenheim unter Nr. 7367 (dort in Zinn) und in der Slg. Julius unter Nr. 657 (dort als zwei Klischees; außerdem das nicht überprüfbare, weil uneindeutige Zitat „K. Rainer 2181“). In beiden Sammlungen wird als Anlaß des undatierten Stückes die Schlacht bei Höchstädt angegeben und entsprechend eine Datierung in das Jahr 1704 vorgenommen. Neuere Beschäftigungen von Frau Dr. H. Schwarz (München) mit der Medaille legen nahe, dass das Schaustück anläßlich des Todes von Leopold I. im Jahre 1705 entstanden ist. Dementsprechend würde auch die auf der Vorderseite im Hintergrund abgebildete Schlacht nicht die von Höchstädt sein, sondern eher allgemein für die militärische Schlagkraft und Sieghaftigkeit Leopolds stehen. Diese neue Deutung wird durch die Umschriften und die Abbildungen auf Vorder- und Rückseite gestützt.
Auf der Rückseite ist eine Hand aus Wolken, bezeichnet mit "Jahwe", zu erkennen, die ein Herz mit der Krone des Heiligen Römischen Reiches trägt, dazu die Umschrift COR REGIS IN MANV DOMINI: Das Herz des Königs (liegt) in der Hand des Herren. Fraglich erscheint zunächst, welche Stadt im Hintergrund dargestellt wird. In Bezug auf den Tod und die Bestattung des Kaisers in Wien sollte man annehmen, dass die Donaumetropole abgebildet sei. Allerdings fehlen markante Gebäude wie zum Beispiel der Stephansdom. Dass es sich dennoch um Wien handelt, konnte Frau Dr. Schwarz nachweisen: Sie fand heraus, dass die Stadt in der Ansicht vom Kahlenberg aus seitenverkehrt dargestellt wurde. Dem schlesischen, vermutlich zu dieser Zeit im entfernten Stettin weilenden Medailleur Johann Reinhold Engelhardt war schlichtweg ein Fehler unterlaufen, als er die Stadtansicht von Stichen für die Medaille abbildete.
Auf der Vorderseite steht Leopold in Feldherrentracht, mit Schwert und Krone zwischen auseinanderstiebenden berittenen Heeren. Die Truppen sind durch ihre Fahnen gekennzeichnet: Links hinter Leopold sind französische Abzeichen und rechts hinter ihm der osmanische Halbmond zu erkennen. Würde sich diese Szene auf die Schlacht von Höchstädt oder eine andere Auseinandersetzung des Spanischen Erbfolgekriegs beziehen, wäre die Anwesenheit osmanischer Truppen und die Abwesenheit z. B. des bayerischen Heeres überraschend. Es ist also anzunehmen, dass sich diese Darstellung auf die großen Konflikte in Leopolds Regierungszeit bezieht.
Seit dem Mittelalter hatten die habsburgischen Herrscher immer wieder mit den Nachbarn im Osten und im Westen im Konflikt gestanden. Im Kampf mit den Osmanen war es Leopold, dem es durch die erfolgreiche Beendigung der Belagerung von Wien 1683 als erstem Habsburger gelang, die zuvor überlegenen Türken langfristig zurückzudrängen. Ebenso lange wie die Feindschaft mit den östlichen Konkurrenten bestand der Konflikt mit den Franzosen im Westen. Immer wieder ging es um territoriale Streitigkeiten, z. B. in Italien oder bezüglich der habsburgisch regierten Spanischen Niederlande. In Leopolds Regierungszeit gipfelte die Auseinandersetzung in mehreren Kriegen wie beispielsweise dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697). Auch wenn der Habsburger nicht als eindeutiger Sieger hervorging, präsentiert er sich auf dieser Medaille als überlegener Feldherr. Dies veranschaulicht auch die Umschrift auf der Vorderseite: PELLO DVOS LEOPOLDVS ET IPSE HOS SVPPRIMO PRIMVS / INTER IOSEPHOS – NOMEN ET OMEN AIT – Leopold selbst sagt: Ich vertreibe beide [= Franzosen und Osmanen] und halte sie [= entsprechend] als erster unter den Josephs auf. Ein Name ist auch ein Omen. Es bleibt vorerst schwierig, herauszufinden, wer mit "den Josephs" gemeint ist. Möglicherweise handelt es sich um Leopolds Vorgänger, die früheren Herrscher des Heiligen Römischen Reiches aus dem Hause Habsburg, die – wie Leopold selbst – beinahe alle den (Zweit-, Dritt-, Viert-, …) Namen Joseph trugen.