Provinz. Silberne Hohlgußmedaille 1672, v. Loon III, S. 87, 1; KPK 1073; Dirks 1580.
EUROPÄISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
NIEDERLANDE, HOLLAND
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Silberne Hohlgußmedaille 1672, von F. Avry, auf die Ermordung der Gebrüder Johan und Cornelius de Witt in Den Haag. Die beiden Brustbilder der Brüder einander gegenüber, darunter Wappen und Schriftfand//Die beiden Brüder fallen einem vielköpfigen Fabelwesen zum Opfer. 73,81 mm; 72,57 g.
v. Loon III, S. 87, 1; KPK 1073; Dirks 1580.
Sehr schön
Johan de Witt (* in Dordrecht am 24. September 1625, Ó in Den Haag am 20. August 1672) war „Ratspensionär“ (Staatssekretär) von Holland und lenkte für nahezu 20 Jahre als erster Nicht-Monarch die Politik der Republik der Vereinigten Niederlande. De Witt gelang es, den ersten Englisch-Niederländischen Krieg, der erhebliche wirtschaftliche Nachteile für die holländische Wirtschaft mit sich gebracht hatte, 1654 durch den Vertrag von Westminster mit Oliver Cromwell zu beenden. Auf Verlangen Cromwells verpflichtete sich Holland in der sog. Seklusionsakte, die Oranier von der Statthalterschaft auszuschließen, was zur „Ersten Statthalterlosen Zeit“ in den Niederlanden führte. Dadurch zog sich De Witt aber auch den Hass aller Anhänger der Oranier zu, die sich vor allem im einfachen Volk fanden. Vorausschauend reformierte Johan de Witt die niederländischen Seestreitkräfte. In der Folge gelang es seinem Bruder Cornelis als Kommandeur der Flotte im Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg durch den „Überfall im Medway“ (einem Nebenfluss der Themse) einen Großteil der englischen Schiffe zu vernichten, die dort vor Anker lagen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht erließ de Witt 1667 das „Eeuwig Edict“ („Jahrhunderterlass“) das die Abschaffung der erblichen Statthalterschaft in Holland beschloss und von den sieben Generalstaaten unterzeichnet wurde. Die Invasion Hollands durch Ludwig XIV. im „Rampjaar“ 1672, bei dem durch die Flutung der Deiche ganze Landstriche verwüstet wurden, und die Einsetzung Wilhelms III. von Oranien als Statthalter, bedeutete das Ende der Brüder de Witt. Nach einem Prozess in den Haag am 20. August 1672 wurden sie von Mitgliedern der Haager Schützenkompanie nach draußen gezerrt und gelyncht. Ihre Leichen wurden nackt ans Schafott gehängt und furchtbar verstümmelt, viele Körperteile verkauft. Bis heute befinden sich ein Finger und eine Zunge im Historischen Museum von Den Haag. Auf der Rückseite der Medaille fällt ein aus den Köpfen von Löwe, Eber, Bär, Hund, Pferden und Stieren bestehendes Ungeheuer über die beiden Brüder her und spielt damit auf deren grausame Ermordung an.