Tiberius, 14-37 für Divus Augustus. Æ-Sesterz, 35/36, Rom; 25,69 g. BMC 109; Coh. 303; RIC² 63.
RÖMISCHE MÜNZEN
MÜNZEN DER RÖMISCHEN KAISERZEIT
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Æ-Sesterz, 35/36, Rom; 25,69 g. Corona civica um Schild (clipeus virtutis), unten zwei Capricorni über Globus//SC.
BMC 109; Coh. 303; RIC² 63.
R Attraktives Exemplar, leicht korrodiert, sehr schön
Exemplar der Sammlung Consul Eduard Friedrich Weber, Auktion Jacob Hirsch XXIV, München 1909, Nr. 852; der Auktion Münzzentrum 30, Köln 1977, Nr. 532; der Auktion Lanz 76, München 1996, Nr. 382; der Auktion Heritage 3016, New York 2012, Nr. 23134 und der Sammlung David Feinstein, Auktion Triton XXIV, New York 2021, Nr. 998.
Auf dem Avers ist die corona civica, der clipeus virtutis und das Sternzeichen Capricorn (Steinbock) abgebildet, unter dem Augustus laut Sueton geboren wurde. Diese Aussage Suetons steht in einem scheinbaren Widerspruch zum Geburtstag des Augustus (unter Berücksichtigung des republikanischen Kalenders und anderer Faktoren der 21. oder 22. September 63 v. Chr.), denn die Sonne stand entweder (wenn man den Frühlingspunkt in 0 Grad Widder annimmt) in der Jungfrau oder aber in der Waage (wenn man, nach einer chaldäischen Methode der Berechnung des Horoskopes, den Frühlingspunkt in 8 Grad Widder annimmt). So ist vermutet worden, dass Sueton das Nativitätszeichen (das Sternzeichen der Geburt) mit dem Konzeptionszeichen (dem Sternzeichen der Zeugung) des Augustus verwechselt hat (zuletzt Kay Ehling, "Wer wird jetzt noch an Schicksalserforschung und Horoskop glauben?" (Ephraim d. Syrer 4, 26). Bemerkungen zu Julians Stiermünzen und dem Geburtsdatum des Kaisers, in: JNG 45/46 (2005/2006), S. 111-132). Es wird aber bei Manilius ebenfalls der Capricorn als Geburtszeichen des Augustus bezeichnet (Astronomica II, 509). Manilius nennt auch das Geburtszeichen des Tiberius, die Waage (Astronomica IV, 776). Bei der Geburt des Tiberius am 16. November 42 v. Chr. stand die Sonne allerdings im Skorpion - hier liegt derselbe scheinbare Widerspruch wie bei Augustus vor, der aber keinesfalls dadurch aufzulösen ist, dass man das Geburtszeichen zu einem Konzeptionszeichen umdeutet (es sei denn, man geht von einem medizinischen Wunder aus - Tiberius müsste einen Monat vor seiner Geburt gezeugt worden sein). Es gibt eine andere Lösung: Für das Sternzeichen der Geburt ist nicht der Stand der Sonne, sondern der des Mondes relevant. Legt man diese Auffassung zugrunde, so stimmt die Aussage der Quellen zu den Nativitätszeichen der Kaiser, sowohl bei Augustus, als auch bei Tiberius. Der Revers unseres Stückes zeigt also jenes Tierkreiszeichen, in dem beim Zeitpunkt der Geburt des Augustus der Mond stand. Siehe Schütz, Michael, Der Capricorn als Sternzeichen des Augustus, in: Antike und Abendland 37 (1991), S. 55-67 und Thormann, Jens-Ulrich, Konzeptionszeichen auf antiken Münzen? in: Lehmann, Robert (Hrsg.). Nub Nefer - gutes Gold: Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Leidorf 2014, 179-186.