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Medaille für civile Verdienste bzw. Civil-Verdienstmedaille (1768/1769). 6. Modell (mit dem kurzhaarigen Portrait Großherzogs Ludwig I. - 1820-1827), Große Goldene Medaille zu 18 Dukaten (!), Durchmesser 40,3 mm, Gold, 62,5 g (!), im

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
BADEN, GROSSHERZOGTUM BADEN (1806-1918)

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Losnummer 1271




Schätzpreis: 3.000,00 €
Zuschlag: 26.000,00 €


Medaille für civile Verdienste bzw. Civil-Verdienstmedaille (1768/1769). 6. Modell (mit dem kurzhaarigen Portrait Großherzogs Ludwig I. - 1820-1827), Große Goldene Medaille zu 18 Dukaten (!), Durchmesser 40,3 mm, Gold, 62,5 g (!), im Halsabschnitt Stempelschneider-Signatur "DOELL" auf dem Revers unterhalb des Podests der Badenia Stempelschneider-Zeichen "CWD" (jeweils für Carl Wilhelm Doell (1787-1848)), die Bügel-Öse mittels zwei Eisen(!)-Schrauben im Rand der Medaille befestigt, ohne Band. HD 51; OEK23 182; VL2 5.9; WZ 211.


Von außerordentlicher Seltenheit! I-II

Die Medaille stammt aus der Sammlung eines sehr ästhetisch orientierten Kunstsammlers.

Laut Wieland und Zeitz (in WZ S. 152, Nr. 211) wurden Verdienstmedaillen dieses Typs Ende 1819 auf dem in St. Blasien stehenden Balancier (Spindel-Prägemaschine) geprägt. Laut Volle (in VL2 S. 260 und 263) erfolgten von dieser ursprünglich in 36 Exemplaren geprägten Medaille nach dem badischen Regierungsblatt von 1820 bis1827 nur 14 Verleihungen, wobei weitere, nicht im Regierungsblatt veröffentlichte Verleihungen nicht ausgeschlossen werden können.

Volle bildet (in VL2 S. 261n, Nr. 5.9 ) ein weiteres Exemplar ab, in mäßigem Zustand, das statt der Bügel-Öse drei angelötete Tragekettchen aufweist und das in den späten 1980er Jahren in einem Auktionshaus in Freiburg i. Br. versteigert worden war. Er gibt in VL2 leider kein Gewicht an, wohl aber in VL1 (S. 66, Nr. 73 a), zitiert von Wieland und Zeitz (in WZ S. 152, Nr. 211), und zwar ca. 44,0 g; diese Angabe muß allerdings geschätzt sein, da zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von VL1 (1976) kein Exemplar dieser Medaille vorlag.

Eine Mittlere Goldene Verdienstmedaille wurde nach Volle (in VL2 S. 261, Nr. 5.10) erst 1824 geschaffen, da für dieses Jahr eine Verleihung (VL2 S. 263) nachweisbar ist. Von Heyden listet (in HD S. 12) nur für dieses Modell (!) eine Große Goldene Medaille zu 18 Dukaten (Nr. 51.) und eine Mittlere Goldene Medaille zu 12 Dukaten (Nr. 52.) auf, für die späteren Ausgaben nur Große Goldene Medaillen.

Ein Mittlere Goldene Medaille wird bei Volle auch für das 7. Modell (Portrait Ludwigs I. mit dem lockigen Kopf - 1829-1830) aufgeführt (vier Verleihungen - VL2 S. 263), ebenso wie für die 1. Ausführung (1833-1835) (VL2 Nr. 5.17) und die 2. Ausführung B/X (1840/1847) (VL2 S. 267, Nr. 5.26) des 8. Modells (mit dem Portrait Großherzog Leopolds - 1831-1852), von denen zusammengenommen 21 Verleihungen (VL2 S. 269) nachweisbar sind. Weiter wird in VL2 für die 1. Ausführung (1852-1855?) (S. 270, Nr. 533) und die zweite Ausführung (1856) (S. 271, Nr. 536) des 9. Modells (Portrait des Prinzen und Regenten Friedrich - 1852-1856) wie auch des 10. Modells (jüngeres Portrait Großherzog Friedrichs I. - 1856-1865) (S. 273, Nr. 5.39) jeweils eine Mittlere Goldene Medaille gelistet, begründet durch Verleihungen bzw. durch Nennungen in Inventaren.

In den Statuten von 1866 wird die Mittlere Goldene Medaille nicht mehr genannt und dadurch de facto abgeschafft. Für alle diese Ausgaben nennt Volle (in VL1 S. 66 ff.) ein Gewicht von "ca. 25 gr. (?)" zitiert von Wieland und Zeitz (in WZ S. 152 ff.). Allerdings konnte bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein einziges Exemplar mit diesem Gewicht nachgewiesen werden.

Aufgrund der Existenz der hier beschriebenen, zweifelsfrei originalen Medaille mit einem Gewicht von 62,5 g muß nunmehr angenommen werden, daß es sich hierbei tatsächlich um eine Große Goldene Medaille des 6. Modells handelt, und bei dem bei Volle (in VL2 S. 261, Nr. 5.9) abgebildeten Exemplar tatsächlich um die Mittlere Goldene Medaille (zu 12 Dukaten, wie bei von Heyden angegeben) mit einem Gewicht von ca. 44 g (laut VL1 S. 66, Nr. 73 a und laut WZ S. 152, Nr. 211). Inwieweit sich diese Tatsache auf die oben genannten Ausgaben übertragen läßt, ist zwar (noch) nicht nachzuweisen, aber doch sehr wahrscheinlich.

Somit könnte sich folgendes Gesamtbild ergeben: Zu Beginn der Regierung Großherzog Ludwigs I. (1763-1830, reg. seit 1818) wurde die Große Goldene Medaille zu 18 Dukaten mit einem Gewicht von 62,5 g geschaffen und im Jahre 1824 eine Mittlere Goldene Medaille zu 12 Dukaten mit einem Gewicht von ca. 44 g. Dieses System wurde wohl in allen nachfolgenden Ausgaben bis 1866, also bis zur Abfassung der Statuten, welche keine Mittlere Goldene Medaille mehr nennen, beibehalten, was durch gesicherte Verleihungen bzw. Bestandslisten bestätigt wird. Die Möglichkeit dieser Hypothese wurde von Volle auf Anfrage ausdrücklich bestätigt. Um sie zu beweisen, benötige es jedoch der Erforschung des umfangreichen Aktenbestandes der Badischen Münze in Karlsruhe.

Das bedeutet jedoch, daß es sich bei der hier angebotenen Medaille zu 62,5 g um das einzige erhaltene Exemplar (!) einer Großen Goldenen Medaille des 7. Modells handelt, möglicherweise sogar aller Ausgaben bis 1866, da bis dato kein weiteres Exemplar dieser Gewichtsklasse bekannt ist.