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FRYNAS, J.G.

NUMISMATISCHE LITERATUR
MONOGRAPHIEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE, RDR, ÖSTERREICH, UNGARN, BÖHMEN

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Losnummer 6507






Schätzpreis: 60,00 €
Zuschlag: 340,00 € (unter Vorbehalt)


FRYNAS, J.G.
Medieval Coins of Bohemia, Hungary and Poland. London 2015. 340 S. zahlreiche Abb. Orig.-laminierter Pappband. Beigefügt: HAHN, W. BLAGOTA CONIUX und EMMA REGINA - einige Randbemerkungen zu den ältesten böhmischen Herzogsmünzen. Aus: Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte Band 28/29, 1978/1979, S. 65-80, Tf 16. Orig.-Broschur. LANZ GRAZ. Auktion XIII, Graz, 23.11.1979. Mittelalter: Böhmen - Mähren. Denare, Brakteaten, Groschen der böhmischen und mährischen Dynasten, geprägt in Böhmen, Mähren, Schlesien, Oberpfalz, Luxemburg, Österreich, Steiermark und Kärnten. Gegengestempelte Prager Groschen. Denare der Stadt Eger. 34 S. 19 Tfn. 816 Nrn. Orig.-Broschur. Inliegend die Schätzpreis- und die Ergebnisliste. (3)


Die bei Lanz in Graz versteigerte Partie böhmischer Münzen war Teil der Sammlung von Albrecht [Maria Hans] Ritter von Kubinzky von Hohenkubin (* 1885 in Prag, † 1972 in Wien). Er stammte aus einer bürgerlichen jüdischen Familie, die im 18. Jahrhundert in Prag niedergelassen hatte. Durch Gründung einer maschinellen Baumwollspinnerei 1819 in St. Johann unter dem Felsen (heute: Svaty Jan pod Skalou, unweit von Beroun, Tschechien) gelangten seine Vorfahren zu hohem Wohlstand und damit einhergehend zu einem gehobenen gesellschaftlichen Stellenwert in der Habsburgermonarchie, was sich 1884 mit der Erhebung von Albrechts Großvater in den erblichen Ritterstand niederschlug. Seine Eltern waren der Großgrundbesitzer und Großindustrielle Dr. Wilhelm von Kubinzky (* 1846, gestorben 1908) und dessen Ehefrau Bertha, geborene Fröhlich, Edle von Feldau (* 1861 in Maribor, gestorben 1942 in Wien). Sein Vater besaß der im böhmischen Trpist, Mariafels und Triebl 216.500 Hektar Land sowie sechs größere Waldreviere, dazu gesellten sich 6 Meierhöfe sowie je eine Brauerei, Spiritusbrennerei und Ziegelei. 1907 konvertierte Albrecht von Kubinzky 1907 zum römisch-katholischen Glauben. 
Nach Matura und einjährigem freiwilligen Militärdienst im Rang eines Leutnants widmete sich Albrecht ab 1908 an der Universität Wien dem Studium der Geschichte, einschließlich der Numismatik. Bereits 1905 war er sowohl in die Numismatische Gesellschaft als auch in den Club der Münz- und Medaillenfreunde in Wien aufgenommen worden (Bernhard Koch, 100 Jahre Österreichische Numismatische Gesellschaft 1870-1970, Numismatische Zeitschrift 84/85, Wien 1970, S. 132). Der Kinderlose und zeitlebens Unverheiratete und baute im Laufe seines Lebens eine Universalsammlung von Münzen und Medaillen auf, die dank seines Sammeleifers und seines Vermögens zu einem umfangreichen qualitätvollen Bestand anwuchs. Bereits während seiner Militärzeit sollen sich seine persönlichen Jahreseinkünfte auf 120.000 Kronen belaufen habe. Nach dem Tode seines Vaters trat er zusammen mit seinen drei Brüdern dessen Erbe an. Schon als junger Mann beherrschte er neben Böhmisch und Deutsch sowohl einwandfrei die französische als auch die italienische Sprache sowie Latein. Er unternahm längere Aufenthalte in Italien und machte auch dort beträchtliche Zuwendungen für karitative Zwecke, wofür ihm 1911 die Ernennung zum päpstlichen Geheimen Kämmerer "di spada e cappa" erteilt wurde. Im folgenden Jahr genehmigte ihm das kaiserlich-königliche Ministerium des Innern in Wien das Führen den von ihm angestrebten Titel "Hohenkubin", der freilich in der Reihe der österreichischen Adelstitel ein Phantasieprädikat darstellt. 1913 bekam Albrecht das Großkreuz des Ordens vom heiligen Grabe verliehen und durfte sich fortan mit dem päpstlichen Titel eines Marquis (Grafen) schmücken. 1916 erwarb er die spanische Staatsbürgerschaft und nannte sich seit dem Folgejahr Alberto Marqués de Hohenkubin. (Martin Th. Pollner, Die Familie Fröhlich von Feldau in Aussee. In: Alpenpost, Zeitschrift des Streirischen Salzkammerguts, Nr. 9, 26. April 2012, S. 20f). Als spanischer Staatsbürger war er weder vom österreichischen Adelsaufhebungsgesetz von 1919 noch von der Verfolgung und Enteignung jüdischstämmiger Bürger nach dem Zusammenschluss Österreichs mit Nazideutschland im Jahre 1938 unmittelbar betroffen. Wenngleich Albrecht von Hohenkubin 1948 in der Tschechoslowakei nach der Übernahme der Regierungsgewalt durch die Kommunistische Partei seine umfangreichen dortigen Besitztümer verlor, konnte er als "Grund und Realitätenbesitzer" (Numismatische Zeitschrift, a.a.O.) dennoch sein weiteres Leben im Wohlstand verbringen. Nach seinem Ableben ließen seine Erben seinen numismatischen Nachlass bis ins Jahr 1980 durch Hermann Lanz in Graz in mehreren thematisch gegliederten Partien versteigern.