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SEELÄNDER, N.

NUMISMATISCHE LITERATUR
MONOGRAPHIEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE, DEUTSCHLAND

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Losnummer 2675






Schätzpreis: 100,00 €
Zuschlag: 110,00 €


SEELÄNDER, N.
Nicolai Seeländers Zehen Schriften von Teutschen Müntzen Mitlerer Zeiten. Mit einigen historischen Erläuterungen erkläret, und in dreyzehen Kupfer-Platten vorgestellet. Hannover (Verlag seel. Nicolai Försters und Sohns Erben) 1743. 8 unpaginierte, 120 S. 13 gefaltete Tfn. Ganzleineneinband, wohl des dritten Viertels des 19. Jahrhunderts, mit blindgeprägten Deckelrahmungen und goldgeprägtem Deckeltitel sowie einem streifenförmigen Rückenschild aus goldgeprägtem schwarz gefärbtem Leder. Der rote textile Bezug der Buchdecke ist stellenweise unter Einfluss des Tageslichts verblasst, insbesondere im Bereich des Rückens sowie an den Rändern.


Auf dem Spiegel des Vorderdeckels Exlibris für P. Henckel, das Besitzerzeichen des aus einer vermögenden Kaufmannsfamilie stammenden Münzensammlers Paul Henckel (* 1843 in Berlin, † 1875 ebendort). In seiner beruflichen Orientierung hatte dieser sich dem Vorbild seines Vaters folgend, dem Handel zugewandt, doch musste er schon bald aufgrund einer ernsthaften Krankheit diese Tätigkeit aufgeben und sich ins Privatleben zurückziehen. Aufgrund seiner instabilen gesundheitlichen Verfassung hielt er sich zwecks Verbesserung seiner körperlichen Befindlichkeit vornehmlich in südlichen Gegenden Europas mit ihrem milderen Klima auf. Schon im Knabenalter interessierte er sich für numismatische Objekte und legte den Grundstein für eine Universalsammlung. Eine Gruppe von Goldmünzen der Herrscher Brandenburg-Preußens, die Henckel im Jahre 1868 erwerben konnte, gab ihm den Anstoß sich fortan auf diesen Münzstand zu spezialisieren und sich von den übrigen Stücken seiner Generalsammlung zu trennen. Dank seiner finanziellen Möglichkeiten und seines hohen sammlerischen Engagements konnte Paul Henckel innerhalb weniger Jahre die in seiner Zeit und weit darüber hinaus bedeutendste Spezialsammlung von Münzen und Medaillen der brandenburgischen Kurfürsten und Könige von Preußen aufbauen, "die ein Zweiter trotz fortgesetzten Sammelns während eines Menschenalters nicht zu erreichen im Stande wäre", wie es der mit ihm freundschaftlich verbundene Sammler und numismatische Autor Adolph Meyer [-Gedanensis] und dazu ergänzen anmerkte: "In Bezug auf Jahrgänge und Stempelvarianten, sowohl von Münzen und Medaillen, übertrifft sie selbst viele preussische Staatssammlungen" (Nachruf, in: Numismatische Zeitschrift 6/7. Jahrgang, 1874-1875, S. 3879-382, hier S. 380). Sein sammlerisches Feld erweiterte Henckel durch den geschlossenen Ankauf der Spezialsammlung des Archäologen und Numismatikers Anthony Durand (* 1804 in London, † 1874 in Genf), Verfasser des 1865 in Genf verlegten Werks "Médailles et jetons des numismates", das wohl überwiegend auf dessen eigenen Sammlungsstücken basierte. Diese Kollektion vereinte Prägungen auf Numismatiker sowie auf Münzbeamte und Medailleure, Gepräge mit Darstellungen von Gerät sowie Szenen der Münzen- und Medaillenherstellung und Verwandtes. Henkel erweiterte auch diesen Bestand durch umfangreiche Käufe zu einem der bedeutendsten Bestände dieser Ausrichtung.
Bald nach Paul Henckels Ableben wurde seine Kollektion Brandenburg-Preußen durch Carl Fieweger in Berlin versteigert (Auktion vom 4.10.1876 und folgende Tage). Seine hinterlassene numismatische Bibliothek, "von solcher Reichhaltigkeit, wie sie in Betreff der Numismatik des Mittelalters und der Neuzeit keine zweite Privatbibliothek aufweisen kann" (Adolph Meier a. a. O. S. 381), gelangte ebenfalls bereits 1876 zur Auflösung, nachdem der in Frankfurt am Main niedergelassene Antiquar Joseph Baer die in diesem Bücherbestand befindlichen Veröffentlichungen katalogisiert und zu Festpreisen seiner Kundschaft und in einem Verkaufsverzeichnis offeriert hatte.

Exemplar der Bibliothek Prof. Dr. Peter Berghaus, Fritz Rudolf Künker Auktion 112, Osnabrück, 20.6.2006, Nr. 91.