HERRGOTT, M.
NUMISMATISCHE LITERATUR
MONOGRAPHIEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE, RDR, ÖSTERREICH, UNGARN, BÖHMEN
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Nummotheca Principum Austriae ex gazis Aulae Caesarae potissimum instructa, & aliunde aucta, quae a prima aetate, qua in Austria cusa fuit moneta sub Babenbergicae stirpis Marchionibus, ad usque Habsburgicae gentis Principipes, lineae Hispano-Austraiacae, huiusque masculum ultimum Carolum II. Regem Hispan. Nummos cuiuscuque formae & metalli: praecipue tamen Mnemonicos atque Iconicos, qui vel horum issu, vel eorum gratia ab aliis percussi vel fusi fuerunt, typis aeneis expressos, deducit. Pars prima tomi II. Freiburg im Breisgau 1752. Vortitel, gestochenes Frontispiz, Titelblatt mit dekorativer Vignette, 26 unpaginierte, LIV, 263 S. 50 Tfn. (d. h. Tf. I-XLVIII, XLVIII* und XLIX). Dekesel/Dekesel De Ruyck Vol II: Part 1 von H250 (Cat.8); Lipsius S. 184. Reich beprägter Pergamenteinband, wohl der Zeit, im Großfolioformat, mit 5 Bünden und goldgeprägtem Titelschild, leichte Einrisse oben an den beiden Gelenken.
Marquard (getauft als Johann Jacob) Herrgott (*1694, Freiburg im Breisgau, † 1762 in Krozingen), Mönch, Priester und Bibliothekar des Klosters St. Blasien im Schwarzwald, wurde 1728 als ständiger Vertreter der Breisgauer (oder Vorderösterreichischen) Landstände an den Wiener Hof geschickt, wo er in dieser Funktion bis 1749 wirkte. Neben seinen diplomatischen Aufgaben widmete er sich in diesen Jahren der Erforschung der Geschichte des Habsburgischen Kaiserhauses. Sein 1737 veröffentlichtes dreibändiges Werk GENEALOGIA DIPLOMATICA AUGUSTAE GENTIS HABSBURGICAE fand die Zustimmung Kaiser Karls VI. und führte zu seiner Ernennung zum kaiserlichen Rat und Historiographen. Bald darauf machte er sich daran, unter dem Titel MONUMENTA AUGUSTAE DOMUS AUSTRIACAE ein noch umfassenderes Werk zur Historie des Hauses Habsburg zu erarbeiten, das in Einzelbänden die jeweiligen antiquarischen oder schriftlichen Quellengattungen vorstellt und behandelt. Der erste Band dieses Publikationsprojekts, der sich der mittelalterlichen Geschichte und Genealogie des habsburgischen Herrscherhauses anhand nichtnumismatischer Quellen, wie z. B. siegel-, wappenkundlichen, widmet, wurde 1750 in Wien verlegt, nachdem Herrgott bereits im Jahr zuvor aufgrund seiner diplomatischen Tätigkeit in Unstimmigkeit mit dem Kaiserhaus geraten war und demissioniert worden war. Trotz dieses Konflikts setzte er, nun vom St. Blasier Fürstabt zum Probst von Krozingen und zum Statthalter der Herrschaft Staufen und Krozingen ernannt, seine Arbeit am noch unvollendeten Gesamtwerk fort. Unter dem Subtitel NUMMOTHECA PRINCIUM AUSTRIAE verausgabte Herrgott den folgenden zweiten Band II in zwei Teilen, die 1752 und 1753 in Freiburg im Breisgau erschienen. Der hier offerierte erste Teil bietet in Bild und Wort eine Vorlage einer umfangreichen Auswahl der numismatischen Zeugnisse des Hauses Habsburg vom Mittelalter bis in die Zeit Karls V. sowie der mit Philipp II. einsetzenden königlich-spanischen Herrscherlinie dieses Geschlechts bis Carlos II. Der daran anknüpfende zweite Teil des zweiten Bandes präsentiert und erläutert hingegen die von Ferdinand I. bis Ferdinand III. spannende Folge von Münzen und Medaillen der österreichischen Linie. Der finale, freilich keine numismatischen Quellen enthaltende dritte Band des Gesamtwerks erschien ebenfalls in zwei Teilen nach Herrgotts Ableben erst 1770/1773 in einer von Fürstabt Martin Gerbert ausgearbeiteten Fassung.
Somit stellt der hier zur Versteigerung gelangende äußerst seltene erste Teil des zweiten Bandes eine für Numismatiker relevante Arbeit des Gesamtwerks von Marquard Herrgott dar. Alfons Lhotsky (in: Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, 2. Teil: Die Geschichte der Sammlungen, Wien 1941-1945, S. 429) würdigt dieses Werk mit folgenden Worten: „Die bleibende Frucht dieser seiner Studien [im Kaiserlichen Münzkabinett, Anm. Verf.] war der Zweite Teil seiner Monumenta Augustae domus Austraicae: Nummotheca princium Austriae, Wien 1752 und Freiburg 1753. … So ist die Nummotheca Herrgotts eine sehr reichhaltige, ausgezeichnet kommentierte und mit sehr guten Abbildungen in Kupferstichen versehene österreichische Münzgeschichte geworden, auch heute noch unentbehrlich wie alles, was Herrgott ….geleistet hat“.