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Ordensinsignien (mit heraldischer Königskrone als Überhöhung und Lilien zwischen den Kreuzarmen). 1. Modell (bis 1878), Ritterkreuz ohne Krone, originale alte modische Anfertigung in Goldfiligranarbeit aus dem ersten Quartal des 19. Jahrhunderts, 45,

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
SOUVERÄNER MALTESER RITTERORDEN, INTERNATIONALE FORM

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Losnummer 920




Schätzpreis: 500,00 €
Zuschlag: 600,00 €


Ordensinsignien (mit heraldischer Königskrone als Überhöhung und Lilien zwischen den Kreuzarmen). 1. Modell (bis 1878), Ritterkreuz ohne Krone, originale alte modische Anfertigung in Goldfiligranarbeit aus dem ersten Quartal des 19. Jahrhunderts, 45,4 x 44,7 mm, Gold 9,0 g, in der Öse alte Herstellerpunze "CO", am neuen Bandstück.


RR 1, II

Wir halten dieses Exemplar aufgrund des Vorhandenseins der Lilien zwischen den Kreuzarmen im Gegensatz zu den bekannten Schmuckstücken (vgl. Kat.-Nr. 935 - 943) mit Rauten zwischen Kreuzarmen, für ein wirkliches Kreuz eines Ordensritters aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Bei Spada ist nur ein Kreuz dieses Typs - mit Lilien - (in OG2 S. 25) abgebildet, sowie ein passendes Steckkreuz in Silber (in OG2 S. 27, Nr. 2). Alle weiteren dort (auf den S. 25 und 27) abgebildeten 13 Filigrankreuze zeigen Exemplare mit Rauten zwischen den Kreuzarmen.

Ab ca. 1820 war in den südlichen europäischen Regionen, so vor allem in Portugal, im südlichen Italien und sehr stark auf Malta, Schmuck in Goldfiligran und –granulation in Mode gekommen, und selbstverständlich unterlagen auch einige damalige Ordensritter dieser Regionen diesen gewissen modischen Anforderungen, weswegen sie sich mutmaßlich solche Exemplare wie das hier angebotene anfertigen ließen.

Im Verlauf der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatten französische Ordensritter (die damals, in drei "Zungen" organisiert, den weitaus größten Teil der Ritter repräsentierten) begonnen, zur Kennzeichnung ihrer "Nationalität" Lilien zwischen den Kreuzarmen ihrer Insignien einzufügen, während z. B. deutsche Ordensritter im Allgemeinen zunächst keine Symbole einfügten. Allerdings fügte die (protestantische) Balley Brandenburg des Ordens, die bis 1806 zumindest formal ein Teil des deutschen Großpriorats war, nach Heyde (in HYP S. 5) entweder 1688 oder 1693 goldene ungekrönte brandenburgische Adler zwischen den Kreuzarmen ein.

Kurz nach seiner Wahl (1741) gelang es dem 68. Großmeister des Ordens, Frà Manuel Pinto de Fonseca (1681-1773), sich definitiv von der sowieso nur noch auf dem Papier (seit 1530) bestehenden Lehensabhängigkeit von der spanischen Krone zu lösen. Da er sich nunmehr als Souverän im Range gleich einem König sah, verfügte er 1742 die Aufnahme einer königlichen achtbügeligen Krone anstelle der bisherigen spanischen offenen Herzogs- oder Fürstenkrone als Überhöhung im Ordenswappen. Ohne daß dies je ausdrücklich verfügt wurde, begannen in der Folgezeit, vor allem im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, allmählich einige Ordensritter ihre Insignien mit einer solchen Königskrone zu überhöhen.

So existierten bis hinein in das erste Drittel des 19. Jahrhunderts Kreuze von Ordensrittern sowohl mit als auch ohne königliche Krone, was durch zahlreiche Portraits von Ordensrittern belegt ist. Eine definitive Regelung für den Gesamtorden erfolgte erst im Jahre 1878, jedoch hatte schon 1745 der preußische König Friedrich II. (1712-1786) eine Königskrone zur Überhöhung der Insignien der Balley gestiftet, was durchaus als Vorbild für diese im Gesamtorden ursprünglich "modische" Hinzufügung gesehen werden kann.