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Mutmaßlicher Nachlaß eines Besatzungsmitglieds des Handels-U-Bootes "Deutschland". Bestehend aus: 1) Große glatte Ordensschnalle mit sechs Auszeichnungen zum Einhängen: a) Preußen: Eisernes Kreuz 1914 II. Klasse; b) Preußen: Militär-Ehrenzeichen II.

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
DEUTSCHLAND - GRUPPEN UND ORDENSSCHNALLEN, DEUTSCHLAND - GRUPPEN UND ORDENSSCHNALLEN

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Losnummer 267




Schätzpreis: 750,00 €
Zuschlag: 1.600,00 €


Erratum : Die Anmerkung im Katalog ist ergänzt worden.

Mutmaßlicher Nachlaß eines Besatzungsmitglieds des Handels-U-Bootes "Deutschland". Bestehend aus: 1) Große glatte Ordensschnalle mit sechs Auszeichnungen zum Einhängen: a) Preußen: Eisernes Kreuz 1914 II. Klasse; b) Preußen: Militär-Ehrenzeichen II. Klasse; c) Preußen: Rote Adler-Medaille, goldfarbene Ausführung mit separat angelöteter Krone; d) Oldenburg: Friedrich August-Kreuz II. Klasse, Eisen geschwärzt; e) Deutsches Reich: Kolonial-Denkmünze für Weiße, mit Gefechts-Spange "PONAPE 1910/11"; f) Österreich: Silbernes Verdienstkreuz, Silber emailliert. 2) Oldenburg: Friedrich August-Kreuz I. Klasse, Buntmetall bzw. Weißmetall geschwärzt, an Nadel. 3) U-Boot-Kriegsabzeichen, Buntmetall, auf dem Revers verschlagene Bezeichnung "WALTER SCHOTT / fec.", an Nadel. 4) Bremen: Nicht tragbare Medaille des Bremer Senats für die Besatzung des Handels-Unterseebootes "Deutschland", Durchmesser 50,2 mm, Silber. 5) Großes Eisernes Kreuz "9. Juli 1916", 74,8 x 73,6 mm, mit Medaillons auf das Handels-U-Boot "Deutschland" und seinen Kapitän Paul König, Eisen, Medaillons Buntmetall; 6) Widmungsmedaille des "Deutschtums d. Ver. Staaten v. Amerika" für die Besatzung des Handels-Unterseebootes "Deutschland", Eisen, an Band und Tragespange; 7) Anerkennungsmedaille der "Kriegsgefangenen Fuersorge New York" für die Besatzung des Handels-U-Bootes Deutschland für die den "Sibiriengefangenen erwiesene Hilfe", Buntmetall versilbert, am Band. 8) Abzeichen der 52. Großen Logen-Zusammenkunft der B.P.O.E. in Baltimore 1916, Buntmetall, teilweise lackiert, an Tragespange; 9) Abzeichen der Chester PA. Loge Nr. 488, Buntmetall vergoldet und teilweise emailliert, am Lederband; 10) Aschenbecher aus Kupfer, gefertigt aus Material des Unterseebootes "Deutschland", gefertigt von Robert Smith & Sons in Birkenhead. 11) 5 Bücher über das Handels-U-Boot "Deutschland": a) König, Paul: Die Fahrt der Deutschland. Berlin 1916. 158 Seiten, illustriert, kartoniert; b) Wie a), gebundene Ausgabe; c) Koenig, Paul: Voyage of the Deutschland. New York 1916. 248 Seiten, illustriert, gebunden; d) Skowronnek, Fritz: U-Deutschland's Fahrt. Berlin ohne Jahr. 162 Seiten, kartoniert; e) König, Paul: Fahrten der U Deutschland im Weltkrieg. Berlin 1937. 190 Seiten, illustriert, gebunden. Die Bücher in unterschiedlichen Erhaltungen. 12) Niederländische Karikatur aus dem Wochenblatt "De Nieuwe Amsterdammer", Nr. 81 vom 15. Juli 1916, teilweise eingerissen, gerollt.


RR II

Um während des Ersten Weltkrieges die britische Handelsblockade der Nordsee zu durchbrechen, gründeten im November 1916 der Bremer Großkaufmann Alfred Lohmann, der Norddeutsche Lloyd und die Deutsche Bank die Deutsche Ozean-Reederei GmbH mit Sitz in Bremen. Mit Fracht tragenden Handels-U-Booten sollte die Blockade durchbrochen und die Handelsbeziehungen nach Übersee, vor allem mit den U.S.A. fortgeführt werden.

Als erstes U-Boot lief im März 1916 die „U Deutschland“ vom Stapel; im Juni 1916 lief sie von Wilhelmshaven in Richtung U.S.A. aus. Mit ihr gelang, unter dem Kommando von Kapitän Paul Leberecht König (1867-1933), die erste Atlantik-Überquerung eines Unterseebootes, so daß sie am 9. Juli (und nicht am 10. wie verschiedenen Orts angegeben) unter großer Anteilnahme der Bevölkerung im Hafen von Baltimore ankam. Nachdem die gelieferte, von der amerikanischen chemischen Industrie dringend benötigte Ware gelöscht und die Rückladung gebunkert worden war, lief das Schiff wieder aus und traf am 25. August 1916 in Bremerhaven ein.

Die zweite Fahrt führte ab 10. Oktober 1916 nach New London in Connecticut, wo sie am 1. November 1916 eintraf. Am 21. November 1916 von dort ausgelaufen, erreichte sie am 10. Dezember 1916 Wesermünde.

Aufgrund der kriegsbedingten großen Knappheit bestimmter Rohstoffe im Deutschen Reich rechnete sich das Unternehmen und fuhr für die Rederei große Gewinne ein. Eine dritte, für den Januar 1917 vorgesehene Reise, fand aufgrund des sich abzeichnenden Kriegseintritts der U.S.A. (der tatsächlich erst am 6. April 1917 erfolgte) nicht mehr statt. Die „U Deutschland“ wurde zu einem Untersee-Kreuzer umgebaut und am 19. Februar 1917 als „U 155“ in Dienst (der Kaiserlichen Marine) gestellt.

Bis zum November 1918 blieb die „U 155“ im Kriegseinsatz, bevor sie am 24. November 1918 an Großbritannien übergeben wurde. 1922 schließlich wurde das U-Boot von der Firma Robert Smith & Sons in Birkenhead abgebrochen.

Dieser überaus interessante Nachlaß belegt nicht nur den „Pioniergeist“ deutscher Handelsunternehmen während des Ersten Weltkriegs, sondern auch die durchaus ambivalente Stimmung gegenüber dem Deutschen Reich in der amerikanischen Gesellschaft vor Eintritt der U.S.A. in den Ersten Weltkrieg.

Laut einer unbestätigten beigefügten Aufstellung über die Auszeichnungen, die die Besatzung nach der Ersten Handelsfahrt erhalten hatte, haben nur sechs Personen der „U Deutschland“ entweder die Rote Adler-Medaille oder die Kronen-Orden-Medaille erhalten: der Proviantmeister W. Kessels, die Maschinisten O. Kisling, K. Treuechte und Otto Wagner, der Telefunker E. Geilenfeld und der Steward W. Stucke. Somit müßte die hier angebotene Gruppe von einer dieser sechs Personen stammen, die zudem noch in den Jahren 1910 und 1911 an der Niederschlagung des Aufstand der Sokehs auf Ponape im Pazifischen Ozean beteiligt waren.

Weitere Nachforschungen haben jedoch leider ergeben, daß von den im vorigen Absatz genannten sechs Personen weder einer das Militär-Ehrenzeichen II. Klasse noch die Kolonial-Denkmünze erhalten hat. Ob somit die Aufstellung über die Verleihung der Roten Adler-Medaille unkorrekt ist, oder ob es sich hierbei um ein Besatzungsmitglied handelt, das die Rote Adler-Medaille zu einer anderen Gelegenheit erhalten hat, konnte leider nicht geklärt werden. (Bernd Döbel, Königswinter, sei für diesen Hinweis herzlich gedankt.)