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Serie von hölzernen Brettsteinen, aus der Prägewerkstatt von F. Kleinert, Nürnberg, Anfang 18. Jahrhundert. 29 Exemplare dieser aus 15 hell sowie aus 15 dunkel gebeizten Spielsteinen bestehenden Gruppe sind dreiteilig gearbeitet, beste

MEDAILLEN
MISCELLANEA, BRETTSTEINE

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  Losnummer 0




Schätzpreis: 7.500,00 €
Zuschlag: 6.000,00 €


Serie von hölzernen Brettsteinen, aus der Prägewerkstatt von F. Kleinert, Nürnberg, Anfang 18. Jahrhundert. 29 Exemplare dieser aus 15 hell sowie aus 15 dunkel gebeizten Spielsteinen bestehenden Gruppe sind dreiteilig gearbeitet, bestehend aus je einem separat gedrechselten Ring, in den je zwei mit Medaillenstempeln beprägte flachrunde Mittelmedaillons eingesetzt worden sind. Innnerhalb dieser Serie singulär steht ein lediglich zweiteiliges Exemplar von entsprechender Form und Größe, bestehend aus einem dosenförmig gedrechselten Korpus mit nur einem eingefügten beprägten Mittelmedaillon. Soweit die verwendeten Prägestempel Signaturen aufweisen, so stammen diese allesamt vom Nürnberger Medailleur M. Brunner. Ein hochinteressantes Objekt, welches in diesem Umfang sehr selten angeboten wird, bitte unbedingt besichtigen.


Ein Exemplar mit passgenau geklebter Bruchstelle am Ring, ein Stein mit einem herausgelösten, aber beigefügten beprägten Mittelmedaillon, sonst von vorzüglicher Erhaltung

Die auf den Brettsteinen vertretenen Bildthemen sind durchaus verschieden. Manche nehmen auf Vorkommnisse und Persönlichkeiten aus dem Pfälzischen Erbfolgekrieg samt dem diesen abschließenden Frieden von Rijswijk Bezug, andere auf die Kämpfe gegen die Türken. Demgegenüber steht eine kleine Gruppe von erotisch-frivolen Motiven. Während manche dieser Spielsteine zwei thematisch zueinander passende Vorder- und Rückseiten aufweisen, beinhalten wiederum andere eine "wilde" Kombination von Prägebildern aus diesen drei Themengebieten.  
Einen offenbar bisher noch nicht beobachteten verblüffenden Aspekt offenbart in dieser Serie derjenige Brettstein, aus dem sich eines der beiden beprägten Zentralmedaillons abgelöst hat, was so einen Blick sowohl in dessen Inneres als auch auf die Rückseiten beider eingesetzten Mittelmedaillons bietet. Das herausgelöste Medaillon weist auf seiner lackierten Schauseite eine Szene zwischen kaiserlichen respektive aliierten und osmanischen Reitern auf (Himmelheber 241, Vorderseite), das zweite noch fest im Spielsteinring montierte Medaillon zeigt Kaiser Joseph I. zu Pferd (Himmelheber 227, Vorderseite). Die einst dem Innern des Brettsteins zugewandten Rückseiten beider Medaillons, die nach der Fertigstellung dem Blick des Betrachters entzogen waren, sind hingegen unlackiert und holzgrundig, was darauf schließen lässt, daß der Spielstein erst nach der Montage aller konstruktiven Teile in einem letzten Arbeitsgang im Ganzen gebeizt bzw. mit einem schützenden Überzug versehen worden ist. Überdies ist anhand des herausgelösten Stückes festzustellen, daß die Rückseiten beider Medaillons ebenfalls ein Bildmotiv - zudem ein identisches - tragen. Die Prägung der Rückseiten erfolgte verblüffenderweise nicht mit einem Medaillenstempel, sondern mit einem Stempel für eine Seite der metallenen, reliefierten Außenhülle eines immerwährenden Kalenders (zum Typus vgl. Strothotte, Die Zeit in der Numismatik S. 895-904). Angesichts dieses erstaunlichen Belegs und der Tatsache, daß sämtliche Einzelstücke dieser Serie in ihren Gewichten eine recht geschlossene Gruppe bilden, ist damit zu rechnen, daß sämtliche der eingefügten Mittelmedaillons dieser Brettsteine ebenfalls doppelseitig geprägt worden sein könnten. Ein dem hier besprochenen herausgelösten Medaillon entsprechendes ist, losgelöst vom Zusammenhang mit einem Spielstein, bereits im sechsten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, wenngleich nicht im Detail beschrieben worden (Verzeichniß der Accessionen des Museums vaterländischer Altertümer in Kiel. Fpr die Jahre 1850-1860, in: 20. Bericht der Kgl. Schleswig-Holsteinisch-Lauenburgischen antiquarischen Gesellschaft, Januar 1861, S. 7 ["Medaillenform, in Holz geschnitten, aus dem 17. oder Anfang des 18. Jahrh.; Adv.: Kampf mit Türken, A Domino venit pax et victoria; Rev.: Fevrtag. Calendariium . Perpetuum. Fest vnd // // etc. etc."]).
Der in der vorliegenden Serie befindliche einseitige Brettstein stammt zweifelsohne aus derselben Nürnberger Werkstatt. Er fügt sich in seinem Format, seiner Bildthematik und seiner Oberflächenbehandlung problemlos in diese Suite ein, besteht freilich lediglich aus zwei Fertigungskomponenten, einem döschenförmig ausgedrehten Korpus sowie einem in diesen eingefügten Medaillon von entsprechender Größe (Himmelheber 240 Rückseite, respektive 287 Vorderseite).