Breiter Doppeltaler o. J. (geprägt Anfang des 17. Jahrhunderts). Behrens vgl. 727.
DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
LÜBECK, STADT
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Behrens vgl. 727.
Etwas Belag, Rand min. bearbeitet, sehr schön-vorzüglich
Der vorliegende Doppeltaler unterscheidet sich in der Rückseitenumschrift von den bei Behrens unter der Nr. 727 aufgeführten Stücken: Der Doppeltaler weist die lateinische Legende QVOS DEVS CVNIVNXIT HOMO NE SEPARET (Wen Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht scheiden) auf, während bei Behrens eine deutsche Umschrift genannt ist (Jesus [Christus] machet Wasser zu Wein in Kanaa).
In einer neuerlichen Beschäftigung mit dieser Münze wurde sie mit der Hochzeit des späteren englischen Königs James I und der dänischen Prinzessin Anne in Verbindung gebracht, vgl. Auktion CNG 88, Lancaster 2011, Nr. 2115. Darauf soll ein Hortfund und ein 1823 veröffentlicher Artikel hinweisen, in dem die Ikonographie des Stückes auf die englischen Verhältnisse zu Zeiten James I bezogen werden. Außerdem habe James I als einziger im britischen Raum (einzige Ausnahme: einige wenige schottische Münzen der Mitte des 16. Jahrhunderts) auf seinen Münzen ab 1604 die Umschrift QVAE DEVS CONIVNXIT NEMO SEPARET verwendet, die der des vorliegenden Doppeltalers sehr ähnelt.
Die Zuordnung der CNG an James I erscheint uns aus folgenden Gründen für unwahrscheinlich: James begann erst rund 15 Jahre nach seiner Hochzeit mit Anne, die genannte Umschrift auf seinen Münzen zu führen. Ein direkter Zusammenhang mit dem Doppeltaler ist somit eher unwahrscheinlich, vor allem, weil die Legenden in mehreren Punkten voneinander abweichen. Der bedeutungsvollste Unterschied ist hier das QVAE am Anfang der Legende: Während sich das QVOS (Akkusativ Plural maskulin) eindeutig auf Mann und Frau bezieht, die Gott miteinander verbunden hat, deutet das QVAE (Akkusativ Plural neutrum) von James' Münzen auf zwei (oder mehrere) sächliche Objekte hin, die durch Gottes Zutun miteinander vereint sind. Da die Münzen ab 1604, also kurz nach James' Regierungsantritt als Herrscher der Königreiche England und Irland im Jahre 1603, geprägt wurden, sind mit QVAE sicherlich die unter ihm vereinigten Reiche England, Irland und seine Heimat Schottland gemeint. Ein Bezug des vorliegenden Doppeltalers zu James I und seiner Hochzeit mit Anne von Dänemark scheint daher nicht vorzuliegen.
Die vorliegende Münze unterscheidet sich stilistisch von den Hochzeitstalern des norddeutschen Raumes; allerdings finden sich auch dort Schautaler mit der Umschrift QVOS DEVS CONIVNXIT HOMO NON SEPARET, z. B. Slg. Goppel 1008 oder Gaed. 1595. Eine Zuordnung nach Lübeck und in das beginnende 17. Jahrhundert erscheint uns in Anlehnung an die bei Behrens unter der Nr. 727 erwähnten Stücke nach wie vor sinnvoll. Die auf dem Doppeltaler und den Münzen James' I verwendete Umschrift spiegelt offenbar den Zeitgeist wieder.