Teaserbild
Trennline

Osmanje-Orden [نشان عثمانی - Nişan-ı Osmani] (1861). 2. Modell (Dekorationen mit grünen Strahlen - 1867-1922), Set der 1. Klasse, Anfertigung der Osmanischen Münze [Darph

THE OTTOMAN COLLECTION TEIL 5
TÜRKEI, TÜRKEI, OSMANISCHES REICH (BIS 1923)

Zurück zur Listenansicht
In Merkliste legen

Losnummer 138






Schätzpreis: 750,00 €
Zuschlag: 4.400,00 €


Erratum : Beim Etui handelt es sich um eine spätere Nachfertigung.

Osmanje-Orden [نشان عثمانی - Nişan-ı Osmani] (1861). 2. Modell (Dekorationen mit grünen Strahlen - 1867-1922), Set der 1. Klasse, Anfertigung der Osmanischen Münze [Darphâne-i Âmire] in Konstantinopel aus der Regierungszeit Mehmeds VI. Vahîdeddin (1861-1926, reg. von 1918 bis 1922), bestehend aus: Kleinod, Silber tlw. vergoldet, Avers-Medaillon-Feld Gold, emailliert, Chips und Abplatzungen in der grünen Emaille auf Avers und Revers, am originalen konfektionierten Schulterband, und Bruststern, Silber brillantiert und reperciert, Medaillon Silber, tlw. vergoldet, Medaillon-Feld Gold, emailliert,Reparaturen in der Emaille des Medaillon-Rings, auf dem Revers Herstellerbezeichnung und zwei Feingehaltspunzen, an Nadel, mit zwei seitlichen Fixierhaken, im originalen, grünsamtenen und goldfarben bedruckten Verleihungsetui. BWK4 185, 186; EL S. 232; ER S. 240.


III, II

Nach Angaben des Einlieferers aus dem Nachlaß von Ismail Hakki Okday (1881-1987), Schwiegersohn Sultan Mehmed VI. Vahîdeddin. Siehe auch Kat.-Nr. 142, 152 und 160 (dort u. a. auch die Urkunde [Barrat] zu diesem Set aus dem Jahre 1920).

Unmittelbar nach seinem Regierungsantritt stiftete Sultan Abdülaziz (1830-1876, reg. seit 1861) mit Ferman vom 9. Dezember 1861 [21 Muharrem AH 1278] einen weiteren Verdientsorden, den zunächst dreiklassigen (erste bis dritte Klasse) Osmanje-Orden [نشان عثمانی - Nişan-ı Osmani] für zivile und militärische Verdienste. Er benannte ihn nicht nach sich selbst, sondern nach Sultan Osman I. Gazi (1258-1324/26, reg. ab 1281/88), dem ersten Sultan des Osmanischen Reiches. Von Beginn an stand der Osmanje-Orden im Rang über dem 1852 gestifteten Mecidiye-Orden.

Die sehr ausführlichen Statuten wurden im Journal de Constantinople vom 4. Januar 1862 publiziert. Deren erstem Teil zufolge waren Obergrenzen für Verleihungen an osmanische Bürger festgelegt: 50 in der ersten Klasse, 200 in der zweiten und 1.000 in der dritten Klasse. Verleihungen an Ausländer waren nicht limitiert.

Der zweite Teil legte die Insignien und ihre Trageweise fest. So zeigen die Dekorationen im Medaillon über einem Halbmond die Worte "El Müsenid bi-Tefvîkâti'r-Rebbâniyye Meliki'd-Devleti'l-Osmâniyye Abdülazîz Hân" [Aldülaziz Khan, Souverän des Osmanischen Staates, der sich auf die göttliche Führung verläßt] in Gold in roter Emaille, umgeben von einem rot emaillierten Medaillon-Ring (1. Modell). Die Trageweise der Insignien orientierte sich an der des britischen Bath-Ordens [The Most Honourable Order of the Bath], mit der Ausnahme, daß die dritte Klasse am Hals getragen wurden und nicht wie beim britischen Vorbild am Brustband. (Diese wurde erst ab 1917 am Hals getragen.)

Im Jahre 1867 erfolgte eine Änderung der Statuten, die zunächst die Gestaltung der Insignien betraf. So erhielten die Medaillons der Dekoration und des Bruststerns unter Beibehaltung des bisherigen roten Medaillon-Feldes zunächst einen grün emaillierten Medaillon-Ring (2. Modell - vgl. EL S. 234).

Kurze Zeit später erhielten die Dekorationen zudem noch sieben grün emaillierte Stern-Strahlen und dazwischen kurze brillantierte Metallstrahlen. Das Revers-Medaillon zeigt nun über zwei Trommeln vor gekreuzten Fahnen die Jahresangabe "sene 699" [AD 1299/1300], das im 19. Jh. oft benutzte "offizielle" Gründungsjahr des Osmanischen Reiches. Des weiteren wurde noch eine 4. Klasse gestiftet, bei der die Dekoration an einem Brustband zu tragen war (2. Modell). Diese Klasse wurde vorwiegend am einfachen Brustband verliehen, später jedoch auch mit auf dem Band aufgelegter Rosette. Die oft im Handel vorkommende Bezeichnung "5. Klasse" für Dekorationen am Brustband ohne aufgelegte Rosette ist irreführend, da die Stiftung einer solchen Klasse nie erfolgte.

Die Größe der Dekorationen ist im Prinzip für alle Klassen dieselbe. Zu Beginn scheint die Größe der Bruststerne (nach französischem Vorbild) zur ersten und zur zweiten Klasse identisch gewesen zu sein. Dies änderte sich jedoch im Laufe der Zeit, und ab einem unbekannten Zeitpunkt (möglicherweise gegen Ende des 19. Jahrhunderts) sind Größenunterschiede zwischen den Bruststernen der beiden Klassen festzustellen. Allerdings kommen auch im Ersten Weltkrieg eindeutig originale und zusammengehörige Sets der 2. Klasse mit einem großen Bruststern vor. Angefertigt wurden die Insignien prinzipiell von der Osmanischen Münze [Darphâne-i Âmire] in Konstantinopel.

Als besondere Auszeichnung konnte die erste Klasse jetzt auch mit einem Kleinod ganz in Gold verliehen werden. Patterson (in PTT S. 169) bildet ein solches Set ab, das wohl 1862 an den Prinzen von Wales und späteren König Edward VII. (1841-1910, reg. seit 1901) verliehen wurde. Auch die anderen Klassen kommen in teilweise echt Gold vor.

Als noch höhere besondere Auszeichnung konnte die 1. Klasse "in Brillanten" also besetzt mit Diamanten in Altschliff verliehen werden, wobei die Bruststerne hier über einen noch größeren Durchmesser verfügten als diejenigen der "normalen" 1. Klasse.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurden ähnlich wie bei der Imtyaz- und der Liyakat-Medaille (dort jedoch in Form gekreuzter Säbel europäischer Art) gekreuzte sog. Scimitare [kılıç], auch als "Mamaluken-Säbel" bezeichnet, für die Insignien des Mecidiye-Ordens eingeführt, wenn dieser für außerordentliche Tapferkeit im Gefecht verliehen wurde. Anders als bei den Medaillen waren die Scimitare direkt auf den Insignien durch das Medaillon hindurch angebracht. Allerdings wurden hierfür weder die Statuten erweitert, noch ist bisher eine diesbezügliche osmanische Verordnung aufgetaucht. Auch während des Krieges erfolgte die deutliche Mehrheit der Verleihungen sowohl an Osmanen als auch an Ausländer ohne gekreuzte Säbel, was auch ihr relativ seltenes Vorkommen (zumindest der zweifelsfrei originalen Stücke!) auf dem Sammlermarkt erklärt.

İsmail Hakkı (Tevfik) Okday wurde 1881 in Athen als Sohn des osmanischen Botschafters in Athen und späteren osmanischen Außenministers und Großwesirs Ahmet Tevfik (Okday) Paşa (1845-1936) und dessen Schweizer Ehefrau Elisabeth geb. Tshumi, mit der er fünf Kinder hatte. Nach der Schulausbildung besuchte er die Militärakademie. Nach deren Abschluß wurde er zum Leutnant befördert und nahm das Studium an der preußischen Militärakademie auf. Ernahm an beiden Balkankriegen teil und kehrte danach wieder an die preußische Militärakademie zurück, wo er zum Stabsoffizier ausgebildet wurde. Als solcher kehrt er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Konstantinopel zurück. Kurz darauf heiratete er auf Wunsch des letzten osmanischen Sultans Mehmed VI. Vahîdeddin (1861-1926, reg. von 1918 bis 1922) dessen älteste Tochter Fatma Ulviye Sultan (1892-1967), mit der er eine Tochter hatte. Da er sich während des türkischen Unabhängigkeitskrieges (1919-1922/1923) Mustafa Kemal Pascha (1881-1938) anschloß ließ sich seine Frau von ihm scheiden. Nach dem Krieg diente er als türkischer Generalkonsul in Moskau, Antwerpen, Plovdiv, Bari, Basra und in Wien. İsmail Hakkı war Inhaber zahlreicher osmanischer und ausländischer (u. a. aus Bayern und aus Preußen) Orden und Ehrenzeichen. Am 11. Oktober 1977 ist er in Ayaspasa bei Istanbul im Alter von 96 Jahren gestorben.