ACADÉMIE ROYALE DES MÉDAILLES ET DES INSCRIPTIONS (Hrsg.).
NUMISMATISCHE LITERATUR
MONOGRAPHIEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE, MEDAILLEN, PLAKETTEN, JETONS
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Medailles sur les principaux evenements du regne de Louis le Grand, avec des explications historiques. Paris (Imprimerie royale) 1702. 3 jeweils einseitig bedruckte Blätter einschließlich eines dekorativen und symbolträchtigen Frontispizes sowie des mit einer gestochenen Titelblatts, 286 recto bedruckte Blätter, deren Rückseite planmäßig leer belassen worden ist, mit je einer geschichtlichen Erläuterung des Prägeanlasses und ikonographischen Beschreibung einer Medaille sowie einem Kupferstich des Revers einer Medaille, mitunter zuzüglich eines solchem auch vom Avers jener Medaille, im Anschluss die fortlaufend paginierten S. 287-292 mit dem Register. Einband aus glattem Schafsleder, wohl der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit goldgeprägtem Rücken und 5 Bünden. Dreiseitiger, leicht gebräunter Sprenkelschnitt. Die Buchdecke mit längeren Einrissen oben und unten am Vorderdeckelgelenk und kleinen Läsuren im Bereich des Rückens. Fest mit dem Einband verbundener, intakter Buchblock ohne wesentliche Mängel.
Aufgrund einer Verfügung von Minister Jean-Baptiste Colbert entstand 1663 eine zunächst aus 4 Mitgliedern der Académie française bestehende Kommission, die redaktionell und inhaltlich für die Inschriften auf öffentlichen Denkmälern verantwortlich war. Dieser zunächst gemeinhin als "la petite Académie" bezeichnete Ausschuss wurde 1701 reformiert, in die Abteilungen für Geschichte, Archäologie und Philologie, gegliedert, damit auch auf eine Kopfzahl von maximal 40 Personen personell erweitert und zugleich umbenannt in die "Académie royale des Inscriptions et Médailles" (ab 1716 "Académie royale des inscriptions et belles-lettres"). Ihr Gelehrtenkreis war u.a. auch für die Anregung und Überprüfung der inhaltlichen Konzeption der seitens der Pariser Münzstätte herausgegebenen Medaillen zuständig. Diese unter der Regierung von König Ludwig XIV. geprägten Schaustücke dienten als Medien der geschichten Dokumentation, der Repräsentation und der Verherrlichung des absolutistischen Monarchen. Sie griffen insbesondere Themen zum Ruhme seiner der Außen- und Innenpolitik auf, feierten oder betrauerten aber aber auch aktuelle Ereignisse aus dem unmittelbaren familiären Kreise des Bourbonen.
Ein auf das Medaillenschaffen zur Glorifizierung Ludwigs XIV. einbeziehendes illustriertes Druckwerk erstellte erstmals der Jesuit Claude-François Ménestrier (* 1631 in Lyon, † 1705 in Paris) mit dem Titel "Histoire du roy Louis le Grand par les Médailles, Emblêmes, Devises, Jettons, Inscriptions, Armoiries, et autres Monumens Publics", das erstmals 1689 in Paris erschien. Dieses Werk erfuhr eine solche positive Aufnahme, dass es nicht bereits 1691, dann 1693 und schließlich 1700 in revidierten und erweiterten Ausgaben abermals in Paris verlegt wurde. Auch der numismatisch interessierte König, der bereits in seiner Kindheit unter dem Einfluss des Stempelschneiders und Münzbeamten Jean Varin ein lebhaftes numismatisches Interesse entwickelt hatte, fand Gefallen an diesem Buch (Robert Wellington, Antiquarism and the Visual Histories of Louis XIV. Artifacts for a Future Past, Abingdon/New York 2016, S. 134). Zum Ruhme Ludwigs XIV. brachte die Académie royale des Inscriptions et Médailles 1702 den hier von uns offerierten Titel in zwei unterschiedlichen Formaten heraus, sowohl als repräsentative Ausgabe im Folioformat mit aufwändigerer graphischer Gestaltung als auch eine kompaktere Edition im hier vorliegenden Großoktav. An der Erstellung beider Editionen waren diverse Mitglieder der Académie beteiligt. In beiden Ausgaben sind in Bild und Schrift 286 Medaillen verzeichnet, die die Zeitspanne von 1638 (Geburt des Königs) bis ins Jahr 1700 abdecken. Eine von Lorenz Beger (* 1653 in Heidelberg, † 1705 in Berlin), dem damaligen Leiter der königlich-preußischen Antikensammlung in Berlin, bearbeitete zweisprachige Version in Deutsch und Französisch der Großoktavausgabe erschien 1704 bei Johann Ludwig Baldinger in Schaffhausen, mit dem Titel "Der berühmten Königlichen Academien zu Paris Curiose Schau-Müntzen vorstellend die vornehmsten Thaten Ludwig des Grossen". Schließlich edierte Claude Gros de Boze (* 1680 in Lyon, † 1753) 1723 im Auftrag der Académie royale des inscriptions et belles-lettres eine erweiterte Pariser Neuauflage der Folioausgabe von 1702, nun mit einer Präsentation von 318 Medaillen, die die gesamte Lebensspanne des 1715 verstorbenen Königs dokumentierte (Titel: Médailles sur les principaux evenements du regne entier de Louis le Grand, avec des explications historiques).