Berlin.
MÜNZGEFÄSSE UND MÜNZSCHMUCK
MÜNZTELLER
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Ein silberner Berliner Münzteller von Johann George Hossauer, „Goldschmied Sr. Majestät des Königs“
Münzteller, gefertigt zwischen 1854 und 1858 in der Werkstatt des königlichen Hofjuweliers Johann George Hossauer, Berlin. Auf der Rückseite die Feingehaltsmarke für 13lötiges Silber (Feingehalt: 815,5/1000), die Meister- respektive Herstellerpunze, ein Tremulierstich sowie die Beschaumarken des 1854-1863 amtierenden Berliner 1. Zeichenmeisters J. W. D. Friedrich [Bär steigend nach links, im Feld rechts die Initiale L] und des 1854-1864 amtierenden Berliner 2. Zeichenmeisters L. Th. Wendelboe [Gotische Initiale D]. Den Blickfang dieser reich mit gravierten Ornamenten und Schlangenhaut-Punzdekor geschmückten Silberschmiedearbeit bilden die 18 eingearbeiteten Taler des 16. und 17. Jahrhunderts. In den Tellerboden sind um ein zentrales Rosettenmedaillon herum folgende 6 Silbermünzen eingearbeitet: Stadt Deventer, Reichstaler o.J. mit Titel Ferdinands II. (Dav. 4976); Braunschweig-Lüneburg-Dannenberg, Reichstaler 1624 (Dav. 6425); Provinz Holland, Reichstaler 1622 (Dav. 4831); Kur-Sachsen, Reichstaler 1623 (Dav. 7601); Habsburg, Ferdinand I. als König von Ungarn und Böhmen, 1527-1558, Taler o.J. Joachimsthal (Dav. 8038); Sachsen-Altenburg, Reichstaler 1623 (Dav. 7367). Auf der Fahne des Tellers sind in entsprechender Manier einkomponiert folgende 12 Stücke: Kleve, Johann Wilhelm von Jülich-Kleve Berg, 1592-1609, Reichstaler o. J. (Dav. 6661); Provinz Utrecht, Reichstaler 1610 (Dav. 4836), Habsburg, Reichstaler 1623, Prag (Dav. 3136) und Reichstaler 1625, Wien (Dav. 3091); Stadt Frankfurt a. M. Reichstaler 1620 (Dav. 5287 D); Mecklenburg-Güstrow, Reichstaler 1622 (Dav. 7057); Habsburg, Reichstaler 1607, Ensisheim (Dav. 3036); Stadt Rostock, Reichstaler o. J. mit Titel Ferdinands II. (Dav. 5792); Bayern, Reichstaler 1625 (Dav. 6071); Pommern, Reichstaler 1634 (Dav. 7282); Braunschweig-Lüneburg-Celle, Reichstaler 1633 (Dav. 6475). Zu den Silberpunzen siehe: Wolfgang Scheffler, Berliner Goldschmiede. Daten, Werke, Zeichen. Berlin 1965, Nr. 15, 21, 381, 1694, 2110. Zum Silberschmied: Melita Jonas, Gold und Silber für den König. Johann George Hossauer (1794-1874) Goldschmied r. Majestät des Königs. Begleitbuch zur Ausstellung 27. Juli bis 20. September 1998, Berlin, Schloß Charlottenburg. Berlin 1998 (dort keine Münzgefäße katalogisiert). Durchmesser: 321 mm, Gewicht: 1.126 g.
Repräsentative Arbeit aus der Werkstatt des bedeutenden Berliner Silberschmieds, bestückt mit teils sehr seltenen Talern . Von sehr schöner Erhaltung
Johann George Hossauer (geboren 1794 in Berlin, gestorben 1874 ebd.) gilt als der maßgebliche Gold- und Silberschmied seiner Zeit in Preußen (Jonas S. 7; Thieme-Becker Bd. XVII, S. 547f.). Bereits im Jahre 1819 gründete er in Berlin eine bald schon prosperierende Fabrik. Hier produzierte er zusammen mit einer wachsenden Zahl an Mitarbeitern nach dem Vorbild fortschrittlicher englischer und französischer Werkstätten eine breite Spanne von Gebrauchs- und Luxusobjekten aus Platin, Gold und Silber sowie aus veredelten unedlen Metallen. Der Schwerpunkt des Sortiments lag auf Tafelgerät, profanen und sakralen Pokalen, Schaustücken und Ehrengaben, aber auch feine Juwelierarbeiten, wie z.B. Orden und individuelle Kleinobjekte gehörten zum Spektrum. Aufgrund seiner innovativen Produktionsmethoden und seiner qualitätvollen Arbeiten genoss Hossauer früh die Gunst des preußischen Königshauses, was sich in materieller Förderung und Arbeitsaufträgen seiner Majestät, der königlichen Familie, des Hofstaats und auch anderer fremder Fürstenhäuser niederschlug. Zwecks der Umsetzung bedeutender Aufträge arbeitete Hossauer eng mit führenden Künstlern und Architekten zusammen. So ergab sich über viele Jahre eine enge Kooperation mit Karl Friedrich Schinkel, der zahlreiche Entwürfe für Gold- und Silberschmiedearbeiten lieferte. 1826 ernannte ihn König Friedrich Wilhelm III. zum Hofgoldschmied. Johann Georg Hossauer betrieb seine Firma bis zum Ende des Jahres 1858. Zum 1. Januar veräußerte er das Unternehmen seinem früheren Schüler und Mitarbeiter, dem Goldschmied Emil August Albert Wagner, und dem Kaufmann François Louis Jeremie Sy. Danach firmierte das Unternehmen bis zum Jahre 1933 unter dem Namen Sy & Wagner, um später als „Vereinigte Juweliere GmbH“ die Geschäfte weiter zu betreiben.