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Annemarie und Gerd Köhlmoos: Unternehmer mit Verantwortung – Sammler mit Leidenschaft

07. Februar 2022


Erfolgreiche Unternehmer finden vielfach neben ihrer anspruchsvollen Tätigkeit für das eigene Unternehmen Zeit und Muße für ganz andere Interessen, um sich von den vielschichtigen Aufgaben zu erholen, die ein Familienunternehmen jeden Tag lösen muß. Familienunternehmer denken nicht kurzfristig, sondern wollen ihr Lebenswerk möglichst solide aufstellen, damit die nachfolgenden Generationen vom Erfolg und den Ideen der Gründer profitieren können.

Bereits 1966 wurde die Firma Juwel Aquarium gegründet, das Unternehmen wurde konsequent durch innovative Maßnahmen zu dem ausgebaut, was es heute ist, Marktführer für Aquaristik in Europa und ein weltweit bekanntes Vorzeigeunternehmen, das in Rotenburg an der Wümme beheimatet ist. Im Jahr 2021 wurde die Marke Juwel Aquarium vom Langenscheidt Verlag mit dem Award „Marke des Jahrhunderts“ ausgezeichnet.

Jeder Familienunternehmer weiß, dass zur konsequenten Weiterentwicklung seines Unternehmens immer wieder frisches Eigenkapital zur Verfügung gestellt werden muß. Im Idealfall stehen die Gewinne eines Unternehmens in der richtigen Korrelation zu Wachstum und Kapitalbedarf aus Eigenmitteln.

Der Sammler Gerd Köhlmoos wurde ab 1993 von dem so früh verstorbenen Numismatiker Dr. Bernhard Schulte (1949-2007) beraten, der zusammen mit Dr. Hans Voegtli die Münzen und Medaillen AG in Basel leitete, eine Weltfirma, die von den Frankfurter Münzhändlern Herbert A. Cahn (1915-2002) und seinem Bruder Erich B. Cahn (1913-1993) nach ihrer Emigration 1934 in Basel gegründet worden war. Bernhard Schulte kam wie sein Freund und Kollege Fritz Rudolf Künker aus der Schule des Numismatikers Peter Berghaus (1919-2012), der in Münster als Honorarprofessor für Numismatik über Jahrzehnte überaus erfolgreich tätig war.

In der Münzen und Medaillen AG war der Kunde Köhlmoos ein streng gehütetes Geheimnis. Erst mit Erscheinen des Auktionskataloges 91 der Münzen und Medaillen AG wurde der Fachwelt klar, mit welcher Energie und Leidenschaft Gerd Köhlmoos in relativ kurzer Zeit eine der bedeutendsten Talersammlungen zusammengetragen hatte. In seinem Vorwort hat Bernhard Schulte den Aufbau und die Konzeption dieser Talersammlung gewürdigt. Die Versteigerung der überaus qualitätvollen 1031 Stücke am 6. und 7. März 2001 in Basel wurde ein großer Erfolg. Hintergrund des Verkaufs waren die Überlegungen des Ehepaares Köhlmoos, den Erlös für ihre Sammlung in ihr Unternehmen zu investieren, um die Automatisierung der Produktion entscheidend nach vorne zu bringen. Diese Überlegungen erwiesen sich als goldrichtig, die Erfolgsgeschichte der Juwel GmbH & Co. KG konnte weitergeschrieben werden.

Kurz vor seinem Tod gab Bernhard Schulte seinem Freund Gerd Köhlmoos den Rat, dass er sich an das Haus Künker halten solle, um die zukünftige Sammlung aufzubauen. Und so kam es, dass in den letzten 20 Jahren, ab 2006 mit Hilfe der Numismatiker des Hauses Künker, ein ganz anderes Konzept für die neue Sammlung verfolgt wurde. Es sollte ein Querschnitt durch alle Epochen der Münzgeschichte aufgebaut werden. Es gab Einigkeit darüber, dass immer nur besonders gut erhaltene Exemplare in die Sammlung aufgenommen werden sollten. In den meisten Fällen hat Oliver Köpp die Stücke vor den jeweiligen Auktionen akribisch genau angesehen. So entstand schließlich eine ganz neue, hoch attraktive Sammlung, die nun über mehrere Auktionen aufgelöst werden soll.

Wieder steht das Unternehmen im Mittelpunkt der Überlegungen. Das Ehepaar Köhlmoos hat entschieden, dass es für die Familie vernünftiger ist, die Erlöse aus ihrer zweiten Sammlung in neue Produktionsanlagen zu investieren, um sich von Zulieferern, vor allem aus Übersee, unabhängig zu machen. Damit soll das Familienunternehmen noch krisenfester für die Zukunft gemacht werden. Das Ehepaar Köhlmoos ist der Überzeugung, dass ein florierendes Unternehmen für die nachfolgenden Generationen von größter Wichtigkeit ist.

Der Entschluß, die mit großer Leidenschaft aufgebaute Sammlung nun wieder in den numismatischen Kreislauf zurückfließen zu lassen, ist daher nicht schwergefallen.

Osnabrück, im Januar 2022

Fritz Rudolf Künker