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Georg Gustav von Pfalz Veldenz

04. Januar 2016 13:51


Am 4. Februar 2016 versteigert das Auktionshaus Künker während seiner Berlin-Auktion eine umfassende Serie mit altdeutschen Seltenheiten. Darunter befindet sich ein äußerst seltener Taler des Pfalzgrafen von Veldenz.

 

Los 258:
Repräsentativer Reichstaler des Georg Gustav 
von Pfalz-Veldenz aus dem Jahr 1596,
geprägt 
in Weinburg. Es handelt sich um das einzige Exemplar im Handel. Das Stück
wird am 4. Februar 2016 im Rahmen der Berlin-Auktion von Künker versteigert
.

 

Pfalz-Veldenz? Nur die Spezialsammler werden wissen, wo sie dieses Territorium auf der Karte des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation zu suchen haben. Tatsächlich handelt es sich um ein kleines Gebiet an der Mosel, in dessen Zentrum Schloss Veldenz liegt, gute 40 Kilometer flussaufwärts von Trier entfernt.

Die Grafen von Veldenz hatten dort ihren Stammsitz. Ihr Gebiet kam mittels einer glücklichen Heirat 1444 an den Wittelsbacher Herzog von Pfalz-Zweibrücken. Und einer von ihnen übergab die Pfalzgrafschaft rund 100 Jahre später einem Onkel, um ihn für seine lange Vormundschaft zu entschädigen. So wurde Ruprecht von Pfalz-Veldenz 1543 zum Begründer einer neuen Nebenlinie des Hauses Pfalz-Zweibrücken. 

Schloss Veldenz, an einem Seitenarm der Mosel gelegen. Foto: Berthold Werner / Wikipedia.

 

Ruprecht starb bereits 1544; sein Sohn Georg Johann I. war damals gerade ein Jahr alt. Dessen Vormund, das ehemalige Mündel seines Vaters, war von Ruprecht von Pfalz-Veldenz streng protestantisch erzogen worden und gab den neuen Glauben an dessen Sohn weiter. Dies zahlte sich aus. Gustav Wasa, der schwedische König, suchte für sein zum Protestantismus bekehrtes Land Verbündete im Deutschen Reich. Er verheiratete alle seine fünf Töchter mit deutschen Fürsten. Seine Schwiegersöhne stammten meist eher aus dem Norden wie der Graf von Ostfriesland, der Herzog von Mecklenburg und der Herzog von Sachsen-Lauenburg. Doch Gustav Wasa bedachte auch solche Fürsten, die persönlich an den schwedischen Königshof gekommen waren. Christoph von Baden-Rodemachern hatte im schwedischen Heer gedient. Und Johann Georg von Veldenz war als junger Mann auf einer der zeittypischen Bildungsreisen in Stockholm gewesen und Gustav Wasa dabei aufgefallen.

300.000 Gulden brachte die Braut mit in die Ehe. Das war eine gewaltige Summe. Doch Georg Johann war kein sparsamer Realist. Er hatte kostspielige Visionen wie die Gründung einer protestantischen Fluchtburg namens Pfalzburg. Bei seinem Tod war die Grafschaft bankrott. Georg Gustav, der älteste Sohn, musste nicht nur seine beiden jüngeren Brüder auszahlen, er musste darüber hinaus 300.000 Gulden Schulden zurückzahlen, genauso viel wie einst seine Mutter in die Ehe mitgebracht hatte.

1596, vier Jahre nach dem Herrschaftsantritt von Georg Gustav, entstand der äußerst seltene und ausgezeichnet erhaltene Reichstaler, der in der kommenden Berlin-Auktion von Künker am 4. Februar 2016 angeboten wird. Er wird wohl vor allem der Repräsentation gedient haben, umso mehr Wert legte der Auftraggeber auf einen anspruchsvollen Stempelschnitt. Und so zeigt das Porträt von Georg Gustav von Pfalz-Veldenz in bestem Stil der Spätrenaissance: Der nüchtern wirkende Mann mit kurzem Haar und modischem Knebelbart trägt eine Spitzenhalskrause zum Harnisch. In der rechten Hand hält er den Kommandostab des Feldherrn. Die Umschrift lautet: Georg Gustav von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Graf von Veldenz.
Die Rückseite präsentiert drei Wappenschilde. Für Veldenz steht genau wie für die Pfalz ein Löwe, der weißblaue Rautenschild weist auf die Wittelsbacher hin. Bezeichnend ist die Umschrift. Schon die Sprache will Georg Gustav als treuen Anhänger der Reformation darstellen. Schließlich forderten die Protestanten die Ablösung des Lateinischen durch die Volkssprache Deutsch. Und so lesen wir auf Deutsch: ALLEIN GOTT DIE EHR A(nno) 1596.

Georg Gustav blieb der protestantischen Sache treu. Auch er versuchte, einen Zufluchtsort für Protestanten in Lixheim zu gründen und scheiterte damit genau wie sein Vater. Kurz vor seinem Tode musste Georg Gustav vor den Spaniern aus der Grafschaft Veldenz fliehen. 

Er sollte nicht zurückkommen. 1634 starb Georg Gustav und hinterließ nur einen neunjährigen Sohn. Leopold Ludwig wuchs bei einem Onkel auf und kehrte erst nach dem Westfälischen Frieden in seine Grafschaft zurück. Noch mehrmals vertrieb der Krieg Leopold Ludwig aus Veldenz. Er starb am 8. April 1692 kinderlos und bestimmte testamentarisch König Karl XI. von Schweden zu seinem Erben. Es sollte bis zum Jahr 1733 dauern, bis der daraus resultierende Rechtsstreit gerichtlich entschieden wurde und Veldenz zurück an die Hauptlinie Pfalz-Zweibrücken fiel.