Stadt. Goldmedaille zu 20 Dukaten o. J. (zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts), Wunderly vgl. 2343 (Gold, 102, 8 g = 30 Dukaten); Schweizer Medaillen, Auktion Leu 43, Zürich 1987, Nr. -, vgl. 1262 (Bronze, vergoldet).
EUROPÄISCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
SCHWEIZ, SCHAFFHAUSEN
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Goldmedaille zu 20 Dukaten o. J. (zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts), unsigniert. Blick vom rechten Rheinufer auf die umwehrte Stadt Schaffhausen und die Zirkularfestung Munot auf dem Emmersberg als Teil der Stadtbefestigung. Am rechten Rand des Bildfeldes die Rheinbrücke. Im Hintergrund ein mit zwei Türmen besetzter Höhenzug. Oben ein Wolkenband, darüber, zwischen zwei gebundenen Palmzweigen, ein Schild mit dem nach links steigenden bekrönten Widder, das Standeswappen des Stadtstaats Schaffhausen, von zwei Engeln gehalten. Auf dem rechtsrheinischen Ufer im Vordergrund eine mit einem Zierrahmen ausgestattete Tafel mit der fünfzeiligen Aufschrift DIE - WEIL / GOTT · MEINE HOFF / NUNG · IST · SO · FORC / HT · ICH · KEINER · / FINDEN · LIST [liegendes Dreiblatt] // Blick vom rechten Rheinufer auf den Rheinfall samt dem Flußabschnitt, der durch das auf der Höhe errichtete Schloß Laufen bis zu dem auf einer kleinen Rheininsel errichteten Schlösschen Wörth reicht. Auf dem diesseitigen Uferstück steht die Verkörperung der Hoffnung nach halbrechts im langen, brustfreien Gewand und stützt sich mit ihrer rechten Achsel auf einen auf dem Boden stehenden Schiffsanker, den sie mit ihrer Linken umgreift. Sie blickt nach links oben zu himmlischen Strahlen, die eine Wolkengruppe durchscheinen und streckt ihre Rechte mit offener Hand aus. Oben ein randläufig bogig geführtes Schriftband, worauf der Wahlspruch DEVS [Dreieck] SPES [Dreieck] NOSTRA [Dreieck] EST [Dreieck] steht. 51,02 mm; 64,22 g.
Wunderly vgl. 2343 (Gold, 102, 8 g = 30 Dukaten); Schweizer Medaillen, Auktion Leu 43, Zürich 1987, Nr. -, vgl. 1262 (Bronze, vergoldet).
GOLD. Von allergrößter Seltenheit. In diesem Gewicht vermutlich das einzige bekannte Exemplar im Handel. Kl. Randfehler, vorzüglich
Die einst reichsfreie Stadt Schaffhausen war seit 1454 mit der Alten Eidgenossenschaft als zugewandter Ort verbunden und trat diesem Bund am 19. August 1501 als zwölfter Ort bei. Ihren Wohlstand verdankte sie ihrer Lage am Rhein sowie ihrer Grenznähe zu den deutschen Landen. Im Zuge der Reformation konnten sich die Vertreter der neuen Glaubenslehre 1529 in der Stadt endgültig durchsetzen. Schaffhausen wurde protestantisch, sämtliche Klöster wurden aufgelöst und deren Güter verstaatlicht. Im Vorfeld dieser Entwicklung hatte das Kloster Allerheiligen schon 1524 seine Güter an den Stadtstaat übertragen. Somit gelangte auch das Münzrecht, das Schaffhausen bereits von dieser geistlichen Einrichtung zum Lehen erhalten hatte, voll und ganz in den Besitz der Stadt. Die Schaffhauser Münzprägung erfolgte indes nicht kontinuierlich, sondern nur phasenweise, wenngleich in gewissen Perioden in erstaunlichem Umfang. Im 17. Jahrhundert emittierte die Stadt in Silber verschiedene Kleinmünzennominale, Taler und deren Talerteilstücke, die vor allem in der Kipperzeit nach Deutschland, Italien und darüber hinaus exportiert wurden. An Schaffhauser Goldmünzen des 17. Jahrhunderts entstanden zwischen 1614 und 1633 nur kleine Kontingente von Goldgulden und Dukaten sowie Abschläge aus Prägestempeln für Silbergeld vom Pfennig bis zum Taler, u. a. ein zwanzigfacher Dukat 1656 aus Talertempeln. Einfache Dukatenausgaben der Jahre 1657 und 1658 vervollständigen die Abfolge der Schaffhauser Goldmünzen im 17. Jahrhundert. Das so skizzierte Bild der eher im bescheidenem Rahmen emittierten Schaffhauser Goldprägung kann durch die schweren Goldmedaillen im vielfachen Dukatengewicht erweitert werden, die im 17. Jahrhundert offenbar im Auftrag der Stadt geprägt und an verdiente Personen vergeben worden sind.
Das hier offerierte goldene Schaustück wird in der einschlägigen numismatischen Literatur als Verdienst- oder Belohnungsmedaille der Stadt Schaffhausen geführt. Es trägt weder eine Jahreszahl, die eine klare Datierung ermöglicht, noch eine Signatur, die eine sichere Zuweisung an auf den Stempelschneider oder einen anderen am Herstellungsprozeß Beteiligten zulässt. Archivalische Nachrichten zu ihrer Entstehung oder zu ihrer Verwendung sind bislang nicht publiziert. Nach ihrem Stil soll sie in die Mitte des 17. Jahrhunderts gehören (so Wielandt S. 110) oder in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts anzusetzen sein, wenn man eine konservativ-beharrende Kunstauffassung ihres Schöpfers postuliert.
In Gold stellt das hier offerierte Schaustück eine außerordentliche Rarität dar; uns sind von diesem Typ lediglich zwei weitere Exemplare bekannt, ein schwereres im Gewicht von 102,8 Gramm aus Slg. Wunderly (L. & L. Hamburger 97, 19.3.1901, Nr. 97, später in Sammlung Bachofen, Leo Hamburger, Frankfurt am Main, Auktion [62] vom 23. März 1920, Nr. 1816 und in Slg. Grossmann, Leo Hamburger, Frankfurt am Main, Auktion [81] vom 13. Dezember 1926, Nr. 2013) sowie ein etwas leichteres Exemplar im Gewicht von 57,9 Gramm aus Slg. Wilmersdörffer (1905 Nr. 850). Daneben ist dieser Medaillentyp auch in anderen Metallen geprägt worden, wie dies stempelgleiche Exemplare in Silber (Slg. Bachofen a.a.o. Nr. 1820) und in vergoldeter Bronze (Slg. Grossmann a.a.o. Nr. 2014; Leu, Schweizer Medaillen 1262) dokumentieren. Des weiteren existieren Abschläge in Blei (Slg. Grossmann a.a.o. Nr. 2015).
Auf der Vorderseite präsentiert sich die Stadt in Bild und Schrift als wehrhaftes und gottgläubiges Gemeinwesen. Auch die Rückseite dient dem Stadtstaat zur Selbstdarstellung, was sich dem heutigen Betrachter nicht unmittelbar erschließt, da weder ein Wappen oder anderes aussagekräftiges Symbol noch eine anlaßbezogene oder sonstige eindeutige Um- oder Aufschrift einen offensichtlichen Hinweis auf dieses Gemeinwesen sowie einen einfachen Deutungsansatz liefern. Der Rheinfall und seine Umgebung dominieren zusammen mit der Personifikation der Hoffnung die Darstellung. Die Devise „DEVS SPES NOSTRA EST“ (= Gott ist unsere Hoffnung), die über der Ansicht des Rheinfalls prangt, ist hier keineswegs auf ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte historische Konstellation zu beziehen; vielmehr ist sie als Wahlspruch Schaffhausens zu werten. Als Bestandteil der Schaffhauser Münzlegenden begegnet dieses Credo auf Prägungen von 1540 bis 1677. Auch an örtlichen Bauwerken des 16. bis 18. Jahrhunderts ist dieser Wahlspruch vertreten und schmückt auch andere hiesige profane Objekte. Auf unserer Medaille prangt diese Devise über der Landschaft um den Rheinfall und begegnet hier so als Chiffre für den Schaffhauser Stadtstaat, die Verkörperung der Hoffnung verknüpft als prominentes Bildelement den Schaffhauser Wahlspruch (und somit den Stadtstaat selbst) mit dem Rheinfall. Die Mitte des Flusses bildet in dem vom Medaillenbild erfassten Abschnitt die Grenze zwischen dem Schaffhauser Gebiet auf der rechten Rheinseite und dem Zürcher Land auf der linken. Das oben beim Wassersturz auf am linken Rheinufer liegende Schloß Laufen konnte 1544 mitsamt dem hier angrenzenden Land von Zürich erworben werden und diente seitdem als Sitz der Zürcher Obervogtei, die erst 1844 aufgehoben worden ist. Das im Rhein befindliche Schlösschen Wörth sowie das im Bildausschnitt der Medaille erfasste rechte Rheinufer war zu jener Zeit bereits Schaffhauser Besitz, der 1524 als vormaliges Eigentum des Klosters Allerheiligen an den Stadtstaat gefallen ist.
Der Rhein hatte als Verkehrsstraße im Nah- und Fernhandel für Schaffhausen eine grundlegende ökonomische Bedeutung. Der Laufener Wassersturz erwies sich für die Schiffahrt als unüberwindliches Hemmnis, das nur über den Landweg umgangen werden konnte. Ein über das Kloster Allerheiligen an Schaffhausen gekommenes Privileg verpflichtete alle rheinabwärts zu Wasser reisenden Handelsleute und Schiffer, ihre Güter in Schaffhausen auszuladen und dann über Land per Wagen auf der rechtsrheinischen Seite des Schaffhauser Territoriums bis zu einem Verladeplatz beim Schlösschen Wörth hinter dem Rheinfall zu transportieren, um von dort aus wieder zu verschiffen. Für den Weg rheinaufwärts galt das Gleiche in umgekehrter Folge der Stationen. Je nach Verkehrsrichtung wurden in Schaffhausen oder aber im Schlösschen Wörth Zölle für das Transportgut erhoben, die Stadt fungierte zudem als Umschlag- und Stapelplatz, was ihr weitere Einkünfte verschaffte. Hauptsächliche Transitgüter für die gesamte Deutschschweiz und das Schaffhausen benachbarte Ausland waren Salz, Getreide und Wein, aber auch Holz, Tuch und Metallwaren spielten hier eine Rolle.
Die Stadtansicht auf der Vorderseite der vorliegenden Medaille dürfte direkt oder indirekt von einer detailgenauen Zeichnung angeregt worden sein, die um 1640 vom Schaffhauser Goldschmied und späteren Münzmeister Hans Heinrich Ammann geschaffen und vom Maler und Radierer Konrad Mayer in Kupfer gestochen worden ist (zur Autorenschaft der Zeichnung: Ernst Rüedi, Hans Heinrich Ammann, Münzmeister und Landvogt * 15. November 1607 in Pieterlen bei Biel, Ó 9. Juli 1669 in Neukirch. In: Schaffhauser Biographien Bd. III, 46, 1969, S. 20; die Stadtansicht abgebildet in: Walter Elsener, Manfred Weigele u. a. Der Kanton Schaffhausen in alten Ansichten; Druckgraphiken 1544 bis 1900. Frauenfeld 2005, Nr. 26). Der Kupferstich zeigt die Stadtansicht ebenfalls von der rechten Rheinseite aus, doch im Gegensatz zum Medaillenmotiv in einem etwas weitläufigeren Ausschnitt und aus leicht abweichender Perspektive. Der darüber schwebende Stadtschild mit dem nach links steigenden Widder ist auf der Grafik ringsumher mit Zweigen und Früchten geschmückt und mit einem Band hinterlegt, worauf die Inschrift Dieweil Gott meine hoffnung ist, - So fürcht ich kainer feinden list prangt. Dieser Satz entspricht sinngemäß der Aufschrift, die auf der Vorderseite der Medaille in einer Kartusche unterhalb der Stadtansicht angegeben ist, doch unterscheidet sie sich in der Form mancher Wörter (dort: … FORCHT ICH KEINER FINDEN LIST). In dieser Hinsicht unterscheidet sich das hier offerierte Schaustück auch von einem weiteren undatierten Schaffhauser Medaillentyp (Wunderly 98), dessen Vorderseite die gleichen Bildelemente wie das hier offerierte Exemplar trägt, doch in etwas anderer stilistischer Ausprägung und anderer Ausführung. Jener in Silber und Gold bekannte Typ trägt eine bislang ungedeutete Signatur aus den Initialen F und Z (letzterer Buchstabe ist gelegentlich auch als spiegelverkehrtes S interpretiert worden). Auf seiner Rückseite steht die Allegorie des Friedens mit einem Schriftband, das ebenfalls den städtischen Wahlspruch zitiert. Der Stadtprospekt auf der Vorderseite jener Medaille steht dem Bildausschnitt Ammanschen Zeichnung noch näher, eine engere Verbindung zur graphischen Darstellung zeigt sich auch in der Aufschrift, die hier mit KEINER FEINDEN LIST schließt. Nach ihrem Stil dürfte diese Medaille um die Mitte des 17. Jahrhunderts geschaffen worden sein. Das hier offerierte Schaustück zeigt unseres Ermessens etwas jüngere stilistische Merkmale. Einen vagen Hinweis auf eine Entstehung im späten 17. Jahrhundert mag das liegende dreiblattförmige Zeichen auf dessen Vorderseite liefern. In entsprechender Form ist es am Schluß der Umschriften auf einigen Prägeeisen einer geplanten Kleinmünzenemission des Jahres 1698 zu finden, die unter dem „Goldarbeiter“ und vereidigten Schaffhauser Münzmeister Caspar Croner zwar projektiert, aber anscheinend nicht zur Ausführung gekommen ist (vgl. die Abbildungen Wielandt Tf. XVII, 340a [Groschen], und das dazu leicht variante Zeichen Wielandt Tf. XVII, 373 [Halbbatzen]).