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Wilhelm I., 1296-1308 Turnose

DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
JÜLICH-KLEVE-BERG, BERG, GRAFSCHAFT, SEIT 1380 HERZOGTUM

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Номер лота 6501




Оценочная цена: 2 000.00 €
Присуждение: 1 600.00 €


Wilhelm I. 1296-1308
Turnose ohne Angabe der Münzstätte. 3,71 g. Mit Namen des französischen Königs Ludwig (XI.) in der Vorderseitenumschrift und dem Beizeichen doppelschwänziger, nach links steigender Löwe im Scheitelpunkt der Lilienbordüre auf der Rückseite. W. Hagen, Fd. Trier, in: Trierer Zeitschrift für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete 28, 1965, S. 85, Nr. 39 (stempelgleiches Exemplar, siehe Abb. auf S. 79); P. Ilisch, in: N. J. Mayhew (Hrsg.), The gros tournois, proceedings of the Fourteenth Oxford Symposium on Coinage and Monetary History, Oxford 1997, S. 105-117, Nr. 29 (stempelgleiches Exemplar, siehe ebd. Tf. 12, 29); Noss -.


Von größter Seltenheit. Sehr schön

Die vorliegende Groschenmünze ist ein Beischlag zum Gros tournois, der unter dem französischen König Louis IX. im Jahre 1266 eingeführt worden ist. Dieses Nominal wurde bis 1364/65 auch seitens der Nachfolger König Ludwigs verausgabt, im Laufe der Jahre freilich unter Verminderung von Feingehalt und Gewicht, aber unter Beibehaltung der Münzbilder, einem kurzen Kreuz inmitten eines doppelten Umschriftenkreises auf der Vorderseite und einem stilisierten Kastell inmitten der Umschrift TVRONVS CIVIS sowie einem umlaufenden Fries aus zwölf heraldischen Lilien auf der Rückseite. Als erste nördlich der Alpen entstandene Großsilbermünze lief der Gros tournois auch außerhalb des französischen Königreichs in bemerkenswerter Menge um. Die große Akzeptanz dieses Groschens spiegelt sich auch in den Nachahmungen wieder, die verschiedenerorts, nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft, sondern auch in Luxemburg, den Niederlanden, im Rheinland und in Westfalen und den anschließenden nordwestdeutschen Regionen bis nach Ostfriesland entstanden sind. Frühe Nachahmungen wurden unter Beibehaltung des Münzbildes sowie unter Nachempfindung der Umschriften der Vorlage geschlagen. Als kleine Hinweise auf ihre Herkunft tragen diese Beischläge kleine, mehr oder weniger diskrete Zeichen. Der hier angebotene Turnose verrät seine Provenienz weder durch Angabe seines Prägeorts noch durch den Namen des für die Prägung verantwortlichen Münzherrn, stattdessen ersetzte ein nach links steigender doppelschwänziger gekrönter Löwe als kleines heraldisches Beizeichen eine der im randnah umlaufenden Zierfries des Vorbilds stehenden zwölf Lilien. Ferner flankieren zwei Punkte den Buchstaben S von TVRONVS, der selbst auf seiner halben Höhe eine punktförmige Verdickung aufweist. Auf der Rückseite befindet sich ein Interpunktionspunkt zwischen LVDOVICVS und REX, in der äußeren Umschrift erscheint der unziale Buchstabe m im Wort „nomine“ als dreiteiliges Zeichen (I).
Eine stempelgleiche Nachahmung aus dem nach 1362 verborgenen Schatzfund von Trier läßt Wilhelmine Hagen mit einiger Vorsicht „an eine Prägung der Grafen von Berg denken, deren Wappen ein roter Löwe in silbernen Feld ist, zwiefach geschwänzt und blaugekrönt“ (a. a. O. S. 80) und folgert anschließend „Sollte unsere Annahme richtig sein, so haben wir in diesem Stück wohl einen der frühesten rheinischen Turnosen, der vielleicht dem Grafen Wilhelm I. von Berg (1296-1308) zugeschrieben werden kann; dieser Graf dürfte nach A. Noss a. a. O. S. 30 wohl geprägt haben, wenn auch sicher Münzen von ihm noch nicht bekannt sind“ (a. a. O. S. 80 und 82). Wilhelmine Hagens Deutung, der wir hier bei der Zuteilung der vorligenden Turnose gefolgt sind, ist freilich nicht gesichert. Ein weiteres stempelgleiches Exemplar aus dem nach 1361 deponierten Schatz von Wenholthausen möchte Peter Ilisch nicht einem bestimmten Münzstand oder Münzherrn zuteilen. Er weist in diesem Zusammenhang aber auf eine Turnosennachahmung aus dem nach 1374 versteckten Gelddepot von Niedergailbach in der Pfalz hin, für die eine nach seinem Ermessen zum Wentholthausener Fundstück eine stempelgleiche Rückseite (Ilisch: Vorderseite) zum betreffenden Fundexemplar mit dem Stempel der Nachahmung einer französischen Königsturnose vom Typ des französischen Königs Philippe III. (1270-1285) kombiniert worden ist. Heinrich Buchenau, der Bearbeiter des Fundes Niedergailbach, hat das betreffende Stück als niederrheinisch angesprochen (H. Buchenau, in: Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft 40. Jg. 1922, S. 74, Nr. 3). Zudem benennt Ilisch einen weiteren Turnosen, der dem Pfälzer Fundstück entsprechen soll, aus dem nach 1376 niedergelegten Fund im sauerländischen Oberveischede (P. Berghaus, in: Hamburger Beiträge zur Numismatik Bd. I, Heft 4, Hamburg 1950, S. 58, Nr. 532, ohne Abb.). Die Existenz solcher einzelnen Vergleichsstücke in den oben aufgeführten wenigen Schatzfunden, die freilich allesamt in der Zeitspanne von nach 1361 bis 1364 deponiert worden sind, muß nicht zwangsläufig gegen eine frühe Entstehung des vorliegenden Turnosen sprechen, da die betreffenden Gelddepots auch ältere Fundanteile, selbst aus dem späten 13. Jahrhundert, beinhalten.