Ludwig I., 1825-1848. Goldgulden 1826. Divo/S. 243 (dort unter Würzburg); Fb. 287; Schl. 939 (dort unter Würzburg).
DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
BAYERN, HERZOGTUM, SEIT 1623 KURFÜRSTENTUM, SEIT 1806 KÖNIGREICH
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Goldgulden 1826. Neujahrsgoldgulden. Präsent der Stadt Würzburg. 3,23 g.
Divo/S. 243 (dort unter Würzburg); Fb. 287; Schl. 939 (dort unter Würzburg).
GOLD. Von großer Seltenheit. Nur 65 Exemplare geprägt. Min. justiert, vorzüglich-Stempelglanz
Die Stadt Würzburg war seit dem 15. Jahrhundert verpflichtet, ihrem jeweiligen Landesherren als Herzog von Franken eine Zahlung von 50 Goldgulden zum Neujahr eines jeden Jahres zu leisten, vermutlich in Ablösung einer alten Naturalabgabe. Auch nachdem Würzburg an Bayern gefallen war, wurde dieser Brauch beibehalten. Hier liegt der erste derartige Neujahrsgoldgulden für Ludwig I. vor. Die Rückseiteninschrift dieses Stückes enthält das Chronogramm der Jahreszahl 1826.
Ludwig wurde als ältester Sohn Maximilian Josephs und dessen erster Gemahlin Auguste Wilhelmine Maria von Hessen-Darmstadt am 25. August 1786 in Straßburg geboren. Nach dem Studium in Landshut und Göttingen unternahm der Kurprinz immer wieder Reisen nach Italien und Griechenland, wurde zum glühenden Verehrer der klassischen Antike und erwarb zahlreiche bedeutende antike Gegenstände, für die er im reinsten griechischen Stil seit 1816 die Münchener Glyptothek errichten ließ. Die Neigung zur Antike lebte Ludwig auch in seiner Zeit als König und danach aus, und es ist ihm zu verdanken, daß sich die bayerische Landeshauptstadt mit der Errichtung der Alten und Neuen Pinakothek, der Propyläen, der Ludwigstraße, des Königsplatzes usw. zu einer bedeutenden klassizistischen Kunstmetropole entwickelte.
Der Kronprinz vermählte sich am 12. Oktober 1810 mit Therese von Sachsen-Hildburghausen, deren Land nicht bedeutend genug war, um mit der Hochzeit in der politisch so bewegten Zeit Probleme hervorzurufen. Die Hochzeit wurde in München ausgiebig und volksnah gefeiert. Am 16. Oktober 1810 wurde zu Ehren des jungen Paares auf der großen Wiese bei Sendling, der heutigen Theresienwiese, ein Pferderennen veranstaltet, bei dem Bauernpaare aus den neun bayerischen Kreisen in ihren Trachten das Kurprinzenpaar begrüßten. Das Publikum war derart begeistert, daß das Fest im Folgejahr wiederholt und erweitert wurde und sich zum bis heute jährlich stattfindenden Oktoberfest entwickelte.
Kurprinz Ludwig lehnte die Politik des leitenden Ministers Montgelas ab, bewegte seinen Vater zu dessen Entlassung 1817 und sorgte für Durchsetzung und Beibehaltung der liberalen Verfassung von 1818, die Bayern zu einem der fortschrittlichsten deutschen Staaten werden ließ.
Der romantisch gesinnte Ludwig trat vehement für den deutschen Nationalgedanken ein; er gründete 1828 mit Württemberg eine Zollunion und trat 1833 dem Deutschen Zollverein bei. Durch die Errichtung der Walhalla bei Regensburg, in der große Deutsche verehrt wurden, und die Befreiungshalle bei Kelheim appellierte Ludwig I. an das deutsche Nationalgefühl der Bayern.
Ludwig I. unterstützte auch den Befreiungskampf der Griechen und war sehr stolz, als sich Rußland, England und Frankreich auf seinen zweiten Sohn Otto als ersten König Griechenlands einigten. Auch in der Innenpolitik konnte der König große Erfolge verbuchen. Er konsolidierte den durch die Napoleonischen Kriege stark belasteten Staatshaushalt, förderte Landwirtschaft und Handel und schuf neue Verkehrswege, wie Eisenbahnen und den Ludwigskanal, der Main und Donau verband.
Der große Romantiker, Klassizist und Kunstfreund hatte auch eine Leidenschaft für schöne Frauen. Im Jahr 1846 begann Ludwig I. eine Beziehung mit der illegitimen Tochter eines schottischen Offiziers und einer Kreolin, die nach ihrer gescheiterten Ehe mit einem englischen Offizier als spanische Tänzerin unter dem Künstlernamen Lola Montez in München auftrat. Die Tänzerin gewann zunehmend Einfluß auf den König und wurde 1847 - zum Schrecken der Bevölkerung - zur Gräfin von Landsberg erhoben. Anfang März 1848 kam es in der von der Montez begünstigten Studentenverbindung Alemannia zu derartigen Unruhen, daß Ludwig Militär einsetzte, die Universität schloß und die "bayerische Pompadour" verbannte. Das Gerücht ihrer Rückkehr führte im Zusammenhang mit den Märzereignissen zum offenen Aufstand in München und zwang den König am 20. März 1848 zum Rücktritt und zur Übergabe der Krone an seinen Sohn Maximilian II. Ludwig I. der seinen Sohn überlebte und am 29. Februar 1868 in Nizza starb, verfolgte weiterhin aus dem Hintergrund mit starkem Interesse die bayerische Politik und besuchte noch 1867 im Alter von 81 Jahren inkognito die Pariser Weltausstellung.