Stephan, Burian, Heinrich, Hieronymus und Lorenz, 1505-1532. Dicker dreifacher Taler 1520, Joachimstal, Dav. B 8139; Doneb. 3745 (dort 2 Taler).
HABSBURGISCHE ERBLANDE-ÖSTERREICH
DIE ÖSTERREICHISCHEN STANDESHERREN, SCHLICK, GRAFEN
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Dicker dreifacher Taler 1520, Joachimstal, mit Titel Ludwigs II. König von Ungarn und Böhmen. 86,87 g. Der heilige Joachim im Mantel und mit langem Bart steht halbl. mit Stab in der rechten Hand, unten vor ihm vierfeldiges Wappen mit Mittelschild//Gekrönter, doppelschwänziger Löwe l.
Dav. B 8139; Doneb. 3745 (dort 2 Taler).
Von allergrößter Seltenheit. Feine Patina, kl. Randfehler, sehr schön
Exemplar der Auktion Renaissance Auctions, Jersey City, Dezember 2000, Nr. 38.
Die Familie Schlick war ursprünglich ein Patriziergeschlecht der böhmischen Stadt Eger (heute Cheb). Bedeutung erlangten die Schlicks, als Kaspar Schlick (1396-1449) im Jahr 1415 als Schreiber in die Dienste König Sigismunds trat und sich das Vertrauen des Königs erwarb. Noch im Jahr der Kaiserkrönung Sigimunds 1433 wurde er zum Reichskanzler ernannt und bekleidete dieses wichtige Reichsamt auch unter den Nachfolgern Albrecht II. und Friedrich III. 1437 wurde Kaspar mit der in Italien gelegenen Herrschaft Passaun (Bassano del Grappa, nördlich von Vicenza) belehnt und in den Reichsgrafenstand erhoben. Die Schlicks kümmerten sich indes kaum um Bassano, sondern erwarben umfangreiche Besitzungen im Egerland und in Ungarn und zählten bald zu den bedeutendsten böhmischen Adelsgeschlechtern.
Unter Graf Stephan wurden im Jahr 1516 in Konradsgrün am Südhang des Erzgebirges reiche Silbervorkommen entdeckt. Rasch entstand in der Wildnis eine blühende Bergstadt. 1517 wurde der Ort - in Analogie zu den nach Heiligen benannten erzgebirgischen Bergorten Marienberg, Annaberg und Josefsdorf - in Sankt Joachimstal umbenannt. Im Jahr 1520 wurde Stephan und seinen Brüdern vom böhmischen Landtag das Recht zur Prägung von Silbermünzen verliehen, die auf der einen Seite das Wappenbild des böhmischen Königs (Löwe) und auf der anderen Seite den heiligen Joachim mit dem Wappen der Grafen Schlick zeigen sollten. Es ist bemerkenswert, daß das heute noch erhaltene Dokument in tschechischer Sprache verfaßt wurde. Die "St. Joachimstaler" Guldengroschen erfreuten sich großer Beliebtheit. Ihr Name verkürzte sich rasch zu Taler, der Bezeichnung, mit der das Leitnominal der folgenden vier Jahrhunderte benannt wurde und die noch heute im amerikanischen Dollar und im russischen Rubel fortlebt. Nach nur acht Jahren veranlaßte König Ferdinand I. die Einstellung der gräflichen Münzprägung und übernahm Joachimstal als dritte königliche Münzstätte in Böhmen neben Kuttenberg und Prag.
Der vorliegende dreifache Taler/Guldengroschen, auf dem auch der Grafentitel von Bassano erscheint, trägt die Jahreszahl 1520 und steht damit ganz am Anfang der Joachimstaler Prägungen. Er zählt - wie auch A. Jäger (Die Münzprägungen der Grafen Schlick, BNZ 17, 1954, S. 102) betont - zu den größten Seltenheiten der böhmischen Numismatik. Wir freuen uns, dieses Schlüsselstück der europäischen Geldgeschichte versteigern zu können, der unseres Wissens seit über zwei Jahrzehnte nicht mehr angeboten wurde.