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Karl Rudolf von Württemberg-Neuenstadt als Administrator und Vormund von Karl Eugen, 1737-1738. Satirische silberne Schraubmedaille 1738, Coll. Fieweger 393 (dort als Guss); Preßler -.

DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
WÜRTTEMBERG, WÜRTTEMBERG, HERZOGTUM, SEIT 1806 KÖNIGREICH

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Номер лота 2708




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Karl Rudolf von Württemberg-Neuenstadt als Administrator und Vormund von Karl Eugen, 1737-1738.
Satirische silberne Schraubmedaille 1738, unsigniert, auf die Hinrichtung des jüdischen Finanzberaters Joseph Süß Oppenheimer (*1698, Ó1738). IUD Û IOSEPH Û SUS - OPPENHEIMER Brustbild Süß Oppenheimers l. in Staatskleidung, oben 1738//Im oberen Abschnitt fährt Oppenheimer als Minister in vierspänniger Kutsche n. r. oben: Û FORT Û FORT Û, im unteren Abschnitt fährt er auf dem einspännigen Henkerskarren n. l. wo im Hintergrund der Galgen auf ihn wartet, oben: HIER Û IST Û DEIN Û ORT. 42,40 mm; 19,08 g. Inhalt: 17 miteinander verbundene kolorierte Kupferstiche mit Szenen aus dem Leben des Süß Oppenheimer; in den Deckelinnenseiten je ein weiterer kolorierter Kupferstich.
Coll. Fieweger 393 (dort als Guss); Preßler -.

Von großer Seltenheit. Geprägtes Original. Winz. Kratzer im Rand, vorzüglich

Exemplar der Auktion Münzen & Medaillen Deutschland 41, Stuttgart 2014, Nr. 255.

Nach dem Tod Karl Alexanders am 12. März 1737 übernahm Karl Rudolf von Württemberg-Neuenstadt die Regentschaft im Herzogtum Württemberg für den minderjährigen Karl Eugen. Karl Alexander hatte während seiner Regierungszeit (1733-1737) den jüdischen Finanzberater Joseph Süß Oppenheimer zur Sanierung der bankrotten Staatsfinanzen hinzugezogen, dessen Maßnahmen gegen den Willen des Beamtentums und der Landstände durchgeführt wurden. Dies war ein unglaubliches Ereignis, denn Juden waren auch im 18. Jahrhundert noch enge berufliche Schranken gesetzt. Nur die Aufgabe ihres Glaubens konnte ihren Status verändern, was Oppenheimer nicht akzeptierte. Somit war der Aufstieg des Juden Süß Oppenheimers an die Spitze der Gesellschaft eigentlich unmöglich. Doch Herzog Karl Alexander waren Oppenheimers fiskalische Fähigkeiten wichtiger als religiöse Schranken. Zusammen mit seinem zum Katholizismus übergetretenen Herzog Karl Alexander regierten sie über protestantische Untertanen. Zu dem Unmut über die merkantile Wirtschaftspolitik kamen also noch konfessionelle Spannungen. Diese konnten jedoch erst nach dem unerwarteten Tod Karl Alexanders offen zutage treten. Süß Oppenheimer wurde sofort verhaftet und unter Hausarrest gestellt (Bild 10), sein gesamtes Vermögen (Bild 9) konfisziert, sein Personal arrestiert und Schriftstücke beschlagnahmt. In den Verhören (Bild 12) stellte sich heraus, dass die Frauen der Oberschicht ihm sehr viel zugeneigter waren als deren Männer. So gab Luciana Fischer, die älteste Tochter einer vornehmen christlichen Familie, die Verbindung zum 20 Jahre älteren Süß Oppenheimer nach der Geburt ihres Kindes zu. Um die aufgebrachten Staatsleute zu besänftigen, akzeptierte Karl Rudolf schließlich den Justizmord an Süß Oppenheimer (Bild 16). Im Verlaufe des Prozesses wurde Süß Oppenheimer mehrfach versucht, zum Christentum überzutreten (Bild 15), doch lehnte er diese Versuche wie auch das nichtkoschere Essen ab. Er wurde am 4. Februar 1738 zur Hinrichtungsstätte herausgefahren (Bild 17 und Medaillenrückseite), wurde auf den hohen Galgen hochgeschoben (Bild 18) und oben erdrosselt. Sein Leichnam ließ man sechs Jahre lang in einem eisernen Käfig öffentlich zur Schau stellen. Erst Herzog Karl Eugen, der Sohn Karl Alexanders, ließ den Käfig bei seinem Regierungsantritt 1744 abnehmen.