Teaserbild
Trennline

ERBSTEIN, J. und A.

NUMISMATISCHE LITERATUR
MONOGRAPHIEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE, DEUTSCHLAND

Вернуться к списку

Номер лота 6435




Оценочная цена: 100.00 €
Присуждение: 270.00 € (Удар молотка с возможным повторным открытием торгов»)


ERBSTEIN, J. und A.
Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt'schen Sammlung. II. [Abteilung, beinhaltend den kommentierten Katalog der in der Sammlung enthaltenen Münzen und Medaillen der Kurfürsten Christian II. 1581-1611 und Johann Georg I. 1611-1656], Dresden 1890. (Anknüpfend an die Paginierung der 1888 erschienen I. Abteilung:) S. 87-196, Tf. V-VII. Insgesamt 1065 Nrn. Halbleineneinband um 1900, mit Eckbezügen, die Deckel außen bezogen mit Rieselpapier in schwarz und oliv. Sämtlichen Positionen dieses Katalogs sind von alter Hand in Bleistift sowohl die Zuschlagpreise als auch die Namen der Käufer beigeschrieben worden.


Diese Veröffentlichung der Gebrüder Erbstein enthält zuzüglich zu deren Beschreibungen der erfassten Münzen und Medaillen eine Vielfalt numismatischer und historischer Ausführungen . Sie war jedoch keineswegs eine alleinige numismatische Dokumentation der betreffenden Partie der Sammlung Engelhardt, sondern diente auch zugleich als Katalog der zu Dresden am 3. und 4. Dezember 1890 angesetzen Versteigerung, was auch der verso auf der Titelseite im Druck ausgewiesene Text bezeugt.

August Moritz Engelhardt (* 1796 in Dresden, † 1866) immatrikulierte sich 1814 in Leipzig und wurde dort 1821 mit seiner Dissertation "De operis novi nunciatione" im Fach Recht promoviert. Danach betätigte er sich als Advokat und Notar in Dresden. Später wurde er zum Chef des Kammerzählamts und der Hofwirtschaft Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Amalie, Herzogin zu Sachsen und zum Königlich-Sächsischen Hofrat ernannt. Neben seiner beruflichen Tätigkeit fand er Gelegenheit zum Sammeln sächsischer Münzen und Medaillen und zur Erarbeitung einiger Werke jenseits der Juristerei, darunter seine Veröffentlichung "Friedrich Christian Churfürst von Sachsen. Ein biographischer Entwurf, nebst Beschreibung der auf diesen Fürsten Bezug habenden und unter seiner Regierung geprägten Münzen und Medaillen", die 1828 in Dresden verlegt wurde. Engelhardt stand in freundschaftlicher Verbindung mit dem Kriegs-Ministerial-Sekretär, Archivar und Numismatiker Julius Theodor Erbstein (* 1803 in Meißen, † 1882 in Dresden), Vater der numismatischen Experten Julius [Richard] Erbstein (* 1838 in Dresden, † 1907 in Blasewitz bei Dresden) und [Heinrich] Albert Erbstein (* 1840 in Dresden, † 1890 in Blasewitz).
Das Brüderpaar katalogisierte gemeinsam die erste und zweite Abteilung der Engelhard’schen Kollektion und gab diese Arbeiten auch im Eigenverlag heraus. Sie beschränkten sie sich dabei nicht allein auf die Erstellung von Beschreibungstexten, sondern statteten die Kataloge auch mit einer großen Zahl von historischen und gehaltvollen numismatischen Anmerkungen aus, um bedeutende Kollektion für die Nachwelt angemessen zu dokumentieren. Ihre Kataloge dienten aber zugleich auch als Verzeichnisse für die Auflösung dieser Sammlung im Rahmen mehrerer Auktionen. Nach dem Ableben seines Bruders Albert übernahm Julius allein sowohl die Bearbeitung der dritten und vierten Abteilung der Sammlung als auch und deren Verlag. Da sich die Auflösung der Sammlung Engelhardt über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren erstreckte, konnte auch Julius Erbstein dieses Vorhaben nicht mehr abschließen. Unter Zugrundelegung der Erbstein'schen Verzeichnisse der Abteilungen I-IV dieser Kollektion fanden in der sächsischen Hauptstadt folgende Versteigerungen statt: Auktion vom 29.-30.10.1888 (siehe: Blätter für Münzfreunde 1888, Sp. 1455f), Auktion vom 3.-4.12.1890 unter Leitung von Gustav Salomon (siehe Blätter für Münzfreunde 1890, Sp. 1589), Auktion vom 29.10.1896 u.f.T. veranstaltet vom Numismatischen Verein zu Dresden (siehe: Blätter für Münzfreunde 1896, Sp. 2083) sowie Auktion vom 30.4.1903, veranstaltet von der Numismatischen Gesellschaft zu Dresden (siehe den Text recto auf dem vorderen Deckblatt der Orig.-Broschur des Katalogs). Nach Julius Erbsteins Tod wurde die hier in unserem Angebot nicht vertretene fünfte und letzte Abteilung der Sammlung Engelhardt seitens der Münzenhandlung Zschiesche & Köder in Leipzig bearbeitet und von dieser im Jahre 1909 als Festpreis-Verkaufskatalog publiziert, der im Gegensatz zu den genannten Erbstein'schen Ausgaben jegliche numismatische Kommentare vermissen lässt.

Oben auf der Titelseite die handschriftliche Widmung [der beiden Autoren] für Herrn G. Salomon. Bei dem Beschenkten dürfte es sich mit ziemlicher Sicherheit um den Gustav Salomon (* 1841 in Dresden, gestorben 1892 ebendort) handeln. Dieser betrieb in Dresden ein Antiquariat und einen Verlag sowie als Auktionator und Taxator für Literatur und Kunst" sowohl Bücherversteigerungen als auch einige reine Münzauktionen durchführte.
Die in unserem Katalog der Bibliothek Alain Poinsignon, Straßburg, Teil 3 (Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Auktion 357, 2021, S. 413, Anmerkungen oberhalb und zur Los-Nr. 4587) vorgelegte knappe Darstellung zum Auktionator und Antiquariatsbuchhändler Gustav [respektive Shalom Ben Meir] Salomon sowie die knappen Informationen zu seinem jüngeren Bruder und geschäftlichen Nachfolger Bruno [respektive Baruch ben Meir] Salomon können nun weiter konkretisiert und erweitert werden, unter Heranziehung einer neueren Quelle (Hanna Strzoda, Annotation zu: Antiquitätenhandlung M. Salomon, Dresden. [Einlieferung "Fa. Salomon, Dresden, in Liquidation"], Auktion Lempertz 22.-24.10.1936, siehe: https://anno.ub.uniheidelberg.de/anno/MZQyDr8nR3u6Z5sx3n-xTw) und weiterer Nachweise. Sowohl Gustav als auch Bruno Salomon (* 1852 in Dresden, gestorben 1912 ebendort) waren neben ihren 7 weiteren Geschwistern Kinder von Meyer [respektive Meir] Baruch Salomon (geboren 1809 in Dresden, gestorben 1863 ebendort), der in seiner Geburtsstadt 1834 als Händler von "alten Sachen" nachweisbar ist und dort 1855 die Konzession zum Betreiben eines Antiquitätengeschäfts erteilt bekam. Seine "Antiquitätenhandlung M. Salomon" wurde von der Familie über 3 Generationen hinweg betrieben. Sie entwickelte sich auf dem Feld des gewerblichen Ankaufs von Kunst- und Antiquitäten über die Grenzen Dresdens hinweg zu einer namhaften Institution, deren Expertise insbesondere im Bereich des Meißener Porzellans weithin anerkannt wurde. Nach dem Ableben ihres Gründers ging sie zunächst von dessen ältesten Sohn Edmund [respektive Elijahu ben Meir] (* 1839 in Dresden, gestorben 15. August 1900 ebendort), der sie unter dem eingeführten Namen von diesem bis zum Ende seines Lebens als Inhaber weiterführte, wobei der Eigentumswechsel infolge erbrechtlicher Umstände erst Ende 1878 durch einen Eintrag im Handelsregister amtlich annonciert wurde (Handelsregisterblatt 3364, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, 11045 Amtsgericht Dresden, Nr. 1267, S. 22-24). Edmunds Bruder Gustav Salomon machte hingegen in der sächsischen Hauptstadt eine Lehre bei seinem Onkel Löser Wolf, der in der sächsischen Hautstadt eine Buch- und Antiquariatshandlung sowie einen Verlag betrieb und seinem früheren Lehrling und Neffen später diese Firma übertrug. Seit den Siebziger Jahren führte Gustav neben dem Antiquariatshandel und seinem Verlagsgeschäft als "Kön[iglicher]. Gerichts Auktionator und Taxator für Literatur und Kunst" auch schon Bücherversteigerungen durch (siehe dazu z.B. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige No. 245, 22.10.1874, S. 3890). Mit der Auflösung von Partien der Münzen- und Medaillensammlung des jüdischen Kaufmann Theodor Reichenbach erfolgten zwischen Juni 1887 und April 1892 unter seiner Regie auch 5 Auktionen, die ausschließlich numismatisches Versteigerungsgut beinhalteten, doch verhinderte sein Tod die vollständige Auflösung dieser Kollektion. Gemäß der Inschrift auf seinem Grabstein, den seine Hinterbliebenen auf dem Neuen jüdischen Friedhof haben errichten lassen (http://www.steinheiminstitut.de/cgi-bin/epidat?id=dr2-11015&lang=de&release=beta), verstand er sich aber hauptsächlich als Buchhändler. Seine Witwe Clara, geborene Schwab (* 1848 in Glasgow, gestorben 1941 im Internierungslager Gurs, Département Pyrénées-Atlantiques, Frankreich), mit der er seit Anfang 1871 verheiratet gewesen war (https://gedenkbuch.karlsruhe.de/namen/3753), und sein einziges Kind, Tochter Else (* im Dezember 1871, gestorben 1960 in Karlsruhe), veräußerten seine hinterlassene Firma mitsamt des Ladengeschäfts in der Moritzstaße 7,I, wo auch die bisherigen Versteigerungen stattgefunden hatten, an Bruno Salomon. Dieser erhielt am 24. Februar 1893 die gewerbliche Zulassung als Antiquariats- und Verlagsbuchhändler und erhielt nur wenig später am 6. April desselben Jahres die Konzession als Auktionator. Seine erste numismatische Versteigerung, die die vorletzte Partie der Sammlung Reichenbach beinhaltete, veranstaltete er bereits knapp drei Wochen später am 26. April. Bis Oktober 1894 erfolgten weitere Auktionen mit Münzen und Medaillen aus den Kollektionen Reichenbach und Dr. Friederich. Bruno erwarb auch, nun gemeinsam mit seinem Verwandten Albert Meyer Salomon (* 1872 in Dresden, gestorben 1933 in Berlin) im August 1900 die von seinem verstorbenen Bruder Edmund hinterlassene "Antiquitätenhandlung M. Salomon". Das Unternehmen wurde in eine Offene Handelsgesellschaft umgewandelt, wuchs weiter und mehrte seine Reputation. 1905 kam eine Niederlassung in Berlin hinzu, die freilich wohl erst unter dem ihnen folgenden geschäftlichen Inhaber bereits 1913 wieder geschlossen wurde. Zu den Dresdner Mitarbeitern zählte auch Eugen Abraham Salomon (* 1873 in Dresden, gestorben 1953 in Stoke Newington, London), Sohn des verstorbenen Edmund, der von 1909 von den Geschäftsinhabern Prokura erteilt bekam. Bruno starb am 19. Juli 1912 unverheiratet und kinderlos, was sich aus dem Text auf seinem noch erhaltenen Grabstein auf dem Dresdner Neuen jüdischen Friedhof ergibt (http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=dr2-41606-1&lang=de&release=beta; http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=dr2-41606&lang=de&release=beta). Albert Meyer Salomon (der entgegen Hanna Strzodas Vermutung, nicht Brunos Sohn war) zog sich bald darauf aus der Antiquitätenhandlung M. Salomon zurück. Schon im November 1912 erfolgte eine Auflösung von Lagerbeständen der Dresdner Niederlassung (Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Versteigerung vom 5.-7.11.1912. Antiquitäten aus dem Besitz der Firma M. Salomon Dresden). Am Ende jenes Jahres befand sich die angesehne und florierende Firma bereits im Besitz des vorherigen Prokuristen Eugen Abraham Salomon, der sie fortan Alleininhaber bis er gemeinsam mit seiner Familie 1933 Deutschland im schon im ersten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft verließ und die Warenbestände seiner Antiquitätenhandlung zurücklassen musste. Während die Antiquitätenhandlung noch bis 1935 in den Dresdner Adressbüchern gelistet ist, wurde die Liquidation der Firma nachträglich auf den 1. November 1933 festgesetzt.