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Kaiserlicher Orden des hl. Apostels Andreas des Erstberufenen [Орден имперáторский Святого Апостола Андрея Первозванного]. Kollanen-Set bestehend aus:Kollane 2. Modell (1857-1917), bestehend aus sieben Adler-, sechs Andreaskreuz- und vier Monogramm-G

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
RUSSLAND, ORDEN

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Kaiserlicher Orden des hl. Apostels Andreas des Erstberufenen [Орден имперáторский Святого Апостола Андрея Первозванного]. Kollanen-Set bestehend aus:

Kollane 2. Modell (1857-1917), bestehend aus sieben Adler-, sechs Andreaskreuz- und vier Monogramm-Gliedern, jeweils Gold feinst graviert und emailliert, zusammen 267,3 g, Emaillemalerei, die Andreaskreuz-Glieder hohl gefertigt, auf der Rückseite mit Luftdruck-Ausgleichs-Loch, Doppeladler-Punze der Hoflieferanten von 1840 bis 1917, Herstellerpunze "AK" von Albert Keibel in St. Petersburg und Kokoschnik-Punze von 1899 bis 1908, die anderen Glieder auf der Rückseite mit Doppeladler-Punze der Hoflieferanten von 1840 bis 1917, Herstellerbezeichnung "Keibel" und Kokoschnik-Punze von 1899 bis 1908, teilweise feine Goldpatina, und

Kleinod 2. Modell (mit Kronen-Pendilien – 1856-1917), Gold teilweise graviert und emailliert, 73,3 g, feinste Emaillemalerei, Emailleausbrüche in Vorder- und Rückseite der linken Kronen-Pendilie, auf der Rückseite des rechten Arms des Andreaskreuzes Doppeladler-Punze der Hoflieferanten von 1840 bis 1917 (diese auch auf der Rückseite der rechten Adlerkralle) und des linken Arms Herstellerpunze "AK" von Albert Keibel und Kokoschnik-Punze von 1899 bis 1908, erstere auch auf der Rückseite der linken Adlerkralle, zusammen mit Kokoschnik-Goldpunze zu 56 Zolotniki von 1899 bis 1908 mit Probiermeister-Zeichen "ЯЛ" für Yakov Lyapunov, mit originalem, alt konfektionierten Schulterband, und

Bruststern, 4. Modell, 2. Ausführung (offiziell in Metall – ab 1855), Durchmesser 92,6 mm, Silber teilweise graviert, teilweise vergoldet, teilweise emailliert, Doppeladler-Punze der Hoflieferanten von 1840 bis 1917, Herstellerbezeichnung "Keibel" und Kokoschnik-Silberpunze zu 84 Zolotniki von 1899 bis 1908 mit Probiermeister-Zeichen "ЯЛ" für Yakov Lyapunov, an Nadel, diese innen mit Doppeladler-Punze der Hoflieferanten von 1840 bis 1917, Herstellerbezeichnung "Keibel" und Kokoschnik-Punze 1899 bis 1908,

alles zusammen im originalen, etwas beriebenen goldfarben bedruckten Verleihungsetui der Firma P. S. Petrov in Sankt Petersburg. RRU 1, 2 und 3; ZK2 3052, 3054 und 3059.




RRR 3, I-II

Herstellungsmäßig zusammengehörendes Set von exzellenter Anfertigungsqualität und in erstklassiger Erhaltung, im zugehörigen originalen Verleihungsetui. Es ist in seiner Anfertigungsqualität und Erhaltung von größter Seltenheit und ein eindrucksvolles Zeugnis der russischen Ordensgeschichte.

Zur Datierung des hier angebotenen St- Andreas Kollanen-Sets

Entstanden ist das hier angebotene Set in der Werkstatt der Juweliersfamilie Keibel in St. Petersburg. Nach dem Tod von Julius "Ivan" Keibel im Jahr 1882 übernahm sein Sohn Albert Konstantin Keibel (1854-1910) das Geschäft. Von 1882 bis 1905 hatte er als offizieller Ordensjuwelier einen Exklusivvertrag mit dem Ordenskapitel. Nachdem dieser jedoch 1905 nicht erneuert wurde, lieferte er seine Arbeiten dorthin nur bis zum Ende dieses Jahres.

Über die Punzen, die auf dem Set zu finden sind, lässt sich eine gute Angabe über dessen Herstellungszeitraum machen.

Aufgrund der Punzierung kann der Herstellungszeitraum des Bruststerns auf die Jahre von 1899 bis 1908 eingegrenzt werden, der der Kollane aufgrund der Kombination der Herstellerpunze von Albert Keibel mit der Kokoschnik-Punze von 1899 bis 1908 auf die Jahre zwischen 1899 und 1905 und die Herstellung des Kleinods sogar auf die Jahre 1899 bis 1903, da Yakov Lyapunov laut Tammann (in TRP S. 4) nur in diesem Zeitraum als Probiermeister in St. Petersburg tätig war.

Nach Auskunft des Einlieferers wurde das Set bereits in den frühen 1990er Jahren von einem renommierten westeuropäischen Händler für Militaria an den inzwischen verstorbenen Sammler verkauft.

Die möglichen Träger

Leider ist es uns nicht gelungen, den Träger eindeutig zu identifizieren. Wir konnten jedoch durch intensive Recherchen die Anzahl der möglichen Träger auf drei Personen reduzieren. Dies war zum einen durch die Datierung über die angegeben Punzierungen, und dem sich daraus ergebenden frühestmöglichen Datum einer Verleihung im Jahr 1903 möglich. Darüber hinaus ergaben unsere Recherchen, dass der Träger der Kollane Mitglied der Romanow-Familie gewesen sein muss.

Laut der Ordensmatrikel wurden zwischen 1903 und 1917 nur vier Mitglieder der kaiserlichen Familie in den St. Andreas-Orden aufgenommen. Darunter der Sohn Nikolaus II. Zarewitsch Alexei Nikolajewitsch, der am 17. Juli 1918 zusammen mit der kaiserlichen Familie in Jekaterinburg von den Bolschewiki ermordet wurde. Seine Orden sind aller Wahrscheinlichkeit nach in Russland verblieben.

Folglich kommen nach unseren Recherchen nur die drei folgenden als mögliche Träger des Ordenssets in Frage. Bei den Recherchen hierzu wurden wir von Sergey Lewin vom staatlichen Historischen Museum Moskau großzügig unterstützt, wofür wir uns hier ausdrücklich bedanken möchten.

Prinz Gabriel Konstantinowitsch von Russland (Verleihung am 6. November 1907)

Gabriel [Gavriil] Konstantinowitsch (1887-1955) war der zweite Sohn von Großfürst Konstantin Konstantinowitsch und dessen Gemahlin Elisabeth (geb. Prinzessin von Sachsen-Altenburg). Mit Unterstützung des russischen Schriftstellers Maxim Gorky gelang ihm 1919 die Flucht über Finnland nach Frankreich, wo er sich bei Paris niederließ. Er war zweimal verheiratet, hatte aber keine Nachkommen. Am 28. Februar 1955 ist Prinz Gabriel Konstantinowitsch in Paris gestorben und wurde auf dem Russischen Friedhof Sainte-Geneviève-des-Bois in Paris beigesetzt.

Prinz Vasili Alexandrowitsch von Russland (Verleihung am 7. Juni 1912)

Prinz Vasili Alexandrowitsch (1907-1989) war der jüngste Sohn von Großfürst Alexander Michailowitsch und dessen Gemahlin Xenia Alexandrowna (geb. Großfürstin von Rußland). Im März 1918 auf der Halbinsel Krim unter Hausarrest gestellt, wurde er ihm Mai desselben Jahres von deutschen Truppen befreit. Mit weiteren Angehörigen der kaiserlichen Familie konnte er im April 1919 mit dem britischen Kriegsschiff HMS Marlborogh nach England entkommen. Von dort wanderte er Ende der 1920er Jahre aus in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er 1989 in Woodside, Kalifornien gestorben ist.

Prinz Roman Petrowitsch von Russland (Verleihung am 29. Dezember 1916)

Prinz Roman Petrowitsch (1896-1978) war der einzige Sohn von Großfürst Peter Nikolajewitsch (1864-1931) und dessen Gemahlin Militza (1866-1951, geb. Prinzessin von Montenegro). Seit 1916 Offizier, gelang ihm zusammen weiteren Angehörigen der kaiserlichen Familie er im April 1919 mit dem britischen Kriegsschiff HMS Marlborogh nach England. Von dort siedelte er dann nach Cap d’Antibes über, wo er sich mit seiner Familie niederließ. Er war der Vater von Prinz Nikolaus Romanowitsch Romanow (geb. 1922), dem heute legitimen Oberhaupt des Hauses Romanow, und von dessen Bruder Prinz Dimitri Romanowitsch Romanow (geb. 1926), dem wohlbekannten Fachbuchautor phaleristischer Standardwerke über die Auszeichnungen des Russischen Reichs, Serbiens und Jugoslawiens, Montenegros und Griechenlands.

Zur Geschichte des St. Andreas-Ordens

Die Geschichte des „Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen“ nimmt ihren Anfang bei Zar Peter I. ("der Große" - 1672-1725). Der Zar wurde auf seinen Reisen auf die westeuropäische Praxis der Ordensverleihung für außergewöhnliche militärische Verdienste aufmerksam. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden im Zarenreich als Wertschätzung für derartige Erfolge Ländereien oder Geldwerte vergeben. Der Zar war laut Überlieferungen von der emotionalen Tragweite einer solchen Verleihung tief beeindruckt. Die Loyalität, die die Träger der verliehenen Orden ihren jeweiligen Stiftern entgegenbrachten, imponierte ihm. So trug es sich zu, dass der „Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen“ am 30. November 1698 gestiftet wurde. Es handelte sich dabei um den einklassigen und höchsten russischen Orden, der auch nach der Einführung weiterer russischer Orden seinen Rang als höchste Auszeichnung nicht verlor. Gewidmet wurde er dem ersten von Christus berufenen Apostel Andreas, dem Patron Russlands.

Neben der Ausführung in Gold konnte der Orden als besonderer Gnadenerweis des Zaren "in Brillanten" verliehen werden. Seit 1804 konnten durch eine persönliche Entscheidung des Zaren diejenigen Ritter des St. Andreas-Ordens, die die entsprechenden Orden noch nicht erhalten hatten, bei der Verleihung gleichzeitig auch noch den St. Alexander Newsky-Orden (siehe Kat.-Nr. 1123-1125) und die 1. Klasse des St. Annen-Ordens (siehe Kat.-Nr. 1154-1155) erhalten. Ab 1831 war es darüber hinaus möglich, den Weißen Adler-Orden (siehe Kat.-Nr. 1126-1129), und ab ca. 1857 auch die 1. Klasse des St. Stanislaus-Ordens (siehe Kat.-Nr. 1176) zusätzlich zu verleihen.

Blickt man auf die Liste der Träger des St. Andreas-Ordens, fallen neben den hochrangigen russischen Personen eine Reihe bedeutender ausländischer Persönlichkeiten ins Auge, denen der Orden über die Jahrhunderte verliehen wurde. Eine derartige Verleihung der Kollane an Ausländer war ab 1842 möglich. Unter den bedeutenden ausländischen Trägern ist vor allem König Nikolaus I. von Montenegro zu nennen, dem der Orden 1882 verliehen wurde.

1846 wurden zusätzlich die Bruststerne für Nichtchristen eingeführt. Ab dem Jahr 1855 wurde die Verleihung von Bruststernen in Metall offiziell eingeführt. 1855 kamen gekreuzte Schwerter auf den Insignien "für Tapferkeit im Kampf" dazu.

Von der Provisorischen Regierung 1917 übernommen, jedoch nie verliehen, wurde er von den Bolschewiki nach der Revolution abgeschafft. Aus Anlass des 300. Stiftungsjubiläums wurde der Orden vom russischen Präsidenten Boris N. Jelzin am 1. Juli 1998 erneuert. Die wieder ins Leben gerufene Auszeichnung ist heute, genau wie in der Zarenzeit, der höchste zu vergebende Orden der Russischen Föderation. Unter den sehr wenigen Persönlichkeiten, denen der Orden seit 1998 verliehen wurde, sind beispielsweise Alexander Solschenizyn (1918-2008), Sergei Michalkow (1913-2009), Schriftsteller und Komponist der Hymne der Russischen Föderation, und Michail Gorbatschow (geb. 1931).