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Allerhöchster Orden der Miliz Unseres Herrn Jesus Christus [Ordo Supremus Militia Domini Nostri Jesu Christi] (auch als ""Päpstlicher Christus-Orden"" bezeichnet). Modell bis 1905, Ordenskreuz mit Trophäe, ca. 100 x 33,2 mm, Gold teilweise feinst gra

EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
SAMMLUNG HEILIGER STUHL, KIRCHENSTAAT UND VATIKANSTAAT VON DR. NORBERT HERKNER, BERLIN, ORDEN

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Номер лота 513




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Allerhöchster Orden der Miliz Unseres Herrn Jesus Christus [Ordo Supremus Militia Domini Nostri Jesu Christi] (auch als ""Päpstlicher Christus-Orden"" bezeichnet). Modell bis 1905, Ordenskreuz mit Trophäe, ca. 100 x 33,2 mm, Gold teilweise feinst graviert und emailliert, mit kanneliertem Tragering, am originalen alten getragenen und etwas verblichenen Halsband mit Metallschließen. ZK2 4401.


1, I-II

Hochqualitative Anfertigung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, in hervorragender Erhaltung.

Die um 1120 in Jerusalem gegründete Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem (Templer-Orden) war im Verlauf des 12. und 13. Jahrhunderts zu bedeutender Größe herangewachsen und zu enormem Reichtum gekommen. Militärisch geschwächt durch den endgültigen Verlust seiner Besitzungen im Heiligen Land 1291, erregte der Orden die Begehrlichkeit des französischen König Philipp IV. des Schönen (1268-1314, reg. seit 1285), auf dessen Betreiben der Orden in einem Prozeß wegen Ketzerei verurteilt und schließlich während des Konzils von Vienne am 22. März 1312 von Papst Clemens V. (1250/65-1314, Papst seit 1305) aufgehoben wurde. Danach fielen seine Besitzungen, mit Ausnahme der auf der iberischen Halbinsel gelegenen, größtenteils an den Johanniter-Orden.

In Portugal errichtete König Dinis (1261-1325, reg. seit 1279) um 1318/19 mit den portugiesischen Templer-Rittern den Orden der Ritterschaft Christi (Christusorden), dem Papst Johannes XXII. (1249-1334, Papst seit 1316) 1319 seine Zustimmung erteilte, sich selbst und seinen Nachfolgern jedoch die Souveränität darüber vorbehielt. Diesem wurden nunmehr die Besitztümer des aufgelösten Templerordens in Portugal übertragen. Der von Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die jüngste Zeit immer wieder berichtete Umstand, daß sich Papst Johannes in dieser Bulle auch das Recht vorbehalten habe, Ritter des Ordens zu ernennen, ist nach heutigen Erkenntnissen eindeutig in das Reich der Legende zu verweisen, denn deren Text enthält keine entsprechende Passage. In der Folgezeit erhielt er zahlreiche Bestätigungen und Unterstützungen seitens der Päpste und schließlich übertrug Papst Julius III. (1487-1555, Papst seit 1550) definitiv die Souveränität und das Großmeistertum über den Orden 1551 an die Krone Portugals.

Ungefähr zu gleichen Zeit scheinen Julius III. bzw. dessen Nachfolger damit begonnen zu haben, ein als Christus-Kreuz bezeichnetes golden bordiertes, rot emailliertes Kreuz für geleistete Dienste zu vergeben. Diese Auszeichnung scheint jedoch bald wieder in Vergessenheit geraten zu sein.

Während seines Pontifikates errichtete Papst Paul V. (1552-1621, Papst seit 1605) für Geistliche, Beamte und andere Personen seines Hofes eine Art Hof-Orden mit der Bezeichnung Ritter Jesu Christi, mit dem portugiesischen Ordenskreuz als Ordenszeichen, zu dessen Mitgliedern später u. a. auch der Architekt Francesco Borromini (1599-1673) gehörte. Zunächst scheint dieser Orden jedoch keine allzu große Bedeutung erlangt zu haben, was sich im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts änderte, als sich der Kreis der Beliehenen zunehmend ""erlauchter"" gestaltete.

Nachdem im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts das Kreuz von einer Königskrone überhöht worden war, wurde um ca. 1840 herum ein achtstrahliger Bruststern eingeführt und bei Verleihungen für militärische Verdienste das Ordenskreuz (mit Krone) von einer Trophäe überhöht. Kurz nach Antritt seines Pontifikats ordnete Papst Leo XIII. (1810-1903, Papst seit 1878) an, daß der Christus-Orden künftig über allen anderen Orden stehe. Bisher ausschließlich katholischen Empfängern vorbehalten, verlieh er ihn am 31. Dezember 1885 in einer besonderen Ausführung (mit Edelsteinen, das Kleinod tragbar an einem Schulterband) an den deutschen Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck (1815-1898), in Anerkennung dafür, daß ihn dieser als Vermittler zwischen Spanien und dem Deutschen Reich in der Karolinenfrage vorgeschlagen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und dem Deutschen Reich geleistet hatte.

Mit Breve ""Multum ad excitandos"" vom 7. Februar 1905 erneuerte Papst Pius X. (1835-1914, Papst seit 1903) das päpstliche Ordenswesen umfassend, wobei das Kleinod des nunmehrigen Allerhöchsten Ordens der Miliz Unseres Herrn Jesus Christus an einer Kollane zu tragen war. So wurde er von 1905 bis 1987 nur 29 Mal verliehen, u. a. 1933 dem österreichischen Bundespräsidenten Dr. Wilhelm Miklas (1872-1956, Bundespräsident von 1928 bis 1938) und 1963 dem deutschen Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer (1876-1967, Bundeskanzler von 1949 bis 1963). Papst Paul VI. (1897-1978, Papst seit 1963) bestimmte mit Motuproprio ""Equestres Ordines"" vom 15. April 1966, daß der Orden künftig ausschließlich Staatsoberhäuptern katholischer Konfession vorbehalten und nur noch auf Veranlassung des Papstes (motu proprio) zu verleihen sei. Seit dieser Reform wurde er nur noch einmal verliehen, und zwar 1987 von Papst Johannes Paul II. (1920-2005, Papst seit 1978) an den 77. Fürsten und Großmeister des Souveränen Malteser Ritterordens, Frà Angelo de Mojana di Cologna (1905-1988, Großmeister seit 1962). Ende der 1980er Jahre wurden Vorbereitungen für eine Verleihung an den spanischen König Juan Carlos I. (geb. 1938, reg. von 1975 bis 2014) aufgenommen, wozu es aber aufgrund des Einspruchs von Papst Johannes Paul II. nicht gekommen ist. Unter Papst Benedikt XVI. (geb. 1927, Papst von 2005 bis 2013) und Papst Franziskus (geb. 1936, Papst seit 2013) wurde der Orden bisher nicht verliehen. Mit dem belgischen König Baudouin (1930-1993, reg. seit 1951), der den Orden 1961 erhalten hatte, ist 1993 der vorerst letzte lebende Ordensritter verstorben.