Das Erzbistum Salzburg und seine Fürstbischöfe im Spiegel der Salzburger Münzprägung
03. март 2023 14:30
In unserer Auktion 384 haben wir die Freude, eine große Sammlung Salzburger Münzen anbieten zu können. Das Faszinierendste an dieser Kollektion ist, dass sie die gesamte Geschichte Salzburgs bis zur Eingliederung in das Kaiserreich Österreich im Jahre 1816 spiegelt. Die Salzburger Fürsterzbischöfe, die meist aus vornehmen Adelshäusern stammten, gehörten vom frühen Mittelalter bis zum Wiener Kongress zu den bedeutenderen geistlichen Reichsfürsten. Weit über ihr Herrschaftsgebiet hinaus schrieben sie religiöse, politische und kulturelle Geschichte. Auch wirtschaftlich war Salzburg als eine lebendige Handelsstadt, die auch in Salzgewinnung und Erzbergbau sehr aktiv war, von großer Bedeutung. In den Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken versuchten die Salzburger Erzbischöfe auf nachdrückliche, aber oft auch sehr brutale Weise, ihren Herrschaftsbereich frei von Protestanten zu halten. Bayern wie Österreich waren immer bemüht, ihre Interessen im Erzstift Salzburg durchzusetzen: Bei der Auflösung des geistlichen Fürstentums sind Bayern jedoch nur das Berchtesgadener Land sowie der Rupertiwinkel zugefallen; der größere Teil ist heute österreichisch. Das Erzbistum Salzburg hat - auch zur Demonstration seines eigenen Reichtums an Edelmetallvorkommen - besonders schöne und ästhetische Münzen hinterlassen.
Im Jahr 696 kam der Hl. Rupert, ein fränkischer Adliger und Bischof von Worms, im Zuge der Christianisierung des Alpenraums nach Salzburg, dem einstigen römischen Municipium Iuvavum. Hier traf er auf eine starke romanisierte Restbevölkerung und eine frühchristliche Mönchsgemeinschaft, die sich seit der Spätantike dort niedergelassen hatte. Rupert errichtete an der Stelle des heutigen Domes eine große Kirche zu Ehren des Hl. Petrus und gründete ein Kloster nach den Regeln des Hl. Benedikt. Aus der sich dort entwickelnden Ordensgemeinschaft entstand das spätere Domkapitel. Mit dem Bau der Kirche und der Einrichtung des Klosters beginnt die Geschichte des Bistums Salzburg. Schenkungen der bayerischen Herzöge, besonders Anteile an den Solequellen von Reichenhall, garantierten das Überleben des jungen Bistums. Seine kirchenrechtliche Errichtung erfolgte erst 20 Jahre nach dem Tod des Hl. Rupert im Jahr 739 durch Papst Gregor II. und den ,Apostel der Deutschen‘, den Hl. Bonifatius.
Unter dem aus Irland stammenden Bischof Virgil (749-784), dem zweiten Salzburger Gründerheiligen, entstand in Salzburg ein Zentrum europäischer Kunst und Kultur. Hier wurde der prachtvolle Tassilokelch gefertigt, und im Kloster St. Peter schuf der Angelsachse Cutbercht ein prachtvolles Evangeliar, das heute zu den Kostbarkeiten der Wiener Nationalbibliothek gehört. Virgil ließ 774 einen dreischiffigen Dom erbauen, der selbst das fränkische Nationalheiligtum St. Denis in den Schatten gestellt haben soll. Die Gebeine des Hl. Rupert, der zum Schutzpatron und Landesheiligen von Salzburg wurde, überführte Virgil aus Worms und bestattete sie in der Domkirche. Auf Bitten Karls des Großen erhob Papst Leo III. am 20. April 798 Salzburg zum Erzbistum. Damit wurde es Metropolitansitz der bayerischen Kirche mit den Suffraganbistümern Freising, Neuburg, Regensburg, Passau und Säben. Diese bedeutende Kirchenprovinz umfasste nicht nur zeitweise das gesamte altbayerische Stammesgebiet, sondern auch den Großteil des heutigen Österreichs und Südtirols, das Trentino und weite Teile Ungarns, Tschechiens, Sloweniens und der Slowakei.
Die Salzburger Erzbischöfe des hohen Mittelalters erwiesen sich als tatkräftige und treue Gefolgsmänner der römischen Päpste. Dafür mussten diese aufrechten Männer der Kirche persönliche Gefährdungen und schwere Bedrängnisse ihres Bistums in Kauf nehmen, besonders in der Zeit des Investiturstreites. Bei diesem Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht um Kompetenzen und den Vorrang, ging es vor allem um die Einsetzung von Bischöfen. Im Streit zwischen Papst Alexander III. und Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der über den Salzburger Erzbischof Konrad II. von Babenberg sogar die Reichsacht verhängte, erlitt die Stadt die schlimmste Katastrophe ihrer Geschichte: Kaiserliche Truppen brannten die Stadt und den Dom nieder. Sein Nachfolger, Erzbischof Konrad III. von Wittelsbach, konnte nach dem Friedensschluss 1177 mit dem Wiederaufbau einer dreischiffigen Basilika beginnen. In späteren Zeiten waren es aber gerade die Salzburger Erzbischöfe, die sich bei Konflikten zwischen Kaisern und Päpsten als diplomatische Vermittler anboten. Als Erzkapläne leisteten sie den römisch-deutschen Kaisern wertvolle Dienste und wurden dafür mit großzügigen Schenkungen bedacht.
In seiner langen Regierungszeit von 1200 bis 1246 gelang es Eberhard II. ein geschlossenes erzbischöfliches Herrschaftsgebiet aufzubauen. Allmählich begann sich das Erzbistum Salzburg von seinem Mutterland Bayern zu lösen. Die letzte Phase dieser Entwicklung begann unter Erzbischof Friedrich II. um 1275. Im Jahr 1328 erhielt das Hochstift Salzburg eine eigene Landesordnung. Um der territorialen Eigenständigkeit Bestand zu verleihen, mussten mehrere militärische Auseinandersetzungen mit den mächtigen Bayernherzögen ausgefochten werden. Aber auch das erstarkende Österreich versuchte immer wieder Einfluss auf Salzburg zu nehmen, das über wichtige Handelswege und reiche Bodenschätze aus den Salz- und Erzbergwerken in Tirol und der Steiermark verfügte. Unter Konrad IV. von Fohnsdorf-Paitenfurt (1291-1312) begann jedoch eine deutliche Hinwendung zu Österreich und den Habsburgern. Diese Haltung bestimmte von nun an entscheidend die Außenpolitik des Erzbistums.
Der Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540)
hatte Luther 1521 auf dem Reichstag zu Worms sprechen hören und daraufhin den Protestantismus schon früh im Erzbistum verboten und kriminalisiert. Allerdings trat das Erzbistum nie der Katholischen Liga bei und konnte sich so geschickt aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges heraushalten. Ab 1520 aber breitete sich auch in Salzburg die Reformation stark aus. Mehrere Salzburger Erzbischöfe, darunter Michael von Kuenburg,
Johann Jacob von Kuen-Belasy,
Georg von Kuenburg, Wolf Dietrich von Raitenau
und Markus Sittikus
führten Maßnahmen gegen die Protestanten im Rahmen der Gegenreformation und Rekatholisierung allerdings ohne großen Erfolg weiter, denn unter den Bauern im Pongau und den Bergknappen in den Bergwerken des Landes gab es weiter zahlreiche „Geheimprotestanten“. Große Empörung in ganz Europa erregte die Geschichte der ,Salzburger Exulanten‘: Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian verfügte am 31. Oktober 1731, dass sämtliche Protestanten (mehr als 20.000 Menschen) unter Bruch der Bestimmungen des Westfälischen Friedens das Erzbistum innerhalb von nur drei Monaten zu verlassen hätten. Der klug seine Chance erkennende preußische König Friedrich Wilhelm I. nahm 17.000 Salzburger Glaubensflüchtlinge (,Exulanten‘) auf und siedelte sie in Gebieten an, die durch eine große Pestwelle entvölkert waren.
Die Salzburger Erzbischöfe waren nach etwa 1350 zu Fürsten innerhalb des Heiligen Römischen Reiches geworden und führten von da an den Titel eines Fürsterzbischofs. Guidobald Graf von Thun und Hohenstein (1654-1668)
saß als erster ,Primas Germaniae‘ im Reichstag des Heiligen Römischen Reichs auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats. Als Reichsfürsten und Landesherren regierten sie ganz im Sinne des Absolutismus. Einziges Gegengewicht gegen den übermächtigen geistlichen und weltlichen Landesherrn stellte das Domkapitel dar, das vor jeder Wahl eines neuen Erzbischofs schriftlich festgelegte Forderungen, sogenannte ,Wahlkapitulationen‘ stellte und so versuchte, die Macht des zukünftigen Erzbischofs einzuengen. Dies führte zu zahlreichen, schwerwiegenden Streitereien zwischen Domkapitel und Fürstbischöfen, die in einigen Fällen nur vom Papst geschlichtet werden konnten. Papst Innozenz XII. erließ schließlich 1695 ein generelles Verbot für Wahlkapitulationen.
Kluge Politik und sparsame Verwaltung ermöglichte es den erzbischöflichen Landesherren, Salzburg in der Neuzeit zu einem Zentrum der Kultur, der Bildung (Gründung der Benediktiner-Universität 1628) und der Kunst zu machen. So setzten die Fürsterzbischöfe im 17. und 18. Jahrhundert alles daran, sich durch den Bau des gewaltigen Domes, barocker Schlösser, Kirchen, Häuserfassaden, Gärten und Brunnen bleibende Denkmäler zu setzen. Dabei veränderten Wolf-Dietrich von Raitenau, Markus Sittikus, Paris Lodron
Guidobald von Thun und Hohenstein, Franz Anton von Harrach
und Leopold Anton von Firmian
das Aussehen der mittelalterlichen Altstadt von Grund auf und machten sie zu dem was sie heute ist: ein einzigartiges barockes Juwel und ,das Rom des Nordens‘, das seit 1995 als Weltkulturerbe geschützt ist. Berühmte italienische Architekten wie Vicenzo Scamozzi, Giovanni Zuccalli und Santino Solari wurden beauftragt, die Schlösser Mirabell und Hellbrunn zu gestalten, aber auch Hohensalzburg zu einer starken Festung auszubauen.
Fürsterzbischof Johann Ernst von Thun und Hohenstein
wurde zu einem bedeutenden Förderer deutscher Barockkunst. Johann Bernhard Fischer von Erlach baute Schloss Klessheim vor den Toren von Salzburg und der bayerische Maler Michael Rottmayr schuf die Deckengemälde in der Residenz und im Schloss Mirabell.
Hieronymus von Colloredo
der letzte regierende Fürsterzbischof des Erzstiftes Salzburg und ein fortschrittlicher Geist im Sinne der Aufklärung, zog führende Wissenschaftler, Schriftsteller und vor allem Musiker wie Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Hof.
Nach der Säkularisation 1803 waren die Salzburger Erzbischöfe keine Landesherren mehr. Als Kurfürstentum Salzburg fiel es zusammen mit den ehemaligen Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an den Großherzog Ferdinand III. von Toskana
Nach dem Wiener Kongress kam 1816 der größte Teil Salzburgs als Salzburgkreis endgültig an Österreich.