Vorbericht unserer Frühjahrs-Auktion Teil 1: Lykien, Pamphylien und Kilikien: Die Sammlung Sayar
13. февраль 2024
Sammeln ist pure Leidenschaft; und diese Leidenschaft spürt man, wenn man den Katalog zu unserer Auktion 402 durchblättert. Darin wird der erste Teil der Sammlung Dr. Kaya Sayar angeboten, den wir am 14. März 2024 im Rahmen unserer Frühjahrs-Auktionen versteigern. Diese Sammlung wuchs mehr als 30 Jahre lang. Ihr Urheber, Dr. Ing. Kaya Sayar, gehört zu jenen wunderbaren Menschen, die als Kosmopoliten leben und in zwei Heimatländern verwurzelt sind. Der in Istanbul geborene Sayar promovierte in Hannover, wo er viele numismatische Freunde im lokalen Münzverein fand. Er liebt aber auch sein Geburtsland, die Türkei, wo er nicht nur Kindheit und Jugend, sondern viele schöne Monate der Entspannung verbrachte. Dr. Sayar ist ein Liebhaber der Numismatik im wahrsten Sinne des Wortes. Beruflich zeichnete er verantwortlich für die Statik zu bedeutenden Bauwerken rund um den Globus. Nennen wir an dieser Stelle nur die imposante Barquisimeto-Kathedrale in Venezuela, den mit 177 Meter bis ins Jahr 2000 höchsten Wolkenkratzer der Türkei oder den extravaganten Wasserturm im arabischen Medina. Als Sammler interessierte sich Dr. Kaya Sayar besonders für die lykische Landschaft, die mit ihren hohen Bergen und wasserreichen Flüssen eine einzigartige Faszination auf jeden Reisenden ausübt. Welche Qualität seine Sammlung besitzt, zeigt die Tatsache, dass Wilhelm Müseler sie als Grundlage für sein jüngstes Standardwerk zu Lykien nutzte.
Lykien, Pamphylien, Kilikien
Numismatiker tendieren gerne dazu, zu vergessen, dass unter dem Begriff „Griechen“ viele Völker subsumieren, die sich selbst nicht als Griechen verstanden hätten. Zu ihnen gehören die Lykier, die im Hinterland der Südküste der heutigen Türkei lebten. Sie entwickelten ihre eigene Schrift und ihre eigenen politischen Modelle. Lokale Dynasten herrschten über das unmittelbare Umland, als die Perser das zerklüftete Gebiet um 540 unter ihre Kontrolle brachten. Wohl von der griechischen Gründung Phaselis angeregt, gaben viele lykische Dynasten ihre eigenen Münzen heraus, deren archaischer Charme Sammler in aller Welt anspricht.
Auch in Pamphylien erhielt sich die einheimische Sprache, obwohl griechische Siedler in der fruchtbaren Schwemmlandebene eine neue Heimat fanden. Die Kulturen mischten sich, wovon Gottheiten wie die „Artemis“ von Perge Zeugnis ablegen. Trotz ihrer griechischen Benennung hat sich die Göttin ihre vorgriechische Erscheinungsform bewahrt. Kilikien schließlich, das 333 in der Schlacht von Issos vom makedonischen Heer erobert wurde, ist ein Gebiet, in dem sich viele Kulturen und Einflüsse vermengen. Dies spiegelt die Münzprägung. Wir sehen scheinbar vertraute Motive, die in ihren Details den Einfluss des Nahen Ostens aufgreifen.
Einige ausgewählte Stücke illustrieren in diesem Vorbericht den eigenständigen Charakter der südkleinasiatischen Münzprägung. Hervorgehoben sei die Tatsache, dass Dr. Sayar ausschließlich in renommierten Auktionen kaufte, so dass seine Sammlung viele Stücke mit großartigen Provenienzen enthält. Die Namen Hans von Aulock, Theo Reuter und Edoardo Levante kommen immer wieder vor.
Nr. 95: Khinakha. Stater, 470/440 v. Chr., Kandyba. Wohl Unikum. Sehr schön. Taxe: 2.500 Euro
Nr. 140: Kheriga. Stater, 440/430 v. Chr., Phellos. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 2.000 Euro
Nr. 164: Kherei. Stater, 430/410 v. Chr., Telmessos. Selten. Vorzüglich. Taxe: 1.250 Euro
Nr. 267: Phaselis. Stater, 167/130 v. Chr.. Feine Tönung. Fast vorzüglich. Taxe: 1.250 Euro
Nr. 489: Tarsos. Mazaios, 361-334 v. Chr. Stater. Sehr selten. Knapp vorzüglich. Taxe: 1.000 Euro