Byzantinische Münzen (ca. 500-1453)
Das Römische Reich ist erst im Spätmittelalter untergegangen – zumindest im Osten Europas. Mit der Reichsteilung des Imperium Romanum nach dem Tod von Kaiser Theodosius I. im Jahre 395 entstand im östlichen Teil das nach seiner Hauptstadt benannte „Byzantinische Reich“. Dabei entstammt der Ausdruck eigentlich der modernen Geschichtsforschung. Die Zeitgenossen verstanden und bezeichneten sich immer als „Römer“ und nie als „Byzantiner“.
Mauricius Tiberius, 582-602. Solidus, 853-601, Konstantinopel. Zuschlag: 340 Euro.
Von 330 bis 1453 war das ursprünglich als Nova Roma (Νέα ̔Ρώμη) gegründete Byzanz (später auch Konstantinopel) nicht nur die Residenz der Kaiser des oströmischen Reiches, sondern aufgrund seiner Lage am Bosporus auch eine Brücke zwischen den Kulturen des mittelalterlichen Morgen- und Abendlandes. Spätestens seit dem „Morgenländischen Schisma“ von 1054 war die Stadt außerdem Zentrum der orthodoxen Kirche.
Anastasius II. Artemius, 713-715. Solidus, Konstantinopel. Zuschlag: 4.200 Euro.
Die Münzgeschichte des byzantinischen Reiches beginnt mit den um 500 durchgeführten Münzreformen Kaiser Anastasius I. (491-518), die Justinian I. (527-565) weiter ausbaute und die im Wesentlichen bis ins 8. Jahrhundert ihre Gültigkeit besaßen. Das Münzwesen von Byzanz war trimetallisch mit 3 Nominalen in Gold (Solidus, Semis und Triens), 2 in Silber (Miliarense und Siliqua) und 5 in Kupfer (40, 20, 10, 5 und 1 Nummus) aufgebaut. Im 7. Jahrhundert wurde die Anzahl der Münzstätten für byzantinische Münzen stark reduziert. Neben Konstantinopel prägten noch Rom, Ravenna, Karthago und Syrakus bis diese nach und nach an die Langobarden und Araber verloren gingen. So eröffnet sich dem Sammler eine große Bandbreite an Typen, Münzstätten und Nominalen byzantinischer Münzen.
Basilius II., 976-1025. Histamenon, 1005-1025, Konstantinopel. Zuschlag: 1.800 Euro.
Unter Kaiser Alexios I. Komnenos (1081-1118) wurde das byzantinische Münzwesen 1092 radikal umgestaltet. Fortan gab es in Byzanz vier Münznominale (Hyperperon und Elektron-Trachy in Gold, Stamenon in einer Silber-Kupfer-Legierung und Tetarteron in Kupfer), wobei die Gold- und Silbermünzen schüsselförmig geprägt wurden (sog. Skyphate). Die Bedeutung dieser nicht immer besonders gelungenen Prägetechnik ist bis heute noch nicht restlos entschlüsselt worden. Möglicherweise sollte sie der einfachen Unterscheidung von alten (aus Feinsilber/Feingold geprägten) und neuen (aus Legierungen bestehenden) Münzen aus Byzanz dienen.
1204 wurde Konstantinopel im Zuge des Vierten Kreuzzuges von einem Kreuzfahrerheer erobert und das Lateinische Kaiserreich (1204-1261) errichtet. Die byzantinischen Kaiser wichen für diesen Zeitraum nach Nicäa aus. Vom Ende des 13. Jahrhundert bis zur Eroberung der Stadt durch die Osmanen unter Sultan Mehmed II. (1444-1446/1451-1481) am 29. Mai 1453 wurden fast nur noch byzantinische Silbermünzen (Basilicon oder Stavraton) ähnlich dem europäischen Groschen geprägt. Zu dem Zeitpunkt, als im restlichen Europa die Goldmünzprägung erst wieder richtig begann, wurde sie in Byzanz eingestellt. Dabei waren die byzantinischen Goldmünzen mit ihren Herrscherporträts und Christusdarstellungen bis zum 11. Jahrhundert eine Art „Weltwährung des Mittelalters“ gewesen, bevor sie von den italienischen Prägungen abgelöst wurden.
Erleben Sie die Münzprägung und wechselvolle Geschichte des oströmischen Reiches (Byzanz) vom 5. bis zum 15. Jahrhundert mit einer Sammlung byzantinischer Münzen!
Einführungsliteratur
- Hahn, W.: Moneta imperii byzantini, Wien 1973 ff.
- Hendy, M. F.: Coinage and money in the Byzantine Empire 1081-1261, Washington 1969.
- Sear, D. R.: Byzantine Coins and their Values, London 1974.
- Sommer, A. U.: Die Münzen des byzantinischen Reiches 491-1453, 1. Auflage, Regenstauf 2010.