Großherzoglicher Hausorden der Treue (seit 1806). Juweliers-Anfertigung des Bruststerns von Biennais in Paris, 86,3 x 87,4 mm, 49,2 g, Silber, Auflagen Gold graviert, emailliert, Emaille-Malerei, kleine Bläschen-Abplatzungen in der weißen Emaille der
DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
DEUTSCHE STAATEN, BADEN, MARKGRAFSCHAFT (BIS 1803), KURFÜRSTENTUM (1803-1806) UND GROSSHERZOGTUM (1806-1918)
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RRR II
Exemplar unserer 215. Auktion 22. Juni 2012, Kat.-Nr. 9001.
Sehr feine und seltene Anfertigung des wohl bedeutendsten Hofjuweliers Kaiser Napoleons I. aus dem Zeitraum zwischen 1805 und 1814, in einer für ihr Alter hervorragenden Erhaltung. Unseres Wissens handelt es sich hierbei, zusammen mit einem weiteren, nahezu identischen Exemplar (s. u.) um die älteste bekannte Metallausführung eines Bruststerns des badischen Hausordens der Treue.
Statutengemäß wurden zu jener Zeit ausschließlich gestickte Bruststerne (zum Annähen) zusammen mit dem Kleinod am Schulterband verliehen. Diese erwiesen sich jedoch besonders für Diplomaten und hohe Staatsbeamte als unpraktisch, da sie aus protokollarischen Gründen die Ordenssterne anlassgemäß zu wechseln hatten. Deshalb ließen einige von ihnen Ausführungen in Metall mit rückseitig angebrachten Broschierungs-Systemen anfertigen, die bedeutend leichter zu wechseln waren. Napoleon I. selbst mochte gestickte Sterne überhaupt nicht und ließ sich für alle ihm verliehenen Orden von seinem Hofjuwelier Martin-Guillaumme Biennais (1764–1843) welche aus Metall anfertigen. Seinem Beispiel folgten viele Würdenträger, wie aus deren Ordensnachlässen zu ersehen.
Ein weiteres, nahezu identisches Exemplar dieses hier angebotenen Bruststerns aus dem Besitz Kaiser Napoleons I. (ebenfalls mit gesicherter Provenienz) war 2012 in der Sonderausstellung "La Berline de Napoleon – Le mystère du butin de Waterloo" im Museum der Ehrenlegion und der Ritterorden in Paris zu sehen, und ist im gleichnamigen und 2012 erschienenen Ausstellungskatalog (N1 – herausgegeben von Jean Tulard) auf Seite 200 abgebildet.
Provenienz: Emmerich Joseph Duc de Dalberg (1773–1833); dessen einzige Tochter Marie Louise Pelline, verh. Lady Acton (1813–1860); deren Sohn John Emerich Edward Dalberg-Acton, 1st Baron Acton (1834–1902); dessen Sohn Richard Maximilian Lyon-Dalberg-Acton, 2nd Baron Acton (1870–1924); dessen Erben und Nacherben; Auktion "Orders, Decorations, Medals and Militaria" bei Dix Noonan Webb in London am 5. Juli 2011 (Kat.-Nr. 422), zusammen mit weiteren Ordensinsignien aus dem Besitz der Familie Acton.
Der Hausorden der Treue wurde am 23. November 1806 von Großherzog Carl Friedrich (1728–1811) an Emmerich Joseph Freiherrn von Dalberg für seine großen Verdienste um das Großherzogtum Baden als dessen Geheimer Rat, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister bei der Republik Frankreich und dem Französischen Kaiserreich verliehen.
Emmerich Joseph Freiherr v. Dalberg (1773–1833) war der Sohn von Wolfgang Heribert Freiherrn v. Dalberg (1750–1806) und dessen Ehefrau Maria Elisabeth Freiin v. Ullner von Diepurg, sowie Neffe von Karl Theodor Freiherrn v. Dalberg (1744–1817), Kurfürst-Erzbischof von Mainz und Regensburg, Reichserzkanzler, Fürst-Primas des Rheinbundes und Großherzog von Frankfurt. 1800 wurde er Wirklicher Rat bei der Finanzabteilung des General-Landkommissariats im Großherzogtum Baden, 1803 badischer Geheimer Rat, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister bei der Republik Frankreich, 1806 Wirklicher Geheimer Rat mit Sitz und Stimme im badischen Ratskollegium, 1809 Leiter der auswärtigen Angelegenheiten im Großherzogtum Baden. 1809 berief ihn Kaiser Napoleon I. in französische Dienste und er nahm die französische Staatsbürgerschaft an. 1810 wurde er zum Duc [Herzog] de Dalberg erhoben und zum kaiserlichen Staatsrat ernannt. 1814 wurde er Mitglied der provisorischen französischen Regierung Talleyrand, 1814/15 bevollmächtigter Minister Frankreichs am Wiener Kongress, 1815 Premierminister und Pair von Frankreich und 1816 (bis 1830) Gesandter im Königreich Piemont-Sardinien.
Dalberg wurde außerdem 1814 bzw. 1816 von König Ludwig XVIII. das Großkordon bzw. Großkreuz des Königlichen Ordens der Ehrenlegion verliehen, nachdem er schon 1811 Mitglied geworden war. 1820 verlieh ihm Ludwig XVIII. den Orden vom Hl. Geist. Des Weiteren erhielt er 1817 das Großkreuz des Ordens des hl. Ferdinand und für Verdienst des Königreichs Beider Sizilien.
Der einklassige Hausorden wurde am 17. Juni 1715 durch Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach gestiftet. 1716 wurde der Ordensstern eingeführt. 1803 wurde der Orden vom Kurfürstentum übernommen, zunächst zweiklassig (Großkreuz und Kommandeur), 1806 vom Großherzogtum, ab 1808 formal dreiklassig (Ritterkreuz, das nie ausgegeben wurde), ab 1809 wieder einklassig. 1902 wurde das Prinzessinenkreuz gestiftet. Seit dem Ende des Großherzogtums existiert er als Hausorden weiter.