Schützenmedaille des Schützenvereins Oberndorf am Neckar aus Anlaß des Festschießens zum 18. Jahrestag der Thronbesteigung Sultan Abdul Hamids II. am 31. August 1894. Tragbar, Durchmesser 40,4 mm, Silber. PRE 1130.
ORDEN UND EHRENZEICHEN AUS ÜBERSEE
TÜRKEI, TÜRKEI, OSMANISCHES REICH (BIS 1923)
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RR I-II
Die Stadt Oberndorf am Necker ist eine ehemals württembergische Oberamtsstadt im Süden Baden-Württembergs, in der die Gewehrfabrik Paul Mauser (heute Mauser GmbH) angesiedelt war (und heute noch ist). Im Jahre 1886 sah sich Sultan Abdul Hamid II. (1842-1918, reg. von 1876 bis 1909) veranlaßt, die türkische Armee neu zu bewaffnen und nach preußischem Vorbild zu reorganisieren. Am 10. Februar 1887 unterzeichnete er deshalb einen Vertag mit der Firma Paul Mauser über die Lieferung von über 500.000 Mauser-Repetiergewehre und 50.000 Repetier-Karabinern im Gesamtvolumen von 37 Mio. Mark. Zur Überwachung dieses Auftrages traf bereits einen Monat nach Vertragsabschluß am 11. März 1887 die erste türkische Abnahmekommission in Oberndorf ein. Zur Heranbildung eines befähigten Nachwuchses entsandte der Sultan Anfang März 1895 30 junge Männer nach Oberndorf. Diese wurden als Volontäre einzelnen Meistern bei Mauser zugeteilt. Die türkischen Offiziere und Volontäre hatten sich sehr schnell in Oberndorf akklimatisiert und nahmen rege am Oberndorfer Leben teil. Der Jahrestag der Thronbesteigung Abdul Hamids (31. August) wurde regelmäßig mit einem großen Bankett im Gasthaus „Rosenberg“, welches sich direkt unterhalb des „Türkenbaus“ befand, gefeiert. Der Schützenverein beteiligte sich an dieser jährlich stattfindenden Feier mit einem Festschießen. Das Jahr 1894 war im Zusammenhang mit dem türkischen Auftrag besonders wichtig. Ende 1893 hatte die Firma einen weiteren Auftrag über die Lieferung von 200.000 Gewehren des neuen Modells 93 erhalten. Über die Ereignisse des Jahres 1894 berichtete Betriebsinspektor August Gaiser ausführlich in dem von ihm geführten Betriebstagebuch. Um Sultan Abdul Hamid II. und seine osmanischen Gäste zu ehren, wurde das sommerliche Festschießen des Jahres 1894 der 18. Wiederkehr der Thronbesteigung des Sultans am 31. August gewidmet. Firmenchef und Oberschützenmeister Paul Mauser stiftete hierfür die diesem besonderen Anlaß gewidmete tragbare silberne Schützenmedaille, auf der auf dem Avers das große Wappen des Osmanischen Reiches abgebildet ist. Von dieser Medaille sind auch wenige nicht tragbare Exemplare in Bronze vergoldet bekannt. In unserer Auktion 289 wurde unter Kat.-Nr. 2080 eine gleiche Medaille angeboten und für € 2.400,00 zugeschlagen. Siehe auch Kat.-Nr. 2085 dieser Auktion. Eine ausführlich Schilderung der Ereignisse und ihrer Hintergründe, basierend auf den Auskünften des Oberndorfer Stadtarchivs und des seinerzeitigen Leiters des Oberndorfer Waffenmuseums, H. Walter Schmid aus dem Jahre 2000, wurde unter dem Titel „Die Osmanen im Schwarzwald (Teil I)“ von Dr. Woilski veröffentlicht in: Lichtblick von Lympia, Zypern, Nr. 597 vom Freitag 4. Oktober 2013, S. 1-3.