Osmanische Herrschaft, 1398-1878. Versilberte, klippenförmige, tragbare Bronzemedaille o. J. (1878). Bennert 363.
EUROPEAN COINS AND MEDALS
BULGARIEN
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Versilberte, klippenförmige, tragbare Bronzemedaille o. J. (1878). unsigniert, auf die Entwicklungen in Bulgarien im Jahre 1878. Brite, Deutscher und Franzose reichen sich die Hand, im Hintergrund stehen drei Türken hinter Zäunen und drei Personen auf einem Schiff//Acht Zeilen Schrift. 31,01 x 30,73 mm; 14,29 g.
Bennert 363.
RR Sehr schön-vorzüglich
Die Vorderseitendarstellung der Klippe nimmt Bezug auf das bulgarische Schicksal in den 1870er Jahren: Nach ersten Aufständen bulgarischer Freiheitskämpfer gegen die seit 1398 bestehende osmanische Herrschaft, z. B. dem Aprilaufstand 1876, machte sich Rußland vordergründig zum Vertreter der bulgarischen Sache. Das Zarenreich erklärte den Türken den Krieg, da sich diese weigerten, die bei der Konferenz von Konstantinopel 1876/1877 beschlossene größere Autonomie Bulgariens zu akzeptieren. Der nun ausbrechende Rußisch-Türkische Krieg 1877/1878, der den Osmanen mehrere Niederlagen einbrachte, endete mit dem Frieden von San Stefano am 3. März 1878 und bedeutete für die Türken den Gebietsverlust all ihrer Besitzungen auf europäischem Boden bis auf Konstantinopel. Außerdem sollte das bereits in der Konferenz von Konstantinopel angedachte großbulgarische Reich unter rußischer Oberhoheit geschaffen werden. Dieser Machtzuwachs für das Zarenreich wurde von den europäischen Großmächten, die um ihren Einfluß fürchteten, kritisch gesehen. Um eine weitere kriegerische Auseinandersetzung zu verhindern, wurde der Berliner Kongreß am 6. Juni 1878 einberufen. Bei dieser Versammlung wurden die Beschlüße des Friedens von San Stefano fast vollständig revidiert. Davon war besonders Bulgarien betroffen, das nun als wesentlich kleineres Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit eingerichtet wurde. Auf diesen Umstand bezieht sich die vorliegende satirische Klippe: Die Türken erscheinen als ausgeschlossene Beobachter der Verhandlungen zwischen Briten, Deutschen und Franzosen, die hier ironisch als "Wohlthäter Bulgariens" bezeichnet werden.