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Königlicher Kronen-Orden. 2. Modell (mit kleiner "heraldischer" Königskrone im Avers-Medaillon - 1863-1868), Set der 2. Klasse mit Stern, bestehend aus: Kreuz 2. Klasse, Gold emailliert, 17,9 g, auf dem Rand graviert "76940&q

DEUTSCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
PREUSSEN, KÖNIGREICH PREUSSEN (1701-1918)

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Lot number 909






Estimated price: 5,000.00 €
Hammer-price / sale price: 4,200.00 €


Königlicher Kronen-Orden. 2. Modell (mit kleiner "heraldischer" Königskrone im Avers-Medaillon - 1863-1868), Set der 2. Klasse mit Stern, bestehend aus: Kreuz 2. Klasse, Gold emailliert, 17,9 g, auf dem Rand graviert "76940" ohne Band, und Bruststern, Silber, Medaillon Gold emailliert, min. Emaille-Ausbruch im Medaillon-Ring, auf der rückseitigen Schraubscheibe gravierte Zahl "76685" an Nadel, dieser im originalen, mit goldfarbenem Monogramm bedrucktem grünledernen Verleihungsetui.

Zusammen mit Verleihungsurkunde für den Kaiserlich französischen Brigade-General, Henri Castelnau, Adjutant des Kaisers der Franzosen, datiert Babelsberg am 27. September 1864, mit Prägesiegel und Originalunterschrift Wilhelms I. und Übersendungsschreiben des preußischen Botschafters in Paris, Goltz, datiert am 16. März 186_, jeweils gefaltet. BWK2 459, 462; OEK22 1724, 1725.


4, II

Ex Auktion Beaussant-Lefèvre in Paris vom 29. Januar 2014.

Bedeutendes Set in ordentlicher Erhaltung und in Kombination mit Provenienz einer historischen Persönlichket von höchstem Interesse. Da es sich hierbei um das Original-Set handelt und die beiden Stücke keine identischen Nummern aufweisen, kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß es sich bei diesen Nummern nicht um Nummern einer Personenmatrikel, sondern einer Insignienmatrikel handelt. Das bedeutet, daß auf den Insignien nicht die Verleihungsnummer des Beliehenen eingraviert wurde, sondern daß einem Beliehenen die Stücke mit der/den entsprechenden Nummer/n zugewiesen wurden. Besonders interessant vor dem Hintergrund, daß Castelnau, Adjutant Napoleons III. den Kaiser in die preußische Kriegsgefangenschaft nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel begleitete und mit ihm auch bis zum 19. März 1871 dort verblieb. (Herrn Markus Bodeux, Herne, sei für die Hinweise auf die Matrikelnummer herzlich gedankt.)

Henri-Pierre Jean Abdon Castelnau (1814-1890) absolvierte eine rasche Karriere im französischen Generalstab und diente zunächst Marschall Bernard Pierre Magnan (1791-1865) und dann Marschall Jean Baptiste Philibert Vaillant (1790-1872) als Adjutant, bevor er 1859 als Oberst Adjutant Kaiser Napoleons III. (1808-1873, Kaiser von 1852-1870) wurde. In dieser Funktion verblieb er, inzwischen Divisions-General, bis in den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871.

Im Verlauf der Schlacht von Sedan am 1. September 1870 gerieten die französische Armee unter Marschall Patrice de Mac-Mahon (1808-1893) und Kaiser Napoleon selbst in starke Bedrängnis durch die deutschen Truppen. Napoleon III. entsandte seinen Adjutanten Castelnau als seinen Vertreter zusammen mit dem französischen General Emmanuel Félix de Wimpffen (1811-1884) zu den schwierigen Verhandlungen um die Kapitulation der französischen Armee.

Nach der Kapitulation und der Gefangennahme Napoleons III. begleitete Castelnau den Kaiser über Belgien in deutsche Kriegsgefangenschaft nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel, wo beide vom 5. September 1870 bis zum 19. März 1871 verbleiben mußten. Hier ist eine zeitgenössische Poskarte zu sehen, auf der u. a. Napoleon III. am Arm von Castelnau im Garten von Schloß Wilhelmshöhe zu sehen sind. (Klaus H. Feder sei für die Überlassung der Postkarte herzlich gedankt.) Nach seiner Rückkehr gab er den militärischen Dienst auf.

Der vierklassige (I. bis IV. Klasse, wobei die II. Klasse in zwei Stufen (mit oder ohne Bruststern) unterteilt war) Orden wurde von König Wilhelm I. (1797-1888, preußischer König seit 1861, Deutscher Kaiser seit 1871) 1861 aus Anlaß seiner Krönung in Königsberg am 18. Oktober 1861 gestiftet. Das Avers-Medaillon zeigte laut Estelmann (Estelmann, Mike: Neue Erkenntnisse zu den Modellen des Königlich Preußischen Kronenordens. Auf http://www.deutsche-gesellschaft-fuer-ordenskunde.de/DGOWP/links/dokumente/modelle-des-kronenordens/) zunächst eine nach oben spitz zulaufende mitrenförmige Krone, die zuweilen als "Bischofsmütze" bezeichnet wird (1. Modell - 1861- Ende 1862). Von 1863 bis 1868 zeigte sie eine kleine, sog. "heraldische" Krone (2. Modell) und von 1868 bis 1918 zeigte sie die sog. "große" preußische Königkrone (3. Modell).

Die Insignien konnten mit zahlreichen "Beizeichen" (Schwerter, Schwerter am Ring, Eichenlaub, Brillanten, Jubiläumszahl, rotem Kreuz, Emaille-Band des Roten Adler-Ordens - Kombinationen möglich) verliehen werden, was, ähnlich wie beim Roten Adler-Orden, zu einer großen "Artenvielfalt" führte. Mit dem Ende der Monarchie im November 1918 ist wurden die Verleihungen des Ordens eingestellt.