ADOLPH HESS AG, Auktion vom 22.5.1935 u.f.T., Wien.
ADOLPH HESS AG
Auktion vom 22.5.1935 u.f.T., Wien.
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[Katalog 228.] Sammlung Franz Trau: Münzen der römischen Kaiser. Frontispiz (mit Abbildern von Porträts der Besitzer dieser über drei Generationen aufgebauten Sammlung), 10 unpaginierte S. einschließlich eines ganzseitigen Abbilds von einem Gemälde mit der Zusammenkunft der Wiener Sammler Kenner, Missong, Franz Trau sen. und Karacek, 130 S. 53 Tfn. 4726 Nrn. Schwarzer Halbledereinband des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts, mit Eckbezügen, goldgeprägtem Rücken, 5 Bünden. Die Deckel außen bezogen mit blaugedrucktem, goldbestäubtem Marmorpapier. Die Orig.-Schätzpreisliste ist vor den Tfn. mit eingebunden.
Franz Trau senior (* 1843 in Klagenfurt, Ó 1905 in Wien) war Erbe der ältesten, von seinem Vater Carl (* 1811 in Frankenthal, Ó 1887 in Wien) 1850 gegründeten Teehandlung Wiens, die bis zum Jahre 1971 bestand. Aufbauend auf einen bereits vom Vater gegründeten Bestand sammelte Franz neben Münzen auch alte Kunst in breiter Fächerung. Noch zu Lebzeiten ließ er einen Teil seiner antiken Prägungen sowie einen Teil seiner neuzeitlichen Münzen und Medaillen neben numismatischer Literatur über die Brüder Egger versteigern. Seine Sammlung von Handschriften, Miniaturen des 12.-16. Jahrhunderts, Frühdrucken und Veröffentlichungen vom 16.-18. Jahrhundert versteigerte Gilhofer & Ranschburg in Wien am 27. und 28. Oktober 1905. Den übrigen Teil seiner Kunstsammlung ging an seinen gleichnamigen Sohn (* 1881, Ó 1931) Nach dem Tode von Franz Trau junior wurden andere Teile der Sammlung Trau in weiteren Partien versteigert (Münzen der römischen Kaiser: Adolph Hess Nachf./Gilhofer & Ranschburg, Auktion vom 22.5.1935; Kärntner Münzen des XVI.-XVIII. Jahrhunderts, Münzen aus Österreich und den Nachfolgestaaten, Personenmedaillen, numismatische Veröffentlichungen: Adolph Hess Nachf./Gilhofer & Ranschburg, Auktion vom 18.6.1935, Luzern; römische Münzen: Adolph Hess Nachf. Auktion vom 28.4.1936, Luzern; Teile der Antikensammlung Trau wurden von der Galerie Fischer 1954-1955 in 3 Auktionen aufgelöst).
Die Versteigerung erfolgte in Kooperation mit dem 1883 in Wien gegründeten Buch- und Kunstantiquariat Gilhofer & Ranschburg, das sich 1924 eine Niederlassung in Luzern gegründet hatte und an beiden Standorten auch Auktionen durchführte. Mit der Einverleibung Österreichs in das Deutsche Reich im Jahre 1938 wurde das Stammhaus samt seinen riesigen Lagerbeständen den jüdischen Besitzern de facto enteignet und die nun "arisierte" Firma als "Gilhofer & Ranschburg Antiquariats-Gesellschaft mbH" weiterbetrieben. In dessen Folge stellte auch die Luzerner Filiale nach 1939 ihren Geschäftsbetrieb ein. Der nach der Arisierung der Wiener Firma tätige Geschäftsführer erwarb 1950 die Rechte und Ansprüche an diesem Betrieb von den vormaligen Besitzern. Dieses Nachkriegsunternehmen, das zuletzt als Gilhofer KG firmierte, wurde 2004 in die bis heute bestehende Inlibris GmbH überführt. Der Geschäftsbetrieb der früheren Luzerner Filiale wurde 1956 unter neuer Leitung wieder aufgenommen und bestand bis in die Gegenwart als Gilhofer & Ranschburg GmbH.
Das Vorwort zum Katalog hat Günther Probzst verfasst (und ungewöhnlicherweise mit seinem in Österreich nach 1918 verbotenen Adelstitel "Freiherr von Probszt" unterzeichnet).