Orpheus. Einseitige Bronzegußplakette o. J. (um 1516)
MEDAILLEN
AKT UND EROS IN DER NUMISMATIK, Traditionen der Antike
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Einseitige Bronzegußplakette o. J. (um 1516), von Peter Vischer d. J. Über der Darstellung zwei elegische Distichen (Hexameter & Pentameter) in Latein: ORPHEA CVM SILVIS FLVVIOS ET SAXA MOVENTĒ / GRECIA LAET(HA)EOS FERT ADŸSSE []LAVIS / EVRYDICN ILLIC VITAE REVOCASSE PRIORI / SERVASSET STIGIO SI MODO PACTA IOVI (MOVENTĒ = moventem, Adysse = adiisse, so auch in der Hamburger Version, Laet(ha)eos ... J.N.): Orpheus, der zusammen mit den Wäldern Flüsse und Steine in Bewegung versetzen konnte, soll, wie Griechenland überliefert, zu den unterirdischen … gegangen sein, und habe Eurydike dort wieder ins frühere Leben zurückgerufen. Er hätte sie gerettet, wenn sie denn mit dem stygischen Jupiter übereingekommen wäre. Rechts in der Ecke das sprechende Wappen Peter Vischers: zwei aufgespießte Fische; der nackte Orpheus, der anachronistisch auf einer Violine spielt, dreht sich zu der nackten Eurydike um, die traurig ihren Kopf gesenkt hat und mit der erhobenen Linken ihr flatterndes Gewand festhält. Im Hintergrund lodern die Flammen der Unterwelt. 156,83 x 108,57 mm; 528,99 g. I. Weber, Deutsche, niederländische und französische Renaissance-plaketten 1500-1650, München 1975, Nr. 29.
Späterer Guß. Mit Aufhängevorrichtung, sehr schön
Exemplar der Auktion Teutoburger Münzauktion 52, Borgholzhausen 2010, Nr. 2502.
Die Verse sind, wenn man das gekürzte M von MOVENTĒ im ersten Hexameter nicht übersieht und die Kürzung bei EVRYDICN erkennt, bis auf den ersten Pentameter unproblematisch. ADŸSSE ist zweifellos als adiisse zu verstehen. LAETEOS ist wohl in Laetheos zu korrigieren. Die Verse gehen auf den Arzt und Humanisten Dirk van Ulsen/Theodoricus Ulsenius (geb. ca. 1460 in Zwolle, gest. 1508 in den Niederlanden; hielt sich für lange Zeit in Deutschland auf; in Nürnberg kam er in engen Kontakt mit Conrad Celtis, Hermann Schedel und Albrecht Dürer) zurück. Zur Darstellung vgl. F. Kugler, Beschreibung der in der Königl. Kunstkammer zu Berlin vorhandenen Kunst-Sammlung, Berlin 1838, 107: "Die Inschrift, ohne Zweifel von einem gelehrten Zeitgenossen des Künstlers verfasst und von letzterem bei der Modellirung wohl nicht ganz richtig gelesen." W. Wenk, Flaccus crebrius nobis volvendus. Horaz im Frühwerk des Konrad Celtis, Wiener Studien 104, 1991, 237-259; D. Wuttke, Theodoricus Ulsenius als Quelle für das Epigramm auf den Orpheus-Eurydike-Plaketten Peter Vischers des Jüngeren, Zeitschrift des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 20, 1966, 143-146.