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Adam und Eva. Silberdose o. J. (um 1536)

MEDAILLEN
AKT UND EROS IN DER NUMISMATIK, Biblische und christliche Traditionen

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Lot number 8208






Estimated price: 500.00 €
Hammer-price / sale price: 1,000.00 €


Adam und Eva.
Silberdose o. J. (um 1536), nach Hans Reinhart, unter Verwendung einer vergoldeten sächsischen Medaille von 1536. Adam und Eva, beide nackt, zu beiden Seiten des Apfelbaums, um den sich eine Schlange ringelt. Eva schickt sich an, einen Apfel zu pflücken; zu ihren Füßen allerlei Getier: Narwal (?), Ochs und Esel, Schwein und Schwan, Hirsch und Hase, links über einem Wappenschild mit den zwei gekreuzten (roten) Schwertern erschafft der Ernestiner Gottvater Eva aus der Rippe des Adam, rechts über einem stilisierten sächsischen Wappenschild ein Engel mit dem flammenden Schwert, der Adam und Eva aus dem Paradies vertreibt. In Umschrift der Text aus dem 1. Brief an die Korinther 15, 22 f. einige Buchstaben in Ligatur: ET · SICVT · IN · ADAM · OMNES · MORIVNTVR · ITA · ET · IN · CHRISTVM · OMNES · VIFICABVNTVR · VNVSQVISQVE · IN · ORDINE · SVO (22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. 23 Ein jeder aber in der für ihn bestimmten Ordnung). Auf einem kleinen Schriftband: IOANNS · FRIDERICVS · ELECTOR · DVX · SAXONIAE · FIERI · FECIT (Johannes Friedrich Kurfürst, Herzog von Sachsen, ließ dies herstellen)//Kreuzigungsszene: In der Mitte Christus am Kreuze, neben ihm die beiden Verbrecher (Schächer); die Signatur von H(ans) R(einhart) 1536 am Fuß des Kreuzes ist durch die Vergoldung überdeckt worden; der Soldat Longinus öffnet mit der Lanze die Seite Jesu, am Fuß des Kreuzes die zusammengesunkene Maria und der Evangelist Johannes, dem der sterbende Jesus seine Mutter anvertraut hatte; am Kreuz eine der drei Frauen, die Jesus nach Golgotha begleitet hatten; der römische Hauptmann zu Pferde und ein weiterer Soldat mit federgeschmücktem Helm; links im Hintergrund der Tempel von Jerusalem, rechts das leere Grab Jesu, er selbst oberhalb von ihm mit der Siegesfahne; in Umschrift: SICVT · MOSES · EREXIT · SERPE(n)TE(m) · ITA · CH(ristu)S · IN · CRVCE · EXALTATVS · ET · RESVSCITATVS · CAPVT · SERPE(n)TIS · CO(n)TRIVIT · VT · SALVARET · CREDE(n)TES (Wie Moses die Schlange errichtete, so hat der am Kreuze erhöhte und wieder erweckte Christus den Kopf der Schlange zertreten, auf dass er die Glaubenden errette). Auf Schriftband: SPES MEA IN DEO EST (Meine Hoffnung ruht auf Gott). 70,52 mm; 126,09 g.


Vergoldet, sehr schön

Exemplar der Auktion Dorotheum, Wien, November 2020, Nr. 1029.

Johannes Friedrich I. von Sachsen (Friedrich der Großmütige), der aus dem Haus der ernestinischen Wettiner stammte und ein Anhänger der Reformation und Förderer Luthers war, war von 1523 bis 1547 Kurfürst und Herzog von Sachsen. Nach der Schlacht bei Mühlberg, in der er Karl V. unterlag und gefangengenommen wurde, war er von 1547 bis 1554 nur noch Herzog von Sachsen. Er befand sich von 1547-1552 in kaiserlicher Gefangenschaft.

Zu der verwendeten Medaille vgl. M. Chr. Schlegel, Biblia in Nummis, das ist kurtzer Entwurff der vornehmsten biblischen Sprüche und Historien wie auf Medaillen, Ducaten, Thalern und andern Müntzen ... zu befinden, nach der Ordnung der Biblischen Bücher eingerichtet, Jena 1703, 2 f.: «So ließ auch Churfürst Johann Friedrich der I. zu Sachsen auf eine Medaille von 4. und 7. achtel Lothen gleichfalls das Bild Adams und Evae bringen / unter dem verbothenen Baum stehende / und zwar wie Eva den Apfel auf Einreden der Schlange abbricht; neben ihnen laufen allerhand Thiere von Gott anfangs erschaffen / oben rechtverts erkennet mann / wie Gott Evam aus Adams Riebe einer erschaffet / zur Lincken oben aber / wie der Engel sie mit dem Schwerte aus dem Garten treibet; etwas weiter unten lieget das Chur=Schild / mit dem Schwertern / zur Lincken unten das Sächsische Schild / mit dem Rauten-Crantze / unten darunter: IOANNS FRIDERICUS ELECTOR DUX SAXONIE FIERI FECIT. Die Umschrift ist: ET SICUT IN ADAM OMNES MORIUNTUR, ITA ET IN CHRISTUM OMNES VIVIFABUNTUR UNUSQUISQUE IN ORDINE SUO. Auf dem Revers ersiehet man Christum / am Creutze zwischen zweyen Moerdern hangende / worunter drey Weibes Personen / seitverts auch der Jüdische Hauptman zu Pferde haelt / neben einem Soldaten / der mit einem Speer ihm die Seite öffnet / unter dem Creutz die Jahrzahl 1536. Etwas in der ferne lässet sich die Höle sehen / darein Christus nach dem Todte geleget worden / über solcher aber er selbst mit der Sieges Fahne stehende / gantz unten herum: SPES · MEA · IN · DEO · EST. Ganz außen die Umschrift: UT · MOSES · EREXIT SERPEΝTEm, ITA CHRistuS IN CRUCE EXALTATUS ET RESUSCITATUS CAPUT SERPEnTIS COnTRIVIT, UT SALVARET CREDEnTES. Vgl. ferner J.G. Hauschild, Beytrag zur neuern Münz- und Medaillen-Geschichte vom XVten Jahrhundert bis jetzo, nebest einem raisonnirenden Verzeichniß einer beträchtlichen Sammlung von Medaillen in allen Classen und von allem Metall, Dresden 1805, 203 Nr.1205; K. Domanig, Die deutsche Medaille in kunst- und kulturhistorischer Hinsicht, Wien 1907, 762; Kathrin Meukow, Hans Reinhart. Das Entstehen einer neuen Kleinkunst am Anfang des 16. Jahrhunderts, Unveröff. Magisterarbeit Halle, 2009.