Teaserbild
Trennline

FIALA, E.

NUMISMATIC LITERATURE
DEUTSCHLAND, FIALA, E.

Back to the list

  Lot number 1001




Estimated price: 1,000.00 €
Hammer-price / sale price: 1,200.00 €


FIALA, E.
Münzen und Medaillen der Welfischen Lande. Set der Teile 1-11, beinhaltend: 1. Teil: Prägungen der Zeit der Ludolfinger, Brunonen, Billinger, Supplingenburger etc. Leipzig/Wien 1916. 143 S. 6 Tfn. 2. Teil: Die Welfen in den Sachsenlanden. Das alte Haus Braunschweig. Das alte Haus Lüneburg. Prägungen der Burgunder, der Welfen in Bayern, Italien etc. Leipzig/Wien 1910. 173 S. 11 Tfn. 3. Teil: Das alte Haus Braunschweig, Linie zu Grubenhagen. Mittelbraunschweig-Mittellüneburg. Leipzig/Wien 1906/1907. 112 S. 5 Tfn. 4. Teil: Das mittlere Haus Braunschweig, Linie zu Wolfenbüttel. Leipzig/Wien 1906. 268 S. 19 Tfn. 5. Teil: Das mittlere Haus Braunschweig, Linie zu Calenberg. Leipzig/Wien 1904. 53 S. 4 Tfn. 6. Teil: Das neue Haus Braunschweig zu Wolfenbüttel. Leipzig/Wien 1907/1908. 292 S. 18 Tfn. 7. Teil: Das neue Haus Braunschweig zu Wolfenbüttel II. (Bevern). Leipzig/Wien 1909. S. 295-466, Tfn. 19-27. 8. Teil: Das neue Haus Lüneburg (Celle) zu Hannover I. Leipzig/Wien 1912. 283 S. 14 Tfn. 9. Teil: Das neue Haus Lüneburg (Celle) zu Hannover II. Leipzig/Wien 1913. S. 287-587, Tfn. 15-36. 10. Teil: Das neue Haus Lüneburg zu Hannover III. Leipzig/Wien 1915. S. 591-766, Tfn. 37-44. 11. Teil: Das neue Haus Lüneburg zu England (Großbritannien). Leipzig/Wien 1917. 292 S. 16 Tfn. Unterschiedliche Einbände (siehe Anmerkung): Halbleinen (10x) und Ganzleinen (1x). (11)


Als Kustos der auf Schloss Cumberland im öberösterreichischen Gmunden aufbewahrten numismatischen Sammlung wurde Eduard Fiala 1898 von Ernst August Herzog von Cumberland, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (* 1845, † 1923), dem damaligen Chef des Hauses Hannover, beauftragt, diese Kollektion zu katalogisieren und zu publizieren. Fialas Bestandskatalog erschien zwischen 1904 und 1919 in 12 Teilen unter dem Titel "Münzen und Medaillen der Welfischen Lande". Der in unserem Konvolut nicht vertretene abschließende Teil mit dem Titel "Die Prägungen der münzberechtigten Geistlichkeit der Welfischen Lande" ist außerordentlich selten, da er ist im entbehrungsreichen Nachkriegsjahr 1919 nur in wenigen Exemplaren produziert worden ist und daher in nahezu sämtlich auf uns gekommenen Sets dieses numismatischen Inventarwerks fehlt.

Die Teile 3-5 sowie 7-10 sind mit einheitlichen Einbänden und mit in einheitlichen handschriftlichen Duktus betitelten Rückenschildern ausgestattet: Grünes Halbleinen, wohl des zweiten oder dritten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts, mit Eckbezügen, handgbeschriebenem Rückenschild aus Papier, die Deckel bezogen mit grün und schwarz geflecktem Achatmarmorpapier. Innerhalb dieser Gruppe tragen die Teile 3-5 und 10 auf den Spiegeln ihrer Vorderdeckel das Exlibris des Sammlers und numismatischen Autors Ferdinand Friedensburg. Aus dieser Gruppe sind drei Ausgaben zudem mit handschriftlichen Autorenwidmung von Eduard Fiala versehen: der 1904 erschienenen Eröffnungsteil des Gesamtwerkes (Verzeichnis der Münzen und Medillen des mittleren Hauses Braunschweig, sogen. Teil 5 der Katalogfolge) trägt auf der Titelseite in drei Zeilen die handschriftliche Autorenwidmung Zur freundlichen Erinnerung / überreicht vonE Fiala fec[it], der 1906 herausgegebene Katalog der Münzen und Medaillen des mittleren Hauses Braunschweig, Linie zu Wolfenbüttel (sogenannter Teil 4 der Publikationsfolge) ebenfalls auf der Titelseite die Autorenwidmung Zur freundlichen Erinnerung / 26/4 1906 E Fiala fec[it]. Ferner ist diesem Exemplar hinter dem Titelblatt ein handschriftlich erstelltes doppelseitiges Schreiben von Eduard Fiala, mit eingebunden worden, in dem er den Empfänger nicht namentlich, sondern mit dessen Amtsbezeichnung als "sehr geehrter Herr Regierungsrat" anspricht. Eine Widmung des Verfassers begegnet ebenfalls auf der Titelseite des 1915 publizierten Teils "Das neue Haus Lüneburg zu Hannover III" (sogen. 10. Teil), hier in der Version mit dem Wortlaut Herrn / F. F. Friedensburg / E Fiala fac[tor]. Dieses Zeugnis freundlicher Zueignung war einst auf den Umschlag der originalen Broschur notiert worden, blieb aber, nachdem der Buchbinder diesen entfernt und den Katalog mit einem neuen Einband versehen hatte, indes erhalten, da es passend zurechtgeschnitten und auf seinen heutigen Platz montiert worden ist.
Der Jurist Prof. Dr. Ferdinand Friedensburg (*1858 in Liegnitz, † 1930 in Hirschberg) durchlief eine Beamtenlaufbahn bis hin zum Oberregierungsrat in Breslau und zum zeitweiligen Senatspräsidenten von Berlin. Aus seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Numismatik ging eine ganze Reihe von Aufsätzen und Monographien, insbesondere zur schlesischen Münzkunde hervor. Als Honorarprofessor lehrte er Numismatik an der Breslauer Universität. In seine Privatsammlung integrierte er u. a. Brakteaten der Nordharzer Region, so aus Halberstadt und Quedlinburg, auch feine Exemplare aus dem Fund von Freckleben sowie bedeutende Münzen der Sammlung Friedrich Schwanecke (siehe E. Rappaport, Berlin, Auktion vom 27.9.1909). Ferner konnte er den im 13. Jahrhundert niedergelegten Hortfund von Lubnice (Polen) mit besonderen Prägungen westfälischer Münzstände geschlossen für seine eigene Kollektion erwerben und publizieren. Während er seine Münzsammlung noch zu Lebzeiten versteigern ließ (Adolph E. Cahn, Auktion 52, Frankfurt/Main, 27.10.1924 u.f.T.; Adolph E. Cahn, Auktion 57, Frankfurt/Main 26.10.1926, dort seine "einzigartige Sammlung" Magdeburger Moritzpfennige, Kat.-Nr. 445-645), kam seine umfangreiche Bibliothek erst nach seinem Tode unter den Hammer (Adolph E. Cahn, Frankfurt/Main, Auktion  67 vom 10.5.1930). Im Auktionskatalog der Bücherbestande Ferdinand Friedensburgs wurden unter Los-Nr. 81 zehn zwischen 1904 und 1917  erschienene, in Halbleinen gebundenene Teile von Fialas Publikationsfolge "Münzen und Medaillen der Welfischen Lande" angeboten. Die einheitliche Bindung der hier von uns offerierten Teile 3, 4, 5, 7, 8, 9 und 10 lässt in Kombination mit den nachgewiesenen Exlibris und Autorenwidmungen darauf schließen, dass diese Bestandteil der Versteigerung von Friedensburgs Bibliothek gewesen sind.

Auf dem Spiegel des Vorderdeckel des hinsichtlich seiner Provenienz bereits erwähnten Katalog der Münzen und Medaillen des mittleren Hauses Braunschweig, Linie zu Wolfenbüttel (sogenannter Teil 4 der Publikationsfolge) aus dem Jahre 1906 ist oberhalb des dort befindlichen Eignerzeichens von Ferdinand Friedensburg folgender späterer handschriftlicher Besitzereintrag vermerkt worden: Sammlerfreuden. / Georg Pfanneberg, Hannover, / Kleefeld, Kantstr. 3. / 4. Band. Der Genannte (*1869, † 1946) handelte schon als Student mit Münzen. Von 1898 bis 1926 führte er in Göttingen ein Antiquitätengeschäft. Anschließend verlegte er seinen Wirkungsraum auf selbem Gebiet in die Stadt Hannover und arbeite zudem in der Münzenhandlung des jüdischen Kaufmanns Henry Seligmann (* 1880 in Segeberg, gestorben 1933), den er schon 1903 im Rahmen einer geschäftlichen Transaktion kennen gelernt hatte und seitdem in freundschaftlichen Kontakt stand. Pfannebergs Tätigkeit umfasste auch die Erstellung von Auktionskatalogen und Lagerlisten. Nach Henry Seligmanns Tod wurde die Firma als Ladengeschäft von dessen Witwe Alma, trotz des Drucks der nationalistischen Machthaber auf die jüdischen Unternehmer zunächst noch einige Jahre weitergeführt. Georg Pfanneberg blieb weiterhin deren Mitarbeiter, bis sich Frau Seligmann aus der Firma zurückzog, um aus Deutschland auszuwandern. Er dürfte um 1937 die Münzenhandlung übernommen haben. Sein Ladengeschäft, das er mit dem Namen „Sammlerheim Sammlerfreuden“ am Georgsplatz betrieb, fiel 1945 dem Bombenkrieg zum Opfer.

Für die Provenienz der übrigen Teile dieser Publikationsfolge in unserem Konvolut gibt es keinerlei Hinweise auf frühere Besitzer. Der 1916 verlegte sogen. 2. Teil mit den Beschreibungen der Prägungen der Zeit der Ludolfinger (Ottonen), Bruonen, Billinger, Supplingenburger etc. hat einen grünen Ganzleineneinband, wohl aus dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Die in identischer Manier gestalteten Einbände derTeile 2 und 11 (erschienen 1910 und 1917),eurden gemäß eines Empfehlungsetiketts auf den Spiegeln ihrer Vorderdeckel vom Buchbindebetrieb Georg Hoffmann in Braunschweig wohl im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts gestaltet als rotbraune Halbleineneinbände mit entsprechenden textilen Eckbezügen und Deckelbezügen aus einem Prägepapier mit Reptilienledermuster sowie Vorsätzen aus mehrfarbigen Kammstrichmarmorpapier. Der sogenannte 6. Teil von 1907-1910 bekam wohl während des zweiten oder dritten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts seinen schwarzen Halbleineneinband, dessen Deckel mit scharz und umbrafarben getönten Rieselpapier bezogen sind.