Adliges Jungfrauenstift zu Vadstena [Vadstena adliga jungfrustift]. Lovisa-Ulrika-Stiftszeichen der residierenden Stiftsdamen, 1. Modell (mit rot-weißen Flammen zwischen den Kreuzarmen), 1., schwerere Ausführung mit emaillierten Krönchen, Gold emaill
EUROPÄISCHE ORDEN UND EHRENZEICHEN
KÖNIGREICH SCHWEDEN, KÖNIGREICH SCHWEDEN
Back to the list
RR 1, II
Es handelt sich hierbei um eine seltene Anfertigung wohl aus dem dritten Quartal des 18. Jahrhunderts, eindeutig identifizierbar an der blauen Emaillierung der Krönchen wie auch an der Gesamtausführung. Leider ist keine Gewichtsangabe möglich, da das Kreuz fest mit dem Schulterband verbunden ist. Carl Wilhelm Freiherr Cederhielm (1705-1769) machte 1734 im schwedischen Reichstag den Vorschlag, in Schweden ein Kloster für unverheiratete adlige Töchter zu errichten. Auf Antrag der in Schweden introduzierten Ritterschaft und mit Zustimmung des Reichstages wurde das Stift 1738 errichtet. König Fredrik I. (1676-1751, seit 1720 König von Schweden, seit 1730 Landgraf von Hessen-Kassel) stellte hierfür das im Auftrag Gustavs I. Wasa (1496-1560, König seit 1523) zwischen 1545 und 1620 errichtete Schloß Vadstena in Östergötland in Südschweden. Jedoch wurde das Stift erst 1747 mit Leben erfüllt, nachdem Kronprinzessin Lovisa Ulrika (1720-1782, geb. Prinzessin von Brandenburg-Preußen, Gemahlin Adolf Friedrichs von Schweden, Königin von 1751 bis 1771) die Schirmherrschaft übernommen hatte. Am 6. Mai 1747 überreichte sie den ersten Stiftsdamen Ottiliana Gräfin Lagerberg geb. Vellingk (1696-1766 – erste Äbtissin), Charlotta Freiin Hamilton af Hageby und Maria Freiin Falkenberg af Trystorp (1720-1760) das von ihr gestiftete und später nach ihr benannte Stiftszeichen. Die Verwaltung des Stiftes oblag dem evangelisch-lutherischen Bistum Linköping. Das Stift fand jedoch wenig Unterstützung im schwedischen Adel, und 1758 legte die nunmehrige Königin Lovisa Ulrika die Schirmherrschaft nieder. 1822 ging die Verwaltung des Stifts vom Bistum Linköping an die Direktion des Schwedischen Ritterhauses in Stockholm. Das Stift existiert auch heute noch. Das Stiftszeichen wird von residierenden Stiftsdamen an einem Schulterband getragen und von nicht residierenden Stiftsdamen an einer Schleife an der linken oberen Brustseite. Für 1892 gibt Gritzner (in GD S. 220) eine Zahl von 733 Stiftsdamen an, jedoch dürften es heute erheblich weniger sein. (Vgl. GR S. 219 f. Und: Wijnbladh, Hanna: Om Vadstena Adliga Jungfrustift. In: Idun, 13. Jahrgang, Nr. 19 vom 12. Mai 1900. S. 295 ff.)